Mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2019/20 (30. September) ist diese Rally nur schwer nachzuvollziehen. Der Umsatz reduzierte sich um 7,3 Prozent auf 9,48 Milliarden Euro und erreichte damit nur knapp das untere Ende der Prognosespanne. Unter dem Strich schrieb die spanische Tochter des Münchner Industrieriesen Siemens sogar einen Verlust von 918 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 140 Millionen Euro im Vorjahr. Nicht nur die Viruskrise sorgte für die schlechten Zahlen, auch zahlreiche hausgemachte Probleme wie im Geschäft mit Onshore-Windanlagen setzten Siemens Gamesa unter Druck.
Allerdings wird an der Börse die Zukunft gehandelt und diese erscheint durchaus rosig. Der seit Juni amtierende Konzernchef Andreas Nauen hat bereits zahlreiche Weichen gestellt, um in den kommenden Jahren zu alter Stärke zurückzufinden. Neben einigen Umstrukturierungen und Kostensparplänen hat Nauen auch mit Lars Krogsgaard einen erfahrenen Windkraftspezialisten als neuen Onshore-Chef ins Boot geholt.
Letztendlich sollen die Bemühungen das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen führen. Für das soeben begonnene Geschäftsjahr geht der Vorstand von einer bereinigten Ebit-Marge zwischen drei und fünf Prozent aus, zwei Jahre später soll die Rendite dann schon acht bis zehn Prozent erreichen. Innovationen sind ein Schlüssel zu höheren Erträgen. So hat die neue 5.X-Plattform eine 30 Prozent höhere Kapazität als ihr Vorgänger.
Dass Siemens Gamesa technologisch richtungweisend ist, zeigt sich nicht zuletzt im Auftragseingang. Im vergangenen Quartal flatterten Orders mit einem Rekordvolumen von 14,7 Milliarden Euro ins Haus, was den Auftragsbestand auf mehr als 30 Milliarden Euro erhöhte. Dies entspricht einer Steigerung um rund 19 Prozent. "Das Book-to-Bill-Verhältnis beträgt 1,6, und 91 Prozent unseres Umsatzes für das Geschäftsjahr 2020/21 sind bereits gedeckt", freut sich Chef Nauen.
Gehebelte Long-Wette
Die Aussichten auf eine deutliche Verbesserung im operativen Geschäft sowie das allgemein günstige Sentiment in der Renewable-Energy-Branche, das durch die Wahl von Joe Biden zum neuen US-Präsidenten zusätzlich unterstützt wird, dürfte der Siemens-Gamesa-Aktie weiteren Rückenwind verleihen. Mit dem Turbo Long von Morgan Stanley lässt sich ein positiver Kurstrend um mehr als das Fünffache hebeln.