Nach 60 bis 80 Prozent der Vorkrisenkapazität im Winter prognostizierte er für Ostern schon 90 Prozent. "Wir erwarten für den Sommer 2022 und die Hauptreisezeit die Rückkehr zu einem Buchungsniveau in etwa wie vor Corona 2019."
Dabei vertraut der Manager darauf, dass die Corona-Impfungen die Pandemie weiter eindämmen werden, auch wenn Omikron derzeit die Buchungen bremse. Doch der Effekt sei nicht besonders groß. Es gebe nur wenige Stornierungen oder Umbuchungen auf spätere Termine. Einen finanziellen Ausblick auf das seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2022 wagt der mit Staatshilfe gestützte Konzern trotzdem nicht.
VERLUST VERRINGERT
Im Schlussquartal, dem saisonal stärksten von Juli bis September, brockten vor allem die Reisebeschränkungen Großbritanniens für 60 Länder TUI einen operativen Verlust ein. Das Geschäft auf dem europäischen Kontinent war abgesehen von Skandinavien profitabel. Der weltweit größte Reiseveranstalter machte knapp 100 Millionen Euro Betriebsverlust, obwohl er seinen Quartalsumsatz auf 3,4 Milliarden Euro fast verdreifachte. Das Angebot war noch immer erst halb so hoch wie vor der Corona-Krise. Joussen sprach dennoch von einer erfolgreichen Sommersaison mit einer deutlichen Erholung. Denn vor Jahresfrist hatte TUI einen operativen Verlust von gut einer Milliarde Euro gemacht.
Im Gesamtjahr schrieb TUI unter dem Strich einen Nettoverlust von knapp 2,5 Milliarden Euro bei 4,7 Milliarden Euro Erlös. Der Umsatz ging damit um 40 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2020 zurück, der Konzernverlust war damals mit 3,1 Milliarden Euro aufgrund der Corona-Krise aber noch höher. Im vergangenen Jahr zählte der Tourismuskonzern 5,4 Millionen Gäste - in normalen Zeiten waren Umsatz und Gästezahl fast vier Mal so hoch. Schon jetzt zählt der Veranstalter für das laufende Geschäftsjahr 4,1 Millionen Buchungen. Zuversichtlich stimmt den TUI-Chef auch die Preisentwicklung, die im Winter im Schnitt 15 Prozent und im Sommer 23 Prozent höher als im abgelaufenen Jahr sei.
Die Virus-Pandemie mit globalen Reiseeinschränkungen brachte viele Unternehmen der Luftfahrt- und Tourismusbranche ins Wanken. Deshalb musste TUI so wie die Lufthansa mit Staatshilfen vor dem Aus gerettet werden. Der Steuerzahler stützte den Konzern mit 4,3 Milliarden Euro. Einen Teil davon zahlen die Hannoveraner mit einer 1,1 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung zurück. Zuletzt lag die Liquidität bei 3,5 Milliarden Euro, nachdem TUI das zweite Quartal in Folge Mittelzuflüsse erzielen konnte. Die Nettoverschuldung sank auf 5,0 von 6,4 Milliarden Euro. Weitere Kapitalerhöhungen seien nicht auszuschließen, erklärte Joussen.
rtr