Positiv aufgenommene Konjunkturdaten aus Deutschland und den USA hatten den Dax in der abgelaufenen Woche bis Freitagnachmittag zwar um rund 2,6 Prozent auf 9350 Punkte getrieben. Damit liegt er aber immer noch rund 700 Punkte unter seinem Höchststand von Ende Juni. Denn im Ukraine-Konflikt bleibt die Lage unübersichtlich: Für Nervosität an den Börsen sorgte zuletzt, dass Lastwagen eines russischen Hilfskonvois ohne Freigabe durch die ukrainischen Behörden in die Ostukraine eingefahren sein sollen . Händlern zufolge schürte das neue Ängste vor einer möglichen russischen Invasion.

Deshalb steht das Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit seinem ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko kommenden Dienstag in Minsk unter besonderer Beobachtung. Mitten in der Krise nehmen die Staatschefs an einem Gipfel der Zollunion in Weißrussland teil, auch die Führungen Weißrusslands und Kasachstans sollen vertreten sein. "Das könnte ein Anfang sein für eine diplomatische Lösung im militärischen Konflikt in der Ostukraine, zudem könnte es Einblicke in die Haltung der Zollunions-Mitglieder zum Thema Assoziationsabkommen zwischen der Ukraine und der EU liefern", sagt ING-Ökonom Dmitry Polevoy.

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IFO-INDEX DÜRFTE SICH ERNEUT EINTRÜBEN

Anleger fürchten, dass Russland und der Westen ihre Sanktionsschrauben immer weiter anziehen könnten - vor allem, wenn der Konflikt militärisch eskaliert. Damit könnten der ohnehin fragilen europäischen Konjunktur neue Rückschläge drohen. Denn im Zuge der Unsicherheit hielten sich Unternehmen bei Investitionen zunehmend zurück, betont HSBC-Analyst Thomas Amend. "Das macht sich bei den Auftragseingängen und folglich auch bei den Produktionsaktivitäten negativ bemerkbar." Für die kommenden Monate zeichne sich nur bedingt Besserung ab. Deshalb wird der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex im August Expertenschätzungen zufolge wohl erneut einen Rückgang auf 107 von zuvor 108 Punkten hinnehmen müssen.

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GEWINNPROGNOSEN AM DEUTSCHEN AKTIENMARKT SINKEN WEITER

Auch die Gewinnerwartungen der deutschen Unternehmen sind wegen des Konfliktes zwischen dem Westen und Russland weiter im Abwärtstrend. "Wir sehen daher weiterhin das Risiko, dass der Dax in den kommenden Wochen nochmals Richtung 9.000 Punkte fallen wird", sagt Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp. "Das wäre aber eine Kaufgelegenheit."

In den USA hingegen haben Analysten laut Hürkamp zuletzt für 18 der 30 Unternehmen im Dow Jones die Gewinnprognosen angehoben - das sei auch der entscheidende Grund, warum sich der S&P -Index mittlerweile im Börsenjahr 2014 um zehn Prozentpunkte besser entwickelt habe als der deutsche Dax. In der abgelaufenen Woche sprang der S&P auf ein Rekordhoch von 1992 Zählern und schaffte damit bis zum Freitagnachmittag ein Wochenplus von 1,9 Prozent. Auch in der neuen Woche dürften positive Konjunkturdaten der Wall Street Rückenwind geben. Unter anderem stehen am Dienstag die US-Auftragseingänge langlebiger Güter an, am Donnerstag folgt die zweite Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal und am Freitag die Konsumausgaben im Juli.

Bei den Unternehmen stehen nur noch wenige Bilanzen an. Am Donnerstag lässt sich der Medienkonzern Bertelsmann in die Bücher schauen. Analysten fragen sich, ob Europas größter Medienkonzern die Krise bei seiner Tochter RTL mit einem guten Buch- oder Digitalgeschäft ausgleichen kann.

Reuters