Ein Blick auf die App, Ziel eintippen, kurz auf den Wagen warten und einsteigen: So mancher Städter, der öffentliche Verkehrsmittel meiden will, ungern in die Pedale tritt und Taxis zu teuer findet, nutzt stattdessen Clevershuttle. "Ride Pooling" heißt dieses Modell, man könnte es auch schlicht Sammeltaxi nennen: Ein Fahrer pickt Fahrgäste auf, die einen ähnlichen Weg haben, und der Fahrpreis wird geteilt. Das Ganze funktioniert CO2-neutral, da meist Elektro- oder mit Wasserstoff betriebene Autos eingesetzt werden. Eigner der Firma ist die Deutsche Bahn. Mit Flinkster betreibt sie bereits ein Carsharing-Modell, über Call a Bike stellt sie Räder zum Teilen zur Verfügung, und ein E-Scooter-Verleih wird gerade getestet.

Megatrend Teilen
Damit liegt die Bahn, zumindest hier, voll im Trend. Autos, Wohnungen, Hunde-sitter, Werkzeuge, Nachbarschaftshilfe, Möbel, Musik, Bilder, Kleider, Filme und sogar Lebensmittel - mittlerweile gibt es kaum etwas, was nicht geteilt wird. Für die einen geben ökologische Aspekte den Ausschlag, für andere ist es schlicht wirtschaftlicher, Dinge gemeinsam mit anderen zu nutzen.

Allein in Deutschland, so schätzt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, betrug das Marktvolumen des Bereichs Sharing im vergangenen Jahr 24 Milliarden Euro - ein Plus von mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In der repräsentativen PwC-Studie gaben 44 Prozent der Befragten an, einen Sharing-Dienst zu nutzen. "Treiber der Share Economy sind ganz klar die unter 40-Jährigen", sagt Studienleiter Nikolas Beutin. Ein Trend, der sich fortsetzen dürfte, denn immer häufiger wird gefragt: Warum soll ich den vollen Preis für etwas bezahlen, was ich lediglich für kurze Zeit nutze?

Der Sieger kriegt alles
Neu ist die Idee des Teilens nicht. So bringen beispielsweise Genossenschaften traditionell Menschen zusammen, die Güter gemeinsam nutzen. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass sie häufig auch deren Eigentümer sind. Beim Teilen über Plattformen ist dies nicht der Fall. Überhaupt ist Technologie der Erfolgsgarant für das neue Haben: Je einfacher das Handling, je besser das Marketing und je höher der Nutzen, desto erfolgreicher das Modell. "Die IT-Plattform sorgt dafür, dass Teilen ganz einfach wird und praktisch keine Transaktionskosten mehr entstehen", sagt PwC-Partner Beutin.

Längst ist dieser Trend auf die Börse übergeschwappt. Unternehmen wie Netflix, Spotify, Lyft und jetzt auch Uber sind bereits notiert. Andere wie WeWork und Airbnb könnten bald folgen. Gemeinsam ist ihnen eine Bewertung in Milliardenhöhe, hohe Umsatzzuwächse, gleichzeitig aber auch meist riesige Verluste. So wird der Streamingdienstleister Netflix in diesem Jahr voraussichtlich 3,5 Milliarden Dollar mehr ausgeben, als er einnimmt. Doch die Wachstumsraten stimmen, deshalb sieht der Markt derzeit noch über diesen Makel hinweg. Im Niedrigzinsumfeld ist Geld zuhauf vorhanden. Sowohl in Finanzierungsrunden als auch über einen Börsengang wird den Unternehmen das Geld nahezu hinterhergeworfen (siehe Seite 17). Die Techkonzerne nehmen es dankend an: Denn nur wer schnell wächst und möglichst viele Kunden gewinnt, wird letztendlich Geld verdienen. Oder wie Experte Beutin es formuliert: "The Winner takes it all."

Seite 2: Mobilität: Bitte einsteigen

Mobilität: Bitte einsteigen


Allein diese Zahl müsste Autofahrer stutzig machen: Durchschnittlich 45 Minuten nutzen sie ihr Fahrzeug am Tag. Den Rest der Zeit wartet es darauf, gefahren zu werden. Es verstopft die Städte, ohne Nutzen zu stiften. In der Wirtschaft nennt man dieses Phänomen totes Kapital. Doch Dinge ändern sich: Carsharing ist mittlerweile mehr als ein Spaß für urbane Hipster.

