Wer die jüngsten Nachrichten zum Touristik-Konzern TUI nicht verfolgte, ist am Dienstag wahrscheinlich geschockt: Die TUI-Aktie verliert fast die Hälfte an Wert. Doch hinter dem vermeintlichen Crash steckt die vierte Kapitalerhöhung. Die Aktie wird heute ex Bezugsrecht gehandelt. Damit relativiert sich der Verlust deutlich.
Am Dienstag hat die Umsetzung der Kapitalerhöhung von TUI begonnen. Mit dem zusätzlichen Kapital will der weltgrößte Reiseanbieter die Corona-Hilfen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Deutschland nun vollständig zurückzahlen.
Gelingt die Kapitalerhöhung, wird TUI etwa 1,8 Milliarden Euro frisches Kapital von seinen Aktionären bekommen haben. Heute werden die Papiere des Reisekonzerns ex Bezugsrecht gehandelt. Für drei bestehende Aktien erhalten die Anteilseigner das Recht zum Erwerb acht neuer Papiere. Wer von seinem Bezugsrecht Gebrauch machen will, muss zusätzlich je 5,55 Euro für die neuen Papiere zahlen. Insgesamt stehen bis zum 17. April 328,9 Millionen Papiere zum Verkauf.
Russischer Oligarch bleibt außen vor
TUI-Großaktionär Alexej Mordaschow kann allerdings nicht mitziehen, weil der russische Oligarch Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs unterliegt. Seine 30,9 Prozent an TUI dürften damit deutlich verwässert werden.
Die TUI-Bezugsrechte (ISIN: DE000TUAG1E4) wurden im frühen Handel zu 6,92 Euro gehandelt, während der Kurs der Aktien 8,50 Euro betrug. In Summe waren dies 15,42 Euro. Gegenüber dem Xetra-Vortagesschluss von 15,72 Euro ergibt sich damit für die TUI-Aktie (ISIN: DE000TUAG505) rechnerisch ein Abschlag von 1,9 Prozent.
Gegen Mittag haben sich die Preise deutlich verschoben und zwar nach unten. Das Bezugsrecht wird nur noch zu 5,99 Euro gehandelt, die Aktie bei 8,10 Euro. Zusammen ergibt das 14,09 Euro – ein deftiger Abschlag zum TUI-Xetra-Schluss von gut zehn Prozent.
Stimmen zu TUI
Als der Tourismus wegen der Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2020 zusammenbrach, hatte der deutsche Staat TUI mit 4,3 Milliarden Euro gestützt, um eine Pleite zu verhindern: 1,3 Milliarden Euro davon waren Stille Einlagen und drei Milliarden Euro KfW-Kredite. Inzwischen hat sich das Reisegeschäft kräftig erholt. Dem Bund winkt aus der Rettungsaktion nach Berechnungen von Reuters ein Gewinn von mindestens 600 Millionen Euro.
"Die TUI verfügt damit wieder über eine gute Bilanzstruktur, und wir setzen alles daran, die Ertragskraft des Konzerns weiter zu verbessern", sagte TUI-Chef Sebastian Ebel am Freitag. "Die Buchungsentwicklung ist weiterhin sehr ermutigend." Er hatte im Dezember mit dem Bund vereinbart, die Staatshilfen spätestens bis Ende 2023 zurückzuzahlen.
"Alles in allem ein sinnvoller Schritt", sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Sollten mit den nächsten Quartalsergebnissen nun wieder Gewinne ausgewiesen werden, könnte auch TUI die schwere Pandemiezeit endgültig abhaken."
Einsschätzung zur TUI-Aktie
Kapitalerhöhungen sind immer eine Kursbelastung für die Unternehmen. Sollten die TUI-Anleger ihr Bezugsrecht nicht ausüben und die entsprechenden Mitteilungen von Bank oder Broker ignorieren, dann werden die Bezugsrechte unlimitiert am letzten Handelstag automatisch aus dem Depot verkauft. Schon heute werden offenbar viele Bezugsrechte verhökert.
In den kommenden Tagen dürfte es einen regen, recht volatilen Handel von TUI-Aktie und -Bezugsrecht geben. BÖRSE ONLINE rät Anlegern nicht zuletzt wegen der weiteren Verwässerung durch diese vierte Kapitalerhöhung, weiterhin an der Seitenlinie zu verharren.
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(Mit Material von Reuters)