Mitgefangen, mitgehangen. Der wegen Corona-Ängsten stark fallende Ölpreis hat den Preis für Zucker mit nach unten gezogen. Denn wenn das schwarze Gold so preiswert bleiben sollte, verarbeiten Brasiliens Landwirte weniger Zucker zu Ethanol, weil das für sie dann nicht mehr attraktiv ist.
Vielmehr ziehen sie es dann vor, den Zucker auszuführen. Da das Land am Zuckerhut der größte Exporteur weltweit ist, würde dies das globale Angebot an dem süßen Stoff erhöhen und den Preis am Weltmarkt belasten.
Es gibt noch einen zweiten Grund für den jüngsten Rückgang des Zuckerpreises von 15 US-Cent je Pfund auf weniger als 14 Cent: Wegen der Corona-Epidemie dürften nicht mehr so viele Menschen Restaurants besuchen und verbrauchen daher auch geringere Mengen an Zucker, der in vielen Mahlzeiten enthalten ist. Daher sollte die Nachfrage nach dem weißen Stoff zurückgehen.
Nur das Negative wird beachtet
Die Marktakteure messen diesen beiden Faktoren in der momentanen nervösen Börsenphase übermäßig viel Bedeutung bei. Ausgeblendet wird dabei, warum sich der Wert des süßen Stoffs von September bis Februar von elf auf 15 US-Cent je Pfund deutlich verteuert hatte.
Schon in den vergangenen Jahren ging der globale Zuckerverbrauch wegen des zunehmenden Gesundheitsbewusstseins der Konsumenten nämlich zurück. Die Nachfrage wird auch in diesem Jahr laut der internationalen Zuckerorganisation ISO wohl nur moderat um 1,3 Prozent anziehen.
Hohes Angebotsdefizit
Der nur geringfügig steigenden Nachfrage steht allerdings eine in der laufenden Saison 2019/2020 verglichen zur Vorsaison um fünf Prozent deutlich nachgebende Produktion gegenüber. Die ISO hat erst kürzlich für die Saison 2019/2020 ihre Vorhersage für das Angebotsdefizit von bisher 6,12 Millionen Tonnen auf 9,44 Millionen Tonnen massiv angehoben.
Ursache für diese Veränderung sind niedrigere Ernten in Indien und Thailand, den neben Brasilien und der EU größten Anbauländern. Auch in Europa dürfte laut den Branchenspezialisten von Green Pool die Produktion sinken.
Nur im größten Anbieterland Brasilien ist von mehr Ertrag auszugehen. Wegen trockenheitsbedingter Ernteausfälle in Thailand könnte sich trotzdem das globale Defizit sogar noch erhöhen.
Viele Branchenkenner prognostizieren auch für die Folgesaison 2020/2021 ein erneutes - wenn auch kleineres - Defizit. "Von daher rechnen wir damit, dass die Preise wieder auf das Niveau steigen werden, das sie vor der Corona- Krise hatten", sagt Michaela Helbing-Kuhl, Rohstoffanalystin bei der Commerzbank.
Zwei Arten zu investieren
Mit einem ETC von WisdomTree (ISIN: DE 000 A0K RJ8 5) können Anleger darauf setzen, dass die Fundamentaldaten wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Dies dürfte spätestens dann der Fall sein, wenn die Unruhe an den Börsen nachlässt.
Wer risikobereiter ist, kann mit einem Turbo-Long-Zertifikat der Commerzbank (ISIN: DE 000 CU6 CP7 7) mit dem Hebel von 1,9 auf einen anziehenden Zuckerpreis setzen. Der Hebel wirkt auch umgekehrt, was hohe Verluste bedeuten kann. Die Knock-out-Barriere bei 6,25 US-Cent je Pfund ist 53 Prozent vom aktuellen Kurs bei 13,31 US-Cent je Pfund entfernt.