Der Trend zum Teilen hält bereits seit einigen Jahren an. "Ride Hailing", "Ride Sharing" oder "Carsharing" lauten die Schlagwörter im Dschungel des Autoteilens - je nachdem, ob man gefahren werden möchte, sich mit anderen das Auto teilt oder sich einen Wagen mietet, um selbst zu fahren. Laut Bundesverband Carsharing waren in Deutschland Anfang des Jahres 2,46 Millionen Kunden bei einem Anbieter angemeldet, 350 000 mehr als im vergangenen Jahr. Und in der Branche rumort es: So verkaufte Sixt seinen DriveNow-Anteil für gut 200 Millionen Euro an den bayerischen Autohersteller BMW. Der wiederum tat sich beim Carsharing mit Daimler zusammen. Unter dem Namen Share Now geht der neue Dienst an den Start.

Im Gegenzug baut auch Sixt die Palette der Mietmöglichkeiten aus. Auf einer neuen App spielen die Bayern die gesamte Mietklaviatur: Kunden können sich Autos damit nicht nur tageweise, sondern auch im Minuten- oder Stundentakt leihen. Oder ein Taxi, wahlweise einen Chauffeurdienst bestellen. Sixt nennt es Rent, Share, Ride. Die klassische Autovermietung verschmilzt mit anderen Formen des Teilens. Sixt Share ist bislang in Berlin und Hamburg am Start, München folgt in Kürze. Das Positive: Sixt verdient Geld. Im ersten Quartal blieben vor Steuern 47 Millionen Euro übrig. Operativ ist dies etwas weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Anlaufkosten für die Plattform Sixt One und höhere Investitionen im Ausland drückten auf das Ergebnis. Das Potenzial ist allerdings groß, das hat auch der Markt erkannt. Nachdem der Aktienkurs innerhalb weniger Monate bis Anfang Dezember um mehr als ein Drittel eingebrochen war, läuft er nun wieder aufs alte Hoch zu.

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Chance nach der Talfahrt


Neu im Angebot ist auch die Zusammenarbeit mit internationalen Fahrdiensten in insgesamt 250 Städten. In den USA ist dies etwa Lyft. Vor Kurzem erst feierten die Kalifornier ein fulminantes Börsendebüt. Ende März leuchtete der erste Kurs des Unternehmens bei 87,24 Dollar auf. Das waren 20 Prozent mehr als der Ausgabepreis von 72 Dollar. Damit war das gesamte Unternehmen mit 30 Milliarden Dollar bewertet. Mit der Herrlichkeit war es allerdings schnell vorbei: Die Notiz stürzte bis auf 51 Dollar ab. Was bei vielen anderen Techbörsengängen zu beobachten war, etwa bei Facebook, passierte auch bei Lyft: In den Tagen nach dem Börsengang nehmen Anleger Gewinne mit, um später wieder zurückzukommen.

Vermeintlich schlechte Quartalszahlen beschleunigten die Talfahrt der Aktie: Der Verlust für die ersten drei Monate lag bei 1,1 Milliarden Dollar, der Konzern erwartet für das Gesamtjahr das größte Minus der Unternehmensgeschichte. Allerdings, und das gibt Hoffnung: Lyfts Umsatz verdoppelte sich auf 775 Millionen Euro. Erste Analysten sind der Meinung, dass die Aktie durchaus einen Kauf wert ist. So sieht die Credit Suisse Kurse von 95 Dollar.

Bekanntlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt. Diese scheint für die umstrittenen Anbieter von Fahrdiensten positiv zu sein. Alternativ zum Taxi steigen immer mehr Leute bei Uber, Lyft und Co ein. Und als nächstes Geschäftsmodell könnte die Möglichkeit geboten werden, sich Waren über Fahrdienste liefern zu lassen. Hier könnte für UPS, Fedex oder DHL neuer Wettbewerb entstehen.

Wie Uber hat auch Lyft das Fahren ohne Fahrer im Visier. Demnächst können Kunden Autos von Waymo auf der Plattform buchen: Die Alphabet-Tochter ist führend bei autonomem Fahren. In einem Vorort von Phoenix, Arizona, startete sie einen ersten Robotaxi-Dienst mit ausgewählten Testpersonen. Demnächst holen Wagen von Waymo Lyft-Kunden ab. Bislang ist aber lediglich ein Testlauf mit zehn Autos geplant. Setzt sich autonomes Fahren durch, werden auch Uber und Lyft davon profitieren. Denn der Fahrer ist der größte Kostenblock. "Entfällt dieser, werden diese Unternehmen zu Cashmaschinen", so Experte Beutin. Anleger sollten bei Lyft trotz roter Zahlen einsteigen. Und nach einem Kursrücksetzer ist auch die Alphabet-Aktie wieder einen Kauf wert.

