Während der DAX zuletzt einen Rekordstand nach dem anderen erreichte, liegen viele Aktien aus der zweiten und dritten Reihe zu Schnäppchenpreisen auf dem Wühltisch. Wir stellen Aktien wie TUI vor, die selbst bei einer Kursverdopplung nicht teuer wären.
Besonders stark eingebrochen sind im Zuge der Nebenwerte-Baisse die Immobilienaktien. Da wegen der hohen Inflation und der gestiegenen Zinsen die Kaufpreise für Wohnungen sanken, belasteten ab 2022 Wertberichtigungen die Branche. Trotzdem liegt der sogenannte NAV (Net Asset Value, der Wert des Immobilienvermögens abzüglich Schulden) von Deutsche Wohnen (DW) immer noch über 40 Euro je Aktie.
Seit 2021 hält Vonovia, der größte börsennotierte Immobilienkonzern der Republik, rund 87 Prozent an DW. Aus steuerlichen Gründen war eine Aufstockung drei Jahre lang nicht möglich, doch diese Frist ist abgelaufen. Vonovia strebt daher nun mit dem Finanzinvestor Apollo einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag an, womit auch ein Abfindungsangebot an die freien Aktionäre verbunden sein soll. Das müsste auf jeden Fall über dem jetzigen Kurs liegen.
Bei einem Tausch von DW- in Vonovia-Aktien sollte ein Gegenwert von etwa 28 Euro herausspringen. Wer nicht tauscht, könnte mit einer jährlichen Garantiedividende von mindestens 1,20 Euro pro Anteilschein entschädigt werden. Kommt es dann später zu einem Squeeze-out (Zwangsabfindung), müsste ein Wertgutachten den fairen Kurs festsetzen, der sich etwa auf Höhe des NAV bewegen dürfte. Falls sich das Verfahren in die Länge zieht, arbeitet die Zeit für die Anleger. Die Zinsen sind zuletzt gesunken, weshalb die Immobilienpreise wieder anziehen. Das steigert den Wert der 140 000 DW-Wohnungen und damit auch den NAV. Kursziel: 40 Euro.
TUI-Aktie – 20 Euro sind langfristig drin
Die Aktie des führenden europäischen Touristikkonzerns TUI kostete um die Jahrtausendwende 150 Euro. Heute ist das Papier für ein Zwanzigstel dieses Betrags zu haben. Dabei sind die Hannoveraner seit zwei Jahren auf einem guten Weg. Zumindest laufen die Geschäfte wesentlich besser als unmittelbar nach dem Corona-Crash, der die Reiseaktivität weltweit bremste und dafür sorgte, dass TUI mit Staatsgeldern gestützt werden musste.
Trotzdem notierte die Aktie im Jahr 2021 bei wesentlich schlechterer Geschäftslage teilweise über 20 Euro, was langfristig wieder erreichbar sein sollte. Kurzfristig sind zwölf Euro realistisch. Da die Staatshilfe zurückbezahlt ist und die Zahl der Buchungen zuletzt sogar auf Rekordniveau lag, sieht sich der Konzern auf Kurs, die geplante Umsatzsteigerung von zehn Prozent im zu Ende gehenden Geschäftsjahr zu erreichen. Der Gewinn soll um etwa 25 Prozent zulegen.
Die Eigenkapitalquote ist wegen der Corona-Belastungen zwar noch recht dürftig (2023 waren es zwölf Prozent), doch auch sie verbessert sich kontinuierlich. Die Nettoverschuldung von 2,1 Milliarden Euro ist für einen Konzern, der weit mehr als 20 Milliarden Euro umsetzt, ebenfalls durchaus im Rahmen des Üblichen. Es gibt keinen Grund, warum der Kurs dauerhaft auf dem jetzigen ausgebombten Niveau verharren sollte.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Dort finden Sie noch weitere Aktien dieses Artikels, bei denen jetzt über 100 Prozent drin sein könnten.