Bert Flossbach

Der Vermögensverwalter und Manager des FvS Multiple Opportunities rechnet mit steigenden Goldpreisen zum Jahresende

"Sicherheitsgold gehört ins Portfolio"

Herr Flossbach, gehört Gold in das Portfolio eines Anlegers?

Gold dient in einem Portfolio als Versicherung gegen bekannte und unbekannte Risiken. Unserer Meinung nach sollte es deshalb elementarer Bestandteil eines diversifizierten Vermögens sein. Die Währung der letzten Instanz gewinnt an Bedeutung, wenn die Menschen das Vertrauen in die Papiergeldwährungen wie Dollar, Euro oder Yen verlieren. Je schneller die Zentralbankgeldmengen wachsen, desto eher wird das der Fall sein. Deshalb raten wir dazu, zehn Prozent des liquiden Vermögens in Sicherheitsgold zu investieren.

Sicherheitsgold? Die Wertentwicklung ist bei Gold zweitrangig?

Zumindest sollte man bei Sicherheitsgold nicht ständig auf die Wertentwicklung schauen. Darüber hinaus ist es aber natürlich legitim, Gold aus taktischen Erwägungen zu kaufen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Spekulationsoder Performancegold.

Wie sieht es in Ihrem Fonds aus? Haben Sie dort Sicherheits- oder Spekulationsgold?

Der Goldanteil ist 2013 gesunken, weil wir trotz Mittelzuflüssen nicht zugekauft hatten. Ende 2013 haben wir jedoch begonnen, den Anteil wieder leicht auf rund zehn Prozent aufzustocken. Wir haben also eher Sicherheitsgold - das aber 2014 positiv zur Performance beitragen sollte.

Der Goldpreis wird steigen?

In den kommenden Monaten könnten die Abflüsse bei Goldfonds ihre finale Phase erreichen - und den Preis nochmal drücken. Das Rückschlagpotenzial ist wegen der Nachfrage in den Schwellenländern jedoch begrenzt. Ende 2014 dürfte der Goldpreis deutlich höher notieren als heute. Steigt der Preis, kommen die Spekulanten wieder, die meist in Gold-ETFs investieren. Höchstpreise sind aber erst zu erwarten, wenn Investoren Gold wieder als Währung der letzten Instanz sehen.

Auf Seite 2: Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank

Ulrich Kater

Der Chefvolkswirt der Deka Bank, das Wertpapier- und Fondshaus der Sparkassen, hält Gold für ein riskantes Investment

"Der Wert ist eher subjektiv"

Herr Kater, der Goldpreis ist abgestürzt. Ist da eine Blase geplatzt?

Bei Gold von einer Blase zu sprechen, ist vielleicht nicht ganz richtig. Bei Unternehmen kann man sich an Umsätzen und Unternehmensgewinnen orientieren und damit den inneren Wert einer Aktie errechnen. Bei Gold ist das anders. Gold hat eher einen subjektiven Wert, einen Wohlfühlwert.

Das heißt, alle Prognosen zum Goldpreis sind sinnlos?

Es gibt schon Einflussfaktoren, etwa die Gebrauchsnachfrage in Ländern wie China oder Indien, die große Mengen an Gold kaufen. Trotzdem ist Gold eine Krisenwährung. Hegen Menschen Misstrauen gegen das Papiergeld, steigt der Goldpreis.

Dass er nun gefallen ist, heißt im Umkehrschluss, dass das Vertrauen in die Finanzmärkte und das Geldsystem zurückgekehrt ist?

Genau - wenigstens vorübergehend. Meiner Meinung nach bleibt unser Geldsystem zumindest in den kommenden Jahren funktionsfähig. Deshalb wird auch der Goldpreis erst einmal nicht mehr stark steigen.

Anleger sollten also die Finger von Gold lassen?

Wenn man eine Affinität zu Gold hat, spricht nichts dagegen, einen kleinen Anteil des Vermögens in Gold zu halten. Man sollte aber im Hinterkopf haben: Gold ist ein riskantes Investment.

Wer Gold kauft, sucht aber gerade Sicherheit.

