Die sich zuspitzende Krise in der Ukraine hat Anleger am Donnerstag abgeschreckt. Unbefriedigende Bilanzen von Unternehmen wie der Allianz oder der Royal Bank of Scotland (RBS) belasteten zusätzlich die Stimmung an den Aktienmärkten. Der Dax verlor 1,4 Prozent auf 9529 Zähler. Der EuroStoxx50 fiel um ein Prozent auf 3117 Punkte. Für die Wall Street deutete sich ebenfalls eine schwächere Eröffnung an.

Der zunehmende Druck Russlands auf die Ukraine fordert inzwischen auch die USA heraus und droht die beiden Supermächte in eine Konfrontation zu treiben. Nach der Armee versetzte Moskau inzwischen auch die Luftwaffe an der Grenze zur Ukraine in Alarmbereitschaft und kündigte an, die Rechte seiner Landsleute auf der Halbinsel Krim "stark und kompromisslos" zu verteidigen. Im Osten der Ukraine und auf der Halbinsel Krim leben viele ethnische Russen. Bewaffnete hatten am Vormittag die Gebäude der Regionalregierung und des Parlaments der Krim besetzt und die russische Flagge gehisst.

"Die ganze Situation ist sehr heikel, nicht nur was die Politik und eine mögliche russische Invasion, sondern auch was das Engagement einiger europäischer Banken und Unternehmen in der Ukraine angeht", kommentierte Markus Huber vom Handelshaus Peregrine & Black. Die Verunsicherung der Investoren spiegelte sich in den Volatilitätsindizes wider. VStoxx und VDax, die die Nervosität der Anleger messen, zogen um jeweils mehr als zehn Prozent an.

RUSSISCHE FINANZMÄRKTE UNTER DRUCK

Nach unten ging es auch für die Kurse an den russischen Aktienmärkten. Der in Rubel dominierte MICEX-Index fiel um zwei Prozent, der in Dollar gehandelte RTS um 2,5 Prozent. Ein militärisches Eingreifen sei zwar unwahrscheinlich, sagte Analyst Oleg Dushin vom Brokerhaus Zerich. Aber die plötzliche Kampfbereitschaft russischer Truppen mache nervös. "Für die russischen Investoren ist die Lage auf der Krim eines der wichtigsten Themen." Zu den größten Verlierern zählten die Aktien von Gazprom und die des Geldhauses Sberbank, die je zwei Prozent einbüßten. Das führende russische Geldinstitut hat der Ukraine den Kredithahn zugedreht. Auch die Bank VTB vergibt keine Darlehen mehr in das Nachbarland. Laut Präsident Wladimir Putin sind russische Banken mit Darlehen von umgerechnet rund 20 Milliarden Euro in der Ukraine engagiert. Am polnischen Aktienmarkt fiel der Index der in Warschau gelisteten ukrainischen Unternehmen um zwei Prozent.

KRISE IN DER UKRAINE BELASTET AUCH DEN EURO

Am Devisenmarkt flohen Anleger sowohl aus der russischen als auch der ukrainischen Währung. Der Rubel verlor zu einem Dollar-Euro-Korb und auch direkt zum Dollar jeweils 0,5 Prozent. Die Hrywnia fiel auf ein neuerliches Rekordtief: Ein Dollar kostete elf Hrywnia und damit zehn Prozent mehr als am Vorabend. Die Ukraine ist von der Zahlungsunfähigkeit bedroht, russische Kredite liegen auf Eis, über Hilfsgelder aus dem Westen oder dem Internationalen Währungsfonds wird verhandelt.

Auch der Euro geriet in dieser Gemengelage zugunsten des Dollars unter Druck. Die Gemeinschaftswährung fiel um 0,3 Prozent auf 1,3644 Dollar. Den Analysten der Metzler Bank zufolge verdeutlichte das Verhalten der Anleger, dass in wirklich kritischen Situationen einzig der US-Dollar als sicherer Hafen gesehen werde. Die Gemeinschaftswährung steht im Moment ohnehin unter Druck, weil etliche Investoren darauf wetten, dass die Europäische Zentralbank in der kommenden Woche den Zins nochmals senken wird.

ALLIANZ VERLIEREN TROTZ HÖHERER DIVIDENDE

Am deutschen Aktienmarkt sorgte die Allianz mit ihrer Tochter Pimco für Diskussionsstoff. Der Vermögensverwalter war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil Anleger Milliarden an Geldern abgezogen hatten. Der Versicherungskonzern macht sich nun auf eine "Wachstumspause" bei Pimco gefasst und befürchtet, dass die Fondsgesellschaft im neuen Jahr nur ein Viertel zum operativen Gewinn beisteuern wird. 2013 war es fast ein Drittel. Allianz-Aktien verloren daher trotz insgesamt erwartungsgemäß ausgefallener Zahlen und einer höheren Dividende drei Prozent an Wert.

In London erntete die Royal Bank of Scotland den Unmut der Anleger, nachdem sie für 2013 einen operativen Verlust von 8,2 Milliarden Pfund ausgewiesen hat. Damit hat das Geldinstitut seit seiner Rettung durch den Staat im Jahr 2008 durchgehend rote Zahlen geschrieben. Die Aktien sackten um 7,7 Prozent ab.

Reuters