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Unterhaltung: Streaming boomt


Auch die Unterhaltungsbranche befindet sich im Umbruch. Geteilt wird mittlerweile alles: Musik, Filme, Serien, Bücher oder Podcasts. Einigen Branchen hat der Trend zum Streaming aus der Krise geholfen. Noch vor wenigen Jahren brach der Musikindustrie das Geschäft weg, vor allem illegale Downloads und stagnierende CD-Umsätze sorgten für schlechte Stimmung. Mit dem Einzug des Streaming hat sich das gravierend geändert. Laut Branchenverband IFPI stieg der globale Umsatz der Musikindustrie im vergangenen Jahr um 9,7 Prozent auf 19,1 Milliarden US-Dollar - das vierte Wachstumsjahr in Folge. In Deutschland macht der Anteil digitaler Musik am Gesamtumsatz von 1,58 Milliarden Euro mittlerweile 57 Prozent aus. Der Anteil von Alben und CDs liegt aktuell noch bei 43 Prozent.

Ähnlich wie in der Musikindustrie verändern sich auch die Fernsehgewohnheiten. Laut Umfrage der Unternehmensberatung Simon-Kucher sinkt die Nachfrage nach linearem TV drastisch, und das weltweit. Rund 60 Prozent der befragten Personen gaben an, dass Streaming das klassische Fernsehen ersetzen wird.

Fraglos sind die Bewertungen der börsennotierten Unternehmen hoch, wie bei so vielen Techfirmen. Beispiel Netflix: Einem Umsatz von 4,5 Milliarden Euro steht ein Gewinn von 344 Millionen Dollar gegenüber. Gerechtfertigt wäre die aktuell hohe Bewertung, wenn die Wachstumsraten passen würden. Diese zu halten wird aber schwieriger: Zwar sollen auch im aktuellen Quartal fünf Millionen neue zahlende Abonnenten dazukommen. Allerdings wären dies knapp eine halbe Million weniger als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres.

Und weiterhin verbrennen die US-Amerikaner eine Menge Geld. Zudem wird der Wettbewerb härter: Mit Hulu, Amazon, Walt Disney oder Apple kämpft Netflix in einem extrem starken Wettbewerbsumfeld. Gut möglich, dass der Konzern sich über kurz oder lang andere Erlösmodelle, etwa über Werbung, sucht oder die Preise erhöht, wie er es aktuell in Deutschland bereits ankündigte.

Mit Werbung macht Roku schon länger gute Geschäfte. Ursprünglich Anbieter von Streamingsticks, erlöst der Konzern mittlerweile deutlich mehr über die eigene Plattform. Jeder dritte in den USA verkaufte smarte Fernseher hat die Roku-Plattform vorinstalliert, im Vorjahr war es lediglich jeder vierte. Roku ist mit seinem Betriebssystem für Smart-TV weltweit Marktführer. Tausende von Kanälen können teilweise kostenfrei gestreamt werden. Geld erlösen die Kalifornier hauptsächlich über Werbung, aber auch mit Lizenzen. Über ihren Kanal wurden allein im ersten Quartal 8,9 Milliarden Stunden gestreamt, ein Plus von 74 Prozent. Die Zahl der aktiven Nutzer kletterte auf 29,1 Millionen - ein Zuwachs von 40 Prozent.

Noch erwirtschaftet das Unternehmen einen kleinen Verlust, wächst allerdings kräftig. Walt Disney hat bereits angekündigt, seinen neuen Kanal Disney+ über die Plattform zu vertreiben. Auch Apple ist mit seinem neuen Steamingdienst dabei.

Das sollte den Umsatz von Roku weiter ankurbeln. Allein vergangene Woche kletterte der Kurs nach Bekanntgabe der Quartalszahlen um 28 Prozent. In einem halben Jahr hat er sich damit knapp verdreifacht. BÖRSE ONLINE hatte die Aktie als "Tipp des Jahres" bei 26,75 Euro empfohlen. Aktuell notiert sie bei 74 Euro. Vorstandschef Anthony Woods bleibt zuversichtlich: "Es gibt noch viel Platz für Wachstum, für uns ist das eine riesige Chance." Angesichts der Euphorie nehmen Anleger jetzt aber besser erst mal Teilgewinne mit.