Ja, das ist ein bisschen paradox. Gold bietet Sicherheit. Aber eben nur in einem Szenario, wo die Währungen instabil werden. Wenn die Finanzkatastrophe ausbleibt, ist es auf einmal Gold selbst, das den Risiken der Wertschwankung ausgesetzt ist. Das hat man 2013 gut gesehen.

Haben Sie selbst Gold?

Am besten finde ich Gold in Form schöner Schmuckgegenstände. Zur systematischen Geldanlage ziehe ich ein breit gestreutes Portfolio aus Wertpapieren vor.

Auf Seite 3: Max Otte, Wirtschaftsprofessor, Fondsmanager und Vermögensverwalter

Max Otte

Der Wirtschaftsprofessor, Fondsmanager und Vermögensverwalter setzt privat und beruflich auf Edelmetalle

"Anlageklasse, die in Krisen glänzt"

Herr Otte, haben Sie zuletzt Edelmetall gekauft?

Privat habe ich zu meinen Goldbeständen physisches Silber hinzugekauft, das ähnliche Charakteristika hat. Das dient mir auch als Währungsersatz. Papiergeld oder elektronischen Kontoguthaben vertraue ich nur begrenzt.

Und für Ihren Fonds?

In meinen Fonds habe ich derzeit kein Gold. Aktien von Goldminenwerten machen zehn Prozent und mehr aus. Da sind wir sportlicher unterwegs.

Aus welchen Gründen?

Minenunternehmen profitieren besonders stark von einem Preisanstieg des Goldes. Dabei setze ich auf Unternehmen wie Barrick Gold, die nicht zu hohe Produktionskosten aufweisen. Ich favorisiere größere Werte, da kleineren Förderern angesichts des niedrigen Goldpreises schneller die Luft ausgeht.

Soll das heißen, dass Sie als Value- Investor Gold unattraktiv finden?

Nein, ganz und gar nicht. Gold ist klar unterbewertet und ist nicht nur für Value-Investoren interessant. Meiner Meinung nach hat der Goldpreis gerade einen Boden gefunden und wird mittel- bis langfristig auf den angemessen Wert von über 2000 US-Dollar die Unze zulegen.

Das klingt, als würden Sie Gold als normale Anlageklasse einordnen?

Das ist richtig. Gold ist eine normale Anlageklasse, die aber in Krisenzeiten besonders glänzt. Daher sollten Anleger immer einen gewissen Anteil des Edelmetalls in ihrem Portfolio halten. Es ist die ursprünglichste aller Versicherungen.

Weshalb?

Normalerweise ist Gold nicht mit den anderen Vermögensklassen korreliert. Es wird immer kritisiert, dass Gold keine laufenden Renditen abwirft. Das tun Versicherungen auch nicht. Aber wenn sich die Krise verschärft, dann sind Sie froh, dass Sie Gold haben.

Auf Seite 4: Martin Mack, Fondsmanager des M&W Privat

Martin Mack

Der Fondsmanager des M & W Privat ist Goldfan. 70 Prozent des Fondskapitals liegt in Edelmetallen und in Minenaktien

"Über 5000 US-Dollar sind möglich"

Herr Mack, Ihr Fonds investiert stark in Gold. 2013 war ein schlechtes Jahr für den M & W Privat, oder?

Ja, die Edelmetallpreise sind massiv eingebrochen und der M & W Privat hat 27 Prozent verloren. Das ist auch für unsere Investoren ungewohnt, die Finanzkrisen der vergangenen 15 Jahre haben wir alle recht gut bewältigt.

Haben Sie Gold verkauft?

Im Gegenteil. Wir sehen Vermögen in realen Werten wie Gold besser gesichert als in den aufgeblasenen Aktien- und Anleihemärkten. Der Kursrutsch hat uns einen Grund mehr beschert, in Edelmetalle zu investieren. Wir haben ihn genutzt und den Edelmetallanteil um zehn Prozent aufgestockt. Jetzt haben wir rund 32 Prozent des Portfolios in physischem Gold, 17 Prozent in Silber und 21 Prozent in Aktien von Gold- und Silberminen. Deren Kurse haben schon wieder angezogen, was ein Fingerzeig für die Entwicklung des Goldpreises sein könnte.

