Damit hat sich Costolo wieder etwas Luft verschafft. Zuletzt zeigten sich viele Analysten und Investoren verärgert über häufige Wechsel im Spitzenmanagement und ein vergleichsweise langsames Wachstum der Twitter-Gemeinschaft. Sie verweisen auf das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook, das mit 1,39 Milliarden Nutzern fast fünf Mal so viele zählt wie Twitter. Auch die starke Expansion des Messaging-Dienstes WhatsApp sowie des Fotoservices Instagram aus dem Hause Facebook werden als Argumente angeführt.

Bekanntgeworden ist Twitter mit den klassischen 140-Zeichen-Botschaften, auf die auch mitteilsame Politiker und Prominente gerne zurückgreifen. Nachbesserungen sollen nun für mehr Wachstum sorgen. Ziel ist es, die Bedienung zu vereinfachen und die Nutzer länger auf Twitter zu halten. Ferner soll die Reichweite erhöht werden, indem Werbeanzeigen an andere Internetseiten weitergeleitet werden. Ganz neu ist ferner eine Kooperation mit der führenden Internet-Suchmaschine Google, die Costolo in einer Analystenkonferenz bestätigte. Sie könne Twitter deutlich mehr Aufmerksamkeit bringen.

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Die Neuerungen sollen im aktuellen Vierteljahr zwischen 13 und 16 Millionen zusätzliche Nutzer bringen. Im Schlussquartal 2014 stieg die Zahl nur um vier Millionen auf zuletzt 288 Millionen. Costolo zufolge war der ungewöhnlich dürftige Zuwachs ein Ausrutscher, bedingt durch einen Fehler in Apples jüngst gestarteter Mobilgeräte-Software sowie saisonübliche Faktoren. Analyst Ronald Josey vom Wertpapierhandelshaus JMP Securities attestierte Costolo die richtige Strategie. Dieser habe gezeigt, dass er sich um Produktverbesserungen und die Interessen der Verbraucher kümmere. Kollege Shyam Patil von Wedbush Securities mahnte allerdings: "Jetzt müssen sie liefern."

Was die jüngsten Quartalsresultate angeht, konnte Twitter die Expertenschätzungen sogar übertreffen. Der Umsatz verdoppelte sich nahezu auf 479 Millionen Dollar. Unter dem Strich stand zwar ein Verlust von 125 Millionen Dollar. Rechnet man Sonderposten heraus, ergab sich aber ein Gewinn, der deutlich höher ausfiel als von Analysten erwartet.

Mit anhaltend starken Zuwächsen glänzt auch das Karriere-Netzwerk LinkedIn, dessen Quartalsumsatz um 44 Prozent auf 643 Millionen Dollar schnellte. Neue Mitglieder gewinnt das US-Unternehmen vor allem in wichtigen Auslandsmärkten wie China. Es erwirtschaftete zudem einen kaum veränderten Überschuss von gut drei Millionen Dollar. Im nachbörslichen US-Handel sprang der LinkedIn-Kurs am Donnerstagabend um acht Prozent nach oben.

Reuters