Die Verhandlungen für eine Waffenruhe zwischen beiden Ländern gingen unterdessen per Videokonferenz in eine neue Runde. Zu Störungen bei Gaslieferungen aus Russland nach Europa wegen des Rubel-Dekrets kam es nach ersten Erkenntnissen nicht.
Kiews Bürgermeister Klitschko sagte: "Das Risiko, in Kiew zu sterben, ist ziemlich hoch, und deswegen ist mein Rat an alle, die zurückkommen wollen: Bitte lasst Euch ein bisschen länger Zeit." Der Gouverneur der Region Kiew sagte allerdings auch, dass sich die russischen Truppen aus einigen Gebieten zurückzögen, aber ihre Positionen in anderen Orten verstärkten. Die Bemühungen, Bürger aus Mariupol zu evakuieren, kamen zunächst nicht voran. 45 Busse zur Rettung von Zivilisten wurden nach ukrainischen Angaben an der Fahrt in die Stadt gehindert. Die Bemühungen zur Einrichtung eines humanitären Korridors würden aber fortgesetzt. Diese waren in den vergangenen Tagen wiederholt gescheitert, wofür sich beide Seiten gegenseitig die Schuld gaben.
Russland verlegte unterdessen nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums Truppenteile aus Georgien in die Ukraine. Damit wolle Russland offenbar seine Invasion verstärken. Dem Ministerium zufolge sei es unwahrscheinlich, dass Russland dies von vornherein so geplant habe. Der Schritt werde daher als Hinweis auf unerwartete Verluste Russlands bei dem Einmarsch gesehen. Der britische Geheimdienst teilte mit, der Ukraine seien Geländegewinne an den Hauptversorgungsrouten zwischen der Hauptstadt Kiew und der umkämpften Großstadt Tschernihiw im Norden des Landes gelungen. Tschernihiw und Kiew würden von Russland aber weiterhin beschossen.
Russland warf der Ukraine erstmals seit Kriegsbeginn am 24. Februar Luftangriffe auf russisches Gebiet vor. Zwei ukrainische Militärhubschrauber hätten am Freitag Treibstofflager in der russischen Grenzstadt Belgorod beschossen, schrieb der russische Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf der Plattform Telegram. Die Hubschrauber hätten die Grenze zu Russland vor dem Angriff in geringer Höhe überflogen. Bei der Explosion an dem Tanklager seien zwei Arbeiter verletzt worden. Teile der Stadt, die nahe der Grenze zur Ukraine liegt, seien evakuiert worden. Die Ukraine bestätigte den Angriff zunächst nicht, dementierte ihn aber auch nicht.
DEUTSCHLAND LIEFERT WEITERE WAFFEN
Der ukrainische Botschafter in Japan erklärte, sein Land erwarte eine Lieferung modernster militärischer Ausrüstung aus den USA und Großbritannien. Die russische Armee sei immer noch überlegen in der Luft, weil sie die besseren Flugzeuge und Raketen hätten. Deshalb brauche die Ukraine moderne Ausrüstung. Deutschland genehmigte unterdessen die Lieferung weiterer Rüstungsgüter an die ukrainische Armee. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) habe die Erlaubnis erteilt, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Es gehe um 58 Schützenpanzer, die ursprünglich aus den Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR stammten. Die Schützenpanzer seien im Besitz einer tschechischen Firma, die sie an die Ukraine weiterverkaufen wolle. Die dafür notwendige Genehmigung aus Deutschland sei jetzt erfolgt.
Mit Spannung wurde die Entwicklung am Gasmarkt beobachtet, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin darauf besteht, dass Unternehmen aus "nicht freundlichen Staaten" Gaslieferungen seit Freitag in Rubel zahlen müssen. Abnehmer-Länder wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien wollen sich darauf aber nicht einlassen und wie in den Verträgen festgelegt die Rechnungen in Euro oder Dollar zahlen. Unterbrechungen der Gas-Lieferungen wurden zunächst nicht gemeldet.
Für Freitag war eine Dringlichkeitssitzung der Internationalen Energieagentur (IEA) geplant. Dabei sollte auch über die Freigabe strategischer Ölreserven diskutiert werden. Die USA hatten bereits am Donnerstag Ölreserven in nie dagewesenem Umfang freigegeben. Die zuletzt stark gestiegenen Ölpreise gaben daraufhin nach.
Das Bundeswirtschaftsministerium bekräftigte am Freitag, die privat geschlossenen Verträge mit Russland über Gaslieferungen gälten und die Rechnungen würden in Euro gezahlt. Die Gasversorgung sei stabil, die Versorgungssicherheit sei gewährleistet, sagte eine Sprecherin in Berlin.
rtr