Tech-Milliardär Elon Musk verstärkt seine Bemühungen, sich den Weg für einen Ausstieg aus dem Deal zur Übernahme von Twitter offenzuhalten. In einem offenen Brief seiner Anwälte hieß es, Twitter weigere sich, von Musk eingeforderte Daten zu Spam- und Fake-Nutzerkonten auf der Plattform herauszurücken und dass Twitter damit seine Verpflichtungen "eindeutig verletzt" habe. Musk behalte sich daher alle Rechte vor, die Fusionsvereinbarung zu kündigen.
Twitter sei laut den Bedingungen des Übernahme-Deals aber dazu verpflichtet, Daten und Informationen zu liefern, die Musk mit Bezug zur Transaktion einfordere. Anders als von Twitter dargestellt, gelte diese Auskunftspflicht nicht nur für ganz beschränkte Zwecke.
Unterstützung von Staatsanwalt aus Texas
Rückendeckung bekam Musk vom Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Texas, Ken Paxton, der eine Untersuchung zu Twitters Angaben über die Zahl der Fake-Accounts verkündete. Das Unternehmen ist nun binnen drei Wochen aufgefordert, Informationen dazu zu liefern. Der Republikaner Paxton liegt schon länger im Clinch mit Twitter und anderen Online-Plattformen. Er wirft ihnen vor, konservative Ansichten zu unterdrücken.
Ein von Paxton vorangetriebenes texanisches Gesetz verbot den Online-Diensten, gegen jegliche Meinungsäußerungen von Nutzern vorzugehen. Ein Nebeneffekt davon wäre, dass die Plattformen zum Beispiel auch Hassrede nicht entfernen können. Das Gesetz wurde vom Obersten Gericht der USA ausgesetzt.
Musk bezweifelt öffentlich die Angaben von Twitter zur Anzahl von Spambots und Fake-Accounts. Der Chef von Tesla hatte sich im April mit Twitter geeinigt, den Kurznachrichtendienst für 54,20 US-Dollar je Aktie zu übernehmen. Bei Kursen von aktuell unter 40 Dollar - am Montag schloss die Twitter-Aktie anderthalb Prozent abgeschwächt bei 39,56 Dollar - sind die Anleger derzeit aber offenbar sehr skeptisch, ob es wirklich zu einem entsprechenden Geschäft kommt. Die Papiere von Tesla legten hingegen um 1,6 Prozent zu.
Einschätzung zur Twitter-Aktie
Anfang April war die Freude der Anleger noch groß gewesen, als Musk schlagartig zum größten Aktionär von Tesla wurde. Die Nachricht, dass der Tech-Milliardär einen Anteil von 9,2 Prozent hält, ließ die Anteilscheine seinerzeit um fast 28 Prozent in die Höhe springen. Musk gehört zu den bekanntesten Twitter-Nutzern. Am Folgetag zogen die Papiere auf bis zu 54,57 Dollar an und markierten damit den höchsten Stand seit Anfang November letzten Jahres.
BÖRSE ONLINE hatte bei der Twitter-Aktie Ende April auf hohem Niveau Teilgewinnmitnahmen empfohlen und den Rest bei 44 Dollar beziehungsweise 42 Euro mit einer recht engen Stopp-Loss-Order abzusichern. Ein Neueinstieg bei Twitter drängt sich angesichts der Querelen und unsicheren Aussichten für das Unternehmen derzeit nicht auf.
mmr mit dpa/rtr