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Musik wieder in Mode


Einen Blick wert ist auch der schwedische Online-Streamer Spotify. Bislang ist es weder Amazon noch Apple gelungen, den Skandinaviern Marktanteile abzunehmen. Aktuell zählt der Konzern 100 Millionen Bezahlkunden. Zusammen mit den Gratiskunden kommt er auf mehr als 200 Millionen Nutzer. Dahinter rangiert Apple mit 50 Millionen. Doch auch Spotify verbrennt noch Geld. Das liegt zum einen daran, dass die Schweden viel Geld für Lizenzen und ihr Marketing ausgeben. Aber auch daran, dass sie stark in den Ausbau von Podcast-Aktivitäten investieren. Bis zu 500 Millionen Euro könnten in dem Boomsegment ausgegeben werden. In diesem Jahr wurden bereits zwei Firmen übernommen. Spotify will zur Nummer 1 bei der Produktion und Verbreitung von Podcasts werden. Wir stufen den Titel auf "Kaufen" hoch.

Reisen: Unterwegs im Internet
Wann waren Sie das letzte Mal im Reisebüro, um Ihren Urlaub zu buchen? Wo informieren Sie sich, wenn Sie sich einen Eindruck von einem Hotel verschaffen wollen? An Bewertungs- und Buchungsportalen kommt kaum mehr jemand vorbei. Es ist der Ort, auf dem Urlauber loben, toben und Tipps für Unterkünfte geben. Hotels, die die besten Bewertungen bekommen, gehen gern damit hausieren. Im weiteren Sinne kann man also auch diese Portale zur Sharing Economy zählen. Das bekannteste ist wohl Tripadvisor. Zuletzt musste der Titel im Zuge der Börsenkorrektur Federn lassen. Grund waren die eher schwachen Wachstumsraten und die Zurückhaltung in der Hotelbranche. Was häufig vergessen wird: Die US-Amerikaner arbeiten profitabel und haben zuverlässige Zahlungsströme, nehmen also mehr Geld ein, als sie ausgeben, und sie sind kaum verschuldet.

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Arbeiten: Teilen mit den anderen


Angesagt sind derzeit sogenannte Working Spaces: Arbeitsplätze, die individuell vermietet werden - über Stunden, Tage, Wochen oder Monate. Häufig handelt es sich um Großraumbüros, in denen sich Mitarbeiter verschiedener Unternehmen die IT-Infrastruktur, Konferenzräume, Küche, Duschen und vieles mehr teilen. Das wohl bekannteste Unternehmen ist WeWork  - es steht kurz vor dem IPO.

Bereits an der Börse notiert ist die in London ansässige Workspace Group. An 65 Standorten bietet der Konzern in der britischen Hauptstadt Büro-, Studio- und Industrieflächen zur Vermietung und gemeinsamen Nutzung an. Über einen REIT können Anleger investieren. Die Gruppe dürfte davon profitieren, dass der Trend zum flexiblen Mieten weitergeht. In London ist das Unternehmen unangefochtener Marktführer mit langer Historie, gegründet wurde er bereits 1987. Insgesamt finden die Briten den Mittelweg zwischen einer kurzfristigen geteilten und der Langzeitvermietung. Aufgrund der geringen Verschuldung sollte sich auch der bevorstehende Brexit nicht stark auswirken. Zwar ist die Gruppe nicht so bekannt wie der US-Wettbewerber, dafür ist die Aktie deutlich günstiger, als es die von WeWork sein wird.

Seite 7: Finanzen: Kredite für alle

Finanzen: Kredite für alle


Sollte es von der Bank kein Geld geben, die Summe zu niedrig oder der Gang zum Geldinstitut zu anstrengend sein, leihen sich immer mehr Kreditnehmer Geld über das Internet. Auf Plattformen, neudeutsch P2P, treffen sich Leute, die Geld verleihen und solche, die einen Kredit aufnehmen wollen. So kommen über die Masse erkleckliche Beträge zusammen.

Wenige Firmen in diesem Bereich sind börsennotiert. Eine der größten ist die kalifornische Lending Club Corporation. Ihre Börsenhistorie hat jedoch Makel: Nach dem Debüt im Herbst 2014 ging es schnurstracks bergab. Falsch deklarierte Kredite und weitere Ungereimtheiten brachten den Aktienkurs zu Fall. Der Gründer musste abtreten. Es dauerte einige Zeit, bis der Skandal abflaute. Aktuell hat sich der Titel wieder etwas erholt. Die Zahlen für das erste Quartal überraschten positiv: Das Fintech-Unternehmen bediente insgesamt drei Millionen Kreditnehmer und erwirtschaftete einen kleinen Gewinn von zwei Cent je Aktie. Der Aktienkurs erlebt ein Revival. Bei manchem Titel könnte sich das neue Haben lohnen. Es bleibt allerdings eine heiße Wette, die nicht immer aufgehen wird.

