Die Übernahme der italienischen Airline ITA scheint doch zu glücken. Hohe Flugpreise und die Sparte Technik könnten der Lufthansa-Aktie bald deutlichen Auftrieb geben

Die Spannung bei der Lufthansa steigt: Spätestens am 4. Juli wird die Europäische Union darüber entscheiden, ob der Deal zwischen der Deutschen Lufthansa und der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways zustande kommt. Aktuell arbeitet den Gerüchten zufolge die Wettbewerbsbehörde der EU-Kommission an einem Bescheid für die Genehmigung. Weil sie Bedenken hinsichtlich eines fairen Wettbewerbs und der künftigen Preisgestaltung für Flüge geäußert hat, legte die deutsche Airline nun wohl ein Maßnahmenpaket vor, das die Sorge der Behörde entkräften soll. So sollen etwa Passagiere innerhalb Europas auch in der neuen Konstellation zu wichtigen Drehscheiben der Wettbewerber nach Paris, London oder Madrid gebracht werden.

In einem zweistufigen Prozess soll die Übernahme dann unter Dach und Fach gebracht werden. Zunächst will die Fluggesellschaft 325 Millionen Euro in ITA investieren und damit dem italienischen Staat 41 Prozent des Nachfolgeunternehmens von Alitalia abkaufen. Der Rest der Übernahme soll dann später folgen. Der Kaufpreis soll insgesamt bei rund 825 Millionen Euro liegen.

Die rechtsgerichtete italienische Regierung um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni möchte kein weiteres Geld in das verschuldete Unternehmen schießen. Sie will nicht mehr dafür zahlen, dass ITA weiterfliegen kann. Momentan sieht es so aus, als ob das Politikum bald zu Ende ist und die Lufthansa bei den Italienern einsteigen darf.

Lufthansa-Aktie: Deal könnte Früchte tragen

Mittelfristig könnte ein grünes Licht aus Brüssel noch Gold wert sein: Die Deutschen könnten durch die Übernahme eine starke Position auf dem europäischen Markt einnehmen. Wichtiger noch ist, dass ITA dem Atlantic Joint Venture, das sieben Fluggesellschaften umfasst, beitritt. Es gilt als wichtiger Baustein für Transatlantikflüge. Fünf davon gehören bereits zur Lufthansa-Gruppe. Auch in Italien will die Lufthansa mit ihrer Tochter Air Dolomiti Anteile dazugewinnen. Aktuell wird der Markt von Billigairlines dominiert. Mit Abstand Marktführer ist die irische Fluggesellschaft Ryanair.

Kommt die Übernahme nicht zustande, besteht die Gefahr, dass die Italiener Konkurs anmelden müssen. Im für Fluggesellschaften eigentlich starken Jahr 2023 stand unterm Strich ein Minus von fünf Millionen Euro. Für dieses Jahr wird ein Nettogewinn erwartet. Im Vergleich zur Lufthansa ist ITA mit insgesamt 85 Flugzeugen klein. Die Flotte der Deutschen bestand Ende des Jahres 2023 aus 721 Flugzeugen, elf mehr als im Vorjahr. Das Durchschnittsalter betrug 13,4 Jahre. Das Ausmusterungsalter für Passagierflugzeuge liegt zwischen 25 und 30 Jahren. 2024 sollen bis zu 30 neue Flugzeuge dazukommen. Momentan hakt es jedoch in der Produktion und bei der Zulassung.

Hohe Preise stärken das Geschäft von Lufthansa

Jetzt schon positiv für den Konzern ist die Preisentwicklung bei den Flügen: Weil die Kapazitäten begrenzt sind und die Menschen nicht am Urlaub sparen, sind Flüge teuer. Im Jahr vor Corona gaben die Deutschen für große Reisen rund 73 Milliarden Euro aus. Unternehmen ließen sich die Geschäftsreisen ihrer Angestellten 55,3 Milliarden Euro kosten. Die Zahlen lagen damit zwar immer noch etwas über dem aktuellen Niveau, doch es geht wieder in diese Richtung. Insgesamt erwartet die Lufthansa, dass die Passagierkapazitäten 2024 bei etwas mehr als 90 Prozent des Vorkrisenjahres liegen werden.

Dieser Effekt hat sich bereits in den Zahlen 2023 bemerkbar gemacht. Letztendlich lag der Überschuss bei rund 1,7 Milliarden. Aktionären wurde eine Dividende von 0,30 Euro je Aktie überwiesen. Und doch lief das erste Quartal durchwachsen. Der Umsatz kletterte zwar um fünf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro, mitbedingt durch Streiks lag das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen allerdings bei Minus 849 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr soll dieses dann auf von 2,2 Milliarden Euro steigen - hier ruderte die Lufthansa bereits etwas zurück.

Deutsche Lufthansa (WKN: 823212)

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Stark läuft es in der Sparte Technik. Mehr Flüge bedeuten auch wieder mehr Reparaturen. Zudem wird der Zyklus der Wartungen kürzer, auch weil die Triebwerke technologisch immer komplexer werden. Die Lufthansa wartet nicht nur die eigenen Flugzeuge, sondern auch die der Wettbewerber. Für zusätzlichen Schwung sollen Geschäfte mit dem Militär sorgen. Neben der Wartung und der Reparatur will der Konzern künftig auch Flugzeuge für den Verteidigungsbereich umbauen. So sollen etwa zivile Flugzeuge modifiziert werden.

Zurzeit verstärkt die Lufthansa laut Zeitungsberichten auch ein Drohnenprojekt mit dem israelischen Hersteller Elbit. Dieser baut die Drohnen, die Deutschen sollen für die Wartung, Instandhaltung und Ausbildung des Personals sorgen. Trotz der ganz guten Aussichten befindet sich der Aktienkurs im Sinkflug und pendelt um die sechs Euro. Das absolute Tief lag während der Pandemie um fünf Euro. Mutige Anleger, die etwas Zeit mitbringen, nutzen die günstig Einstiegsgelegenheit. BÖRSE ONLINE empfiehlt den Titel wieder zum Kauf.

 Übrigens: Dieser Artikel ist zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE erschienen. Diese finden Sie hier

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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.