Der Goldpreis wird steigen?

Davon sind wir überzeugt. In Europa, Japan oder den USA wurde ein Schneeballsystem aufgebaut, die jetzt schon nicht mehr rückzahlbaren Staatsschulden werden mit immer neuen Schulden und der Notenpresse bedient. Auf Dauer wird das nicht gut gehen, das Schuldgeldsystem wird kollabieren. Daher halten wir einen Goldpreis über 5000 US-Dollar für nicht ausgeschlossen.

Eine gewagte Prognose.

Die physische Nachfrage in China, Indien, aber auch in Deutschland ist groß. Auch die Notenbanken kaufen Gold. Da muss man sich fragen, wie lange eine steigende Nachfrage auf sinkende Preise treffen kann.

Kritiker sagen, es sei schlicht eine Blase am Goldmarkt geplatzt.

Ich sehe das anders. In den 80ern stand der Wert des Goldes für über 20 Prozent des Weltfinanzvermögens, heute nur für rund zwei Prozent. Entweder gibt es beim Finanzvermögen einen riesige Implosion oder beim Goldpreis eine Explosion.

Auf Seite 5: Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank

Eugen Weinberg

Der Rohstoffexperte der Commerzbank lehnt Gold als Spekulationsobjekt strikt ab

" Gold sollte man nicht versilbern"

Herr Weinberg, der Goldpreis ist 2013 tief gestürzt. Ist es für Anleger besser zuzukaufen oder endgültig auszusteigen?

Es gibt darauf keine einfache Antwort. Gold sollte je nach Neigung des Investors fünf bis 15 Prozent seines Portfolios ausmachen. Steigt nun der Preis, bildet dies die zunehmende Nachfrage aufgrund wachsender Risiken wie Inflation oder Finanzmarktkrisen ab. Sinkt die Notierung wie in den vergangenen Monaten, ist es ein Zeichen, dass sich die Situation normalisiert und der Absicherungsbedarf sinkt. Man sollte den Goldanteil daher je nach Lage an den Finanzmärkten atmen lassen.

Somit sollten Anleger keinen Gewinn daraus schlagen, wenn der Goldpreis wieder steigt?

Nein, man sollte Gold nicht versilbern. Gold ist meines Erachtens kein Spekulationsobjekt, es ist eine Versicherung. Ich will damit meine anderen Investments absichern. Daher ist es auch nicht weiter schlimm, wenn die Goldnotierung unter Druck steht. Denn das heißt im Umkehrschluss doch nur, dass meine anderen Anlagen dank der Beruhigung an den Märkten an Wert gewinnen.

Wie wird sich der Goldpreis Ihrer Meinung nach entwickeln?

Wir gehen davon aus, dass sich der Preis im ersten Halbjahr bei rund 1200 US-Dollar die Unze stabilisiert, ehe er dann langfristig wieder zulegt.

Die Bedingungen sind aber nicht optimal?

Das ist richtig. Die Inflation in den Industrienationen ist niedrig, der US-Dollar legt gegenüber anderen wichtigen Währungen zu, die Spekulanten haben ihr Interesse weitgehend verloren, und Gold befindet sich per Definition in einem klassischen Bärenmarkt. Alles in allem ein eher düsteres Bild.

Weshalb sind Sie dann dennoch optimistisch?

Erstens sind all diese negativen Faktoren längst bekannt und somit auch im Preis berücksichtigt. Zweitens steigt die Nachfrage nach physischem Gold. In Asien, speziell in China, nimmt der Bedarf sehr stark zu. Im vergangenen Jahr wurden allein in China 1500 Tonnen Gold verkauft, das sind knapp 60 Prozent der weltweiten Minenproduktion. China ist so zum größten Goldmarkt der Welt aufgestiegen.

Gekauft haben chinesische Privatanleger?

Laut meinen Schätzungen ging ein Drittel an die chinesische Zentralbank, zwei Drittel an Privatanleger.