RealDonaldTrump, so lautet der Name des Twitter-Accounts des amtierenden US-Präsidenten. Doch was der "wahre" Präsident so an Nachrichten verbreitet, ist oftmals umstritten - und gelegentlich illegal. Kürzlich rief Trump die Wähler dazu auf, unter bestimmten Umständen ihre Stimme zur anstehenden Wahl zweimal abzugeben, einmal per Post und einmal im Wahllokal, damit keine "wertvolle Stimme" verloren gehe. Weil das gegen das Gesetz verstößt, kennzeichnete der Nachrichtendienst diesen Trump-Tweet mit einem Warnhinweis.
Es war nicht das erste Mal, dass Social-Media-Dienste zu diesem Mittel greifen mussten. Schon im Sommer gerieten Twitter, aber auch Facebook mit dem US-Präsidenten aneinander. Damals drohte Trump den Unternehmen, ihre Warnhinweise einfach zu verbieten.
In der Folge verlor die Twitter- Aktie fast zehn Prozent. Die Einbußen wurden in einem starken Marktumfeld jedoch schnell wieder hereingeholt. Insgesamt läuft die Aktie dem Markt und insbesondere anderen Branchenvertretern weit hinterher: Auf Jahressicht brachte Twitter Anlegern in Dollar gerechnet keinen Zuwachs. Der breite US-Index S & P 500 legte hingegen um mehr als 18 Prozent zu, die Aktie des Konkurrenten Facebook, der wie Twitter von Einnahmen aus der Werbung lebt, schaffte ein Kursplus von knapp 60 Prozent.
Der Unterschied zwischen Facebook und Twitter: Während der Social-Media-Primus Milliardengewinne schreibt, meldete Twitter für das erste Halbjahr rote Zahlen. Die Pandemie belastet die Werbeerlöse, Twitter hängt überdies stärker als andere von kurzfristigen Kampagnen rund um Sportveranstaltungen, Konzerte oder Produkteinführungen ab. Diese Bereiche laufen derzeit noch auf Sparflamme.
Für eine positive Überraschung sorgte jedoch der deutliche Anstieg der Nutzerzahlen. Per Ende Juni waren täglich 186 Millionen Menschen auf der Plattform aktiv, das bedeutete ein Plus von 22 Prozent seit Jahresbeginn. Der Zulauf ist ein Indiz dafür, dass der Nachrichtendienst sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat.
Die gestiegenen Nutzerdaten sorgen für höhere Erlöse pro Kampagne. Vorausgesetzt, wirtschaftliches und soziales Leben normalisieren sich weiter, sollte der Umsatz des Kurznachrichtendiensts anziehen. Spätestens wenn Twitter das Wachstum in Gewinne wandelt, sollte auch der Aktienkurs anspringen. Mutige Anleger nutzen die Chance mit einem Call.
INVESTOR-INFO
Anlauf aufs Jahreshoch
Die Pandemie hat die Erlöse aus Werbung stark belastet, zugleich aber das Interesse an der Nachrichtenplattform vergrößert. Das Wachstum der Nutzerzahlen wurde an der Börse honoriert. Die US-Aktie hat sich vom März-Tief erholt, notiert aber noch unter dem Niveau von vor einem Jahr. Wird der Widerstand bei 40 Dollar nachhaltig genommen, sind neue historische Bestmarken möglich.