Seite 8: Neuemissionen: Uber macht es vor, andere könnten bald folgen

Neuemissionen: Uber macht es vor, andere könnten bald folgen


Es war ein Stotterbörsengang: Schon der Ausgabepreis des Fahrtenvermittlers Uber lag mit 45 Dollar unter dem, was sich Investoren vorgestellt hatten. Letztlich konnte der Kurs des Techunternehmens auch dieses Niveau nicht halten: Gestartet bei 42 Euro, ging die Uber- Aktie noch etwas niedriger aus dem Handel. Dennoch kommt das Unternehmen auf eine Bewertung von 70 Milliarden Dollar.

Doch was macht die Kalifornier so sexy? Es sind sicherlich nicht die hohen Gewinne. Denn diese existieren nicht. Der Quartalsverlust liegt bei einer Milliarde Dollar, der Umsatz legte im vergangenen Geschäftsjahr um 41 Prozent auf 11,3 Milliarden Dollar zu. Zudem ist noch nicht einmal ansatzweise klar, wann und ob Uber überhaupt schwarze Zahlen schreiben wird. Im Börsenprospekt warnte die Firma, sie werde eventuell nie Gewinne erwirtschaften.

Doch letztlich ist es auch nicht das Ziel des 2009 gegründeten Unternehmens, kurzfristig hohe Gewinne zu schreiben. Vielmehr ist es die Vision, langfristig etwas noch Größeres aufzubauen. Bislang dominiert Uber den Markt für das Ride Sharing, also die Bestellung eines Fahrdiensts per App. Doch denkt Uber-Chef Dara Khosrowshahi viel weiter: Er will ein Unternehmen aufbauen, das sämtliche Arten der Mobilität beherrscht. Das können Frachtvermittlungen sein, Essenslieferungen, der Verleih von Rollern und vieles mehr. Je weniger Fahrer dafür eingesetzt werden müssen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass schwarze Zahlen geschrieben werden. Und irgendwann will der Kapitalmarkt diese sehen. Anleger bleiben erst mal an der Seitenlinie.

Seite 9: WeWork und Airbnb auf dem Sprung

WeWork und Airbnb auf dem Sprung


Schwarze Zahlen gibt es auch bei WeWork noch nicht. Und das ist nicht das Einzige, was die Firma mit Uber eint. Auch dieses Unicorn (Unternehmen, die durch Kapitalrunden bereits vor dem Börsengang mit mehr als einer Milliarden Dollar bewertet sind) ist bereits jetzt unvorstellbar viel wert: Gemessen an der letzten Finanzierungsrunde kommt WeWork auf eine Bewertung von 50 Milliarden Dollar. Dabei ist das Geschäftsmodell schlicht: Die Kalifornier mieten Gebäudeflächen, peppen diese auf und vermieten sie weiter, meistens an andere Firmen. Aktuell bekommt auch WeWork das Geld von Investoren nachgeworfen.

Das Modell funktioniert so lange gut, wie die Zinsen niedrig sind und die Konjunktur läuft. Geht es mit der Wirtschaft bergab, kommt es im schlimmsten Fall zu einer Rezession, werden Unternehmen auch weniger Flächen anmieten. Dann wird es Leerstände geben, und das könnte auch WeWork treffen. Der Zeitpunkt des Börsengangs hängt also auch davon ab, wie es an den Märkten weitergeht. Der Antrag für den IPO liegt seit November bei der US-Börsenaufsicht.

Ein ganz heißer Kandidat für einen Börsengang ist auch der Vermieter von Ferienwohnungen Airbnb. Noch in diesem Jahr könnte es zum lang ersehnten IPO kommen. Die US-Amerikaner bieten in 191 Ländern mehr als sechs Millionen Unterkünfte an. Auch Airbnb kämpft gegen große Widerstände. Weil immer mehr Wohnungen professionell von Privatleuten teuer vermietet werden, kommen immer weniger einheimische Mieter an bezahlbare Wohnungen. Dennoch: Homesharing liegt voll im Trend und wird auch immer mehr von Geschäftsreisenden genutzt. In einer Umfrage gaben rund ein Viertel der Deutschen an, Airbnb auf Businessreisen schon in Anspruch genommen zu haben. Das Unternehmen wächst stark und schreibt dem Vernehmen nach bereits seit Längerem schwarze Zahlen. Die Bewertung dürfte aktuell bei rund 30 Milliarden Euro liegen.