Kaiser Franz Joseph regiert, eine gigantische Weltausstellung im Prater rückt die österreichische Hauptstadt in den internationalen Fokus, an der Börse in Wien platzt eine Spekulationsblase - gleichzeitig wird dort 1873 UBM als Union-Baumaterialien-Gesellschaft gegründet.
Bereits in diesem Jahr ist das Unternehmen börsennotiert, schon 1912 beteiligt sich die Baufirma Porr. Aus der Ziegelproduktion verabschiedet sich UBM und konzentriert sich auf die Immobilienentwicklung - seit Mitte der 90er-Jahre unter dem verstaubt anmutenden Namen UBM Realitätenentwicklung. Wenn sich die Firma im Mai nun in UBM Development umbenennt, steht das für den Wandel, den sie in den vergangenen Monaten vollzogen hat - und für den nächsten Wachstumssprung, zu dem sie mit der gerade laufenden Kapitalerhöhung ansetzt.
Mitte 2014 verkauft die Immobilienfirma CA Immo ihren 25-Prozent-Anteil an UBM. Der andere große Eigner Porr greift zu, sichert sich eine Dreiviertelmehrheit. Sein Ziel: das eigene Entwicklungsgeschäft abspalten und mit UBM verschmelzen. Porr positioniert sich als reiner Baukonzern, UBM wächst massiv. Die Produktionsleistung steigt von 287 Millionen Euro 2013 auf 483 Millionen im vorigen Jahr, der Überschuss von 13,5 auf 28,2 Millionen Euro. Die Dividende wurde deshalb von 62 Cent auf 1,25 Euro verdoppelt.
Auf Seite 2: Kapitalerhöhung soll neuen Antrieb geben
Für weiteren Schub soll jetzt eine Kapitalerhöhung über netto 76,3 Millionen Euro sorgen. Der Großteil der zwei Millionen neuen Aktien ist schon an ausgewählte Investoren verkauft, bis 6. Mai können nun die Altaktionäre für drei alte Aktien je eine neue zum Preis von 40 Euro erwerben. Die beiden UBM-Großaktionäre, Porr-Chef Karl-Heinz Strauss und Investor Klaus Ortner, lassen ihren Anteil verwässern. Der Streubesitz - Mitte 2014 bei zwölf Prozent und mit Übernahme des Porr-Entwicklungsgeschäfts auf 41 Prozent gestiegen - soll so 60 Prozent erreichen.
Von zahlreichen Bestandsimmobilien will sich UBM trennen, die Schulden damit senken und die Eigenkapitalquote von 25 gen 40 Prozent treiben. Derweil ist die Projektpipeline gut gefüllt mit Wohnungen, Hotels und Büros in den Kernmärkten Österreich, Deutschland und Polen. Weiteres Volumen soll dank der Kapitalerhöhung gestemmt werden. Weil Immobilien bei Investoren derzeit so begehrt sind, kann UBM die Projekte zum Teil schon vor Baubeginn vollständig verkaufen.
Immo-Entwicklern haftet der Ruf eines, verglichen mit Bestandshaltern, höheren Risikos an. UBM hat aber selbst in den Jahren der Finanzkrise profitabel gearbeitet. Mit der Neuaufstellung ist frischer Schwung ins traditionsreiche Unternehmen gekommen - und in die Aktie. Nebenbei: Auch die Anleihen von UBM zählen zu den Favoriten von BÖRSE ONLINE.