Die UBS zollt den schärferen Kapitalanforderungen der Aufsichtsbehörden und den rekordtiefen Zinsen Tribut. Auch im Kerngeschäft mit reichen Privatkunden läuft es nicht mehr rund. Die Schweizer Großbank schraubte daher ihr Rendite-Ziel zurück. Konzernchef Sergio Ermotti sieht dennoch keinen Anlass für radikale Veränderungen. "In den vergangenen vier Jahren haben wir gezeigt, dass unser Geschäftsmodell für unsere Kunden und Investoren funktioniert", sagte er am Dienstag. Dank des von Ermotti verordneten radikalen Umbaus der Bank ist die UBS nach Einschätzung von Analysten europäischen Großbanken bei der Rendite und der Widerstandsfähigkeit der Bilanz um Jahre voraus.

Im dritten Quartal schaffte die UBS den höchsten Quartalsgewinn seit mehr als fünf Jahren. Vor allem dank einer Steuergutschrift verdreifachte die Bank den Überschuss auf 2,1 Milliarden Franken. Negativ zu Buche schlug dagegen eine Erhöhung der Rückstellungen für Rechtsfälle um fast 600 Millionen Franken. Ins Gewicht fallen dabei vor allem US-Verfahren im Zusammenhang mit fragwürdigen Hypothekengeschäften.

Auch im eigentlichen Geschäft kämpft das Geldhaus mit Gegenwind. Wie viele andere Schweizer Firmen mit ausländischen Kunden leidet die UBS unter dem starken Franken. Die niedrigen Zinsen lasten auf den Erträgen, während gleichzeitig die verschärften Kapitalanforderungen der Schweizer Aufseher die Kosten in die Höhe treiben. Das Ziel einer Eigenkapitalrendite von über 15 Prozent erreicht die UBS deshalb nicht wie geplant schon im kommenden Jahr, sondern erst 2018. Der aktuelle Wert liegt bei 14,5 Prozent. Analysten befürchten zudem, dass die Dividendenauszahlungen leiden könnten, die UBS-Aktie sackte um 5,3 Prozent ab und zog damit die gesamte Schweizer Börse ins Minus.

Selbst mit dem Aufschub der Rendite-Ziele hat die Bank allerdings noch immer einen Vorsprung auf die Rivalen Credit Suisse und Deutsche Bank, die sich ebenso wie die britischen Häuser Barclays und Standard Chartered in einem tiefgreifenden Konzernumbau befinden. Die UBS hatte hingegen schon vor vier Jahren begonnen, das kapitalintensive Investmentbanking zurückzufahren und vor allem auf die Vermögensverwaltung zu setzen. KeplerCheuvreux-Analyst Dirk Becker rechnet damit, dass Credit Suisse und Deutsche Bank im nächsten und möglicherweise auch im übernächsten Jahr nur auf einstellige Renditen kommen dürften.

Während sich das Investmentbanking im dritten Quartal überraschend gut schlug, bremsten die starken Ausschläge der Finanzmärkte das Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS. Angesichts der schlechteren Wirtschaftsaussichten und der jüngsten Börsenturbulenzen in China sitzen die Kunden auf den Händen. Das schadet den Banken, weil die mit Käufen und Verkäufen von Aktien und anderen Wertpapieren verbundenen Gebühreneinnahmen sinken.

Gleichzeitig holte die Bank bei reichen Privatkunden nur noch 200 Millionen Franken an neuen Geldern herein, das ist der niedrigste Wert seit Ende 2010. Vor Jahresfrist waren es fast zehn Milliarden Franken. Die UBS trennt sich von Kunden, die zu wenig abwerfen. Aber auch der bisherige Wachstumsmotor Asien ist ins Stottern geraten.

In Asien ist die UBS in der Vermögensverwaltung gegenwärtig der unangefochtene Marktführer, könnte aber schon bald die Credit Suisse im Nacken haben, die unter ihrem neuen Konzernchef Tidjane Thiam voll auf die Region setzt. "Wir werden nicht stillsitzen", sagte Ermotti. Die verschärfte Konkurrenz dürften nach Einschätzung des UBS-Chefs vor allem Anbieter in der zweiten und dritten Reihe zu spüren bekommen.

Die UBS baut zudem die Konzernspitze um. Finanzchef Tom Naratil übernimmt Anfang 2016 die Leitung des Amerika-Geschäfts. Sein Nachfolger wird Kirt Gardner, der gegenwärtig Finanzchef eines Teilbereichs ist. Auch die Posten des Risikochefs, des Chief Operating Officers und des Asien-Chefs werden neu besetzt.

Reuters