Der positive Ergebnistrend bei den DAX-Konzernen hat sich auch im zweiten Quartal fortgesetzt. Eine ganze Reihe von Unternehmen - darunter Adidas, Allianz, BASF, BMW, Telekom und Post - konnte die ohnehin schon ambitionierten Erwartungen übertreffen. Ausgerechnet die vom Dieselskandal gebeutelten Autokonzerne fuhren die höchsten Gewinne ein: Volkswagen erwirtschaftete ein Vorsteuerergebnis von 4,5 und Daimler von 3,7 Milliarden Euro. Für Enttäuschungen sorgten dagegen die Finanzwerte Commerzbank, Deutsche Bank und Deutsche Börse, aber auch Conti und Siemens.
Nach der Einschätzung des LBBW-Analysten Wolfgang Albrecht hat sich die Dynamik des Gewinnanstiegs im Vergleich zum ersten Quartal zwar etwas abgeschwächt. Der positive Ergebnistrend halte jedoch an. "Die Unternehmen haben weiter Rückenwind vom stabilen globalen Wachstum, profitieren von niedrigeren Energiekosten und der lockeren Geldpolitik der EZB."
Starker Euro wird spürbar
Signifikante Impulse für die unruhige Börse konnten die Zwischenberichte allerdings nicht liefern. Fast alle DAX-Konzerne haben inzwischen ihre Zahlen vorgelegt - nur die Quartalsbilanz von RWE wird erst am Montag präsentiert. "Mehr als zwei Drittel der Firmen steigerten den Gewinn je Aktie im Vergleich zum Vorjahresquartal. Beim Umsatz gelang dies deutlich mehr als 80 Prozent", bilanziert Postbank-Analyst Heinz-Gerd Sonnenschein.
Im zweiten Halbjahr dürfte sich allerdings der inzwischen gegenüber dem Dollar erstarkte Euro zunehmend auch im Zahlenwerk der Konzerne negativ bemerkbar machen. Laut einer LBBW-Umfrage rechnet etwa die Hälfte der DAX-Unternehmen mit negativen Nettoergebnis-Effekten. Befeuert wird die Eurostärke durch Spekulationen über eine Normalisierung der EZB-Geldpolitik. Parallel dazu schwächt schwindendes Vertrauen in die Reformpläne der US-Regierung den Dollar.
Vorsichtigere Ausblicke
"Wenn der Höhenflug des Euro anhält, dürften die DAX-Konzerne in den kommenden Monaten spürbare Umsatzeinbußen erleiden", heißt es bei der Beratungsgesellschaft EY, die am Montag eine Bilanz zu den DAX-Zwischenberichten vorlegen will. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben diesmal nur wenige Konzerne ihren Ausblick für die Geschäftsentwicklung im Gesamtjahr angehoben. Neben Lufthansa, Allianz und Volkswagen zählte dazu der Sportartikler Adidas.
Angetrieben vom Absatzboom bei Sportschuhen und -bekleidung legte der Umsatz im zweiten Quartal um 20 Prozent auf fünf Milliarden Euro zu. Die Drei-Streifen-Marke konnte den großen US-Konkurrenten Nike und Under Armour Marktanteile abnehmen. "Wir werden Umsatz und Gewinn schneller steigern als erwartet", sagte Vorstandschef Kasper Rorsted und kündigte "aggressive" Marketing-Investitionen an.
Lufthansa wiederum lieferte im zweiten Quartal einen Rekordgewinn von 740 Millionen Euro, angetrieben von einem regen Sommerurlaubsgeschäft. Der Konzern wittert zusätzlich Chancen durch die Schwäche strauchelnder Konkurrenten wie Air Berlin oder Alitalia. Zwar schloss Lufthansa-Chef Carsten Spohr eine Alitalia-Übernahme aus. Dennoch könne Lufthansa in Italien künftig eine aktivere Rolle spielen. Bei Air Berlin schielt Lufthansa vor allem auf die Flugzeugflotte.
Einige Unternehmen stehen trotz guter Zahlen wegen hausgemachter Probleme enorm unter Druck. Dazu zählt vor allem der durch den Dieselskandal erschütterte Volkswagen-Konzern. Dadurch geraten auch die Sanierungserfolge bei der Kernmarke VW in den Hintergrund.
"Die unruhige Börsenfahrt der letzten Wochen wird zunächst andauern", erwartet LBBW-Analyst Sonnenschein. "Spätestens im vierten Quartal dürften sich die Notierungen aber wieder erholen und der DAX bei 13 000 Punkten das Jahr beenden."