Ungarn trägt beträchtlich dazu bei: 2015 wuchs man um 2,9 Prozent, im laufenden Jahr könnten es 2,5 und 2017 gar 2,8 Prozent werden. Und woran liegt’s? Ganz einfach: Regierung und Zentralbank in Budapest kurbeln ordentlich die Wirtschaft an. Für den Herbst ist beispielsweise ein neues Konjunkturpaket geplant. Gefördert werden sollen die Pharma- und die Chemieindustrie, der Tourismus und auch der Ausbau der erneuerbaren Energien.
Profitieren könnte davon unter anderem der Pharmakonzern Gedeon Richter, eines der nur vier Unternehmen in Ungarn, die es auf eine Börsenkapitalisierung im Milliardenbereich bringen. Die Aktie wird auch in Deutschland gehandelt, allerdings ist der Spread, also die Differenz zwischen An- und Verkaufpreis, mit derzeit etwa 4,7 Prozentpunkten doch recht hoch. Die Bewertung mit einem 18er-KGV ist dafür im internationalen Branchenvergleich passabel. Zudem hat die Aktie durchaus Nachholbedarf - sie hinkt dem BUX in diesem Jahr doch noch etwa hinterher.
Solide Finanzen, guter Leumund
Konjunkturpakete wie das jetzt anstehende kann man sich in Ungarn gut leisten: zum einen weil die Steuereinnahmen sprudeln und zum andern weil die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán zusätzliche Mittel günstig am internationalen Kapitalmarkt aufnehmen kann. Ungarn genießt, was die Solidität der Finanzen angeht, einen guten Ruf. Die Ratingagentur Fitch hat dem Land seit Mai den Kreditwürdigkeitsstatus "Investmentgrade" zugesprochen - das ist top. Zuletzt war dies 2011 der Fall. Moody’s könnte mit dieser Bonitätseinstufung im Herbst folgen. Und das zu Recht: Ungarn hat seine Hausaufgaben gemacht. Das Haushaltsdefizit etwa soll im Gesamtjahr maximal 1,8 Prozent des Brutto-inlandsprodukts betragen - daran könnten sich so manche der etablierteren EU-Mitglieder ein Beispiel nehmen.
Parallel zum Anschieben durch die Regierung hat die Notenbank in den zurückliegenden Monaten immer wieder den Leitzins gesenkt, zuletzt im Mai auf das Rekordtief von 0,9 Prozent. Trotzdem ist die Landeswährung Forint stabil geblieben. Alles Argumente, die für gute Laune bei internationalen Investoren sorgen.
Daimler baut beispielsweise für eine Milliarde Euro in Kecskemét ein neues Mercedes-Werk, das 2500 Menschen Arbeit bieten wird. Außerdem fließen zusätzlich 580 Millionen Euro in das bereits vorhandene Werk. Samsung wiederum will in Göd bei Budapest Akkus für Elektroautos bauen, um näher am europäischen Markt zu sein. Gut 325 Millionen Euro lassen sich die Koreaner das kosten. Jährlich sollen Akkus für 50 000 Elektroautos produziert werden.
Gut für Ungarn: Die Auto- und Zulieferindustrie ist immens wichtig für das Land. Im ersten Quartal des Jahres war das Geschäft etwas ins Stocken geraten, die neuen Projekte dürften jetzt wieder für Schwung sorgen.
Mehr Arbeit, mehr Geld in den Taschen
Die Investitionen - sei es durch die Regierung oder durch ausländische Geldgeber - wirken sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Die Arbeitslosigkeit ist zuletzt deutlich zurückgegangen: Für 2016 wird eine Quote von lediglich 5,6 Prozent erwartet, im Vorjahr waren es noch fast sieben Prozent. Das ist gut für den Konsum im Land, der zusätzlich davon profitiert, dass die Mehrwertsteuer für neue Immobilien, Privathäuser oder Wohnungen gesenkt wurde und sich die Immobilienkredite verbilligten. Mehr Geld im Portemonnaie - davon profitiert etwa auch Zwack Unicum. Der Kräuterschnapshersteller und alleinige Vertriebspartner von Diageo und Moët Hennessy in Ungarn wächst stetig und hat auch weiterhin gutes Kurspotenzial. Angenehm für deutsche Anleger: Der Spread an der Börse Frankfurt beispielsweise liegt derzeit bei unter einem Prozent.