€uro am Sonntag: Der Gewinn von TUI ist im abgelaufenen Geschäftsjahr um fast 60 Prozent eingebrochen. Woran lag das?
Friedrich Joussen: Mit 893 Millionen Euro haben wir in einem schwierigen Geschäftsjahr trotzdem ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Das Flugverbot für die Boeing 737 Max hat uns knapp 300 Millionen Euro gekostet. Ohne diese Belastung wären wir auf dem Rekordniveau des Vorjahres gelegen. In unseren Kerngeschäften Hotels, Kreuzfahrten und Aktivitäten am Urlaubsort sind wir erneut gewachsen. Diese Geschäfte tragen inzwischen 75 Prozent zum Ergebnis bei.
Wie wollen Sie von der Pleite Ihres Konkurrenten Thomas Cook profitieren?
Wir peilen an, rund ein Drittel der frei gewordenen Kapazitäten zu besetzen. Im Moment konzentrieren wir uns vor allem auf den britischen Markt, in Holland und Belgien sehen wir Potenzial. In Deutschland besteht Überkapazität im Flugmarkt, da wird man sehen. Wir haben in den Urlaubsländern mit Hoteliers verhandelt, beliebte Hotels von Thomas Cook übernommen und zusätzliche Flugrechte gesichert.
Haben Sie Interesse am Kauf von Condor oder anderer Teile von Thomas Cook?
Meine Haltung ist bekannt: Wir sind aktive Beobachter und wir brauchen eine Konsolidierung, insbesondere im Flugmarkt.
Sie haben eine neue Dividendenpolitik angekündigt. Die Aktionäre bekommen zunächst deutlich weniger als früher. Warum?
Die neue Dividendenstrategie eröffnet uns Freiräume für Investitionen in den Umbau der TUI zum Digitalunternehmen. Allein 2020 investieren wir dafür einen zweistelligen Millionenbetrag. Trotzdem werden wir 30 bis 40 Prozent des Nachsteuer-ergebnisses ausschütten, mindestens
0,35 Euro je Aktie, und wir bleiben damit ein verlässliches und interessantes
Investment für die Aktionäre.