Als Grund für seine Entscheidungen nannte er unter anderem die Führungsstärke seines Nachfolgers und sein Vertrauen in "den Ehrgeiz und das Potenzial" der Mitarbeiter. Ein mit dem Vorgang vertrauter Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Dorsey wolle sich nun auf den ebenfalls von ihm geleiteten Zahlungsabwickler Square konzentrieren.
Die Twitter-Aktie stieg nach der Ankündigung des Wechsels zunächst um neun Prozent, um im Verlauf ins Minus zu drehen. Square-Titel lagen leicht im Plus.
Agrawal schrieb in einer eigenen E-Mail, Twitter habe jüngst die Strategie aktualisiert, um ehrgeizige Ziele zu erreichen. "Ich halte diese Strategie für mutig und richtig", erklärte er. Der an der Stanford University ausgebildete Computerwissenschaftler stieß vor mehr als zehn Jahren zu Twitter. Zuvor arbeitete er bei Microsoft, Yahoo und AT&T Labs. Den Job des Technikchefs übernahm er Oktober 2017. Dabei trieb er unter anderem den Einsatz von maschinellem Lernen voran. Zudem war er ab Dezember 2019 am Project Blue Sky beteiligt, mit dem versucht wird, Falschinformationen und anderes schädliches Verhalten auf Twitter zu bekämpfen.
Die gültige Strategie sieht vor, den jährlichen Umsatz bis 2023 zu verdoppeln. Twitter hat in den vergangenen Monaten versucht, die seit Jahren anhaltende Kritik an dem Vorgehen des 2006 gegründeten Unternehmens abzuwehren. So soll der Konzern zu langsam neue Features für die 211 Millionen täglichen Nutzer einführen und gegenüber rivalisierenden sozialen Medien wie Instagram und TikTok zurückfallen. Auch Dorseys Doppelrolle als Chef von Twitter sowie von Square war von Investoren kritisiert worden. Der Hedgefonds Elliott Management verlangte Anfang 2020 seinen Rücktritt.
In Dorseys Amtszeit fielen unter anderem die vielbeachteten Konfrontationen mit den damaligen Präsident Donald Trump. Diese gipfelten in der Twitter-Verbannung des Republikaners nach der Erstürmung des Kapitols Anfang Januar. "Ich liebe diesen Dienst und diese Firma", schrieb Dorsey in seiner E-Mail an die Mitarbeiter. Diese schloss er mit dem Hinweis ab, dass er das Schreiben auch online auf Twitter stellen werde. "Mein einziger Wunsch ist, dass Twitter das transparenteste Unternehmen auf der Welt ist", schrieb er in dem Nachsatz, der mit dem Gruß endete: "Hi mom!"
rtr