Das Boeing-Erfolgsmodell 737 MAX war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten in Indonesien und Äthiopien aus dem Verkehr gezogen worden. Als Unglücksursache galten Probleme mit der Steuerung. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte Mitte November nach Änderung der Steuerungssoftware und mit Auflagen etwa zum Pilotentraining den Flugbetrieb wieder zugelassen. Der Aufsicht war wegen der Unfälle Nachlässigkeit bei der Kontrolle des mächtigen US-Flugzeugbauers vorgeworfen worden. Nach einer am Wochenende verabschiedeten Gesetzesänderung muss die FAA ihre Zertifizierungsprozesse deshalb reformieren, um sich gegen Druck von den Beaufsichtigten abzuschotten. So darf die FAA ihren Mitarbeitern keine Boni mehr dafür zahlen, dass sie Terminvorgaben der Hersteller einhalten. Bei Boeing soll die Sicherheitskultur überprüft werden. Strafrechtliche Ermittlungen gegen Verantwortliche bei dem Flugzeugbauer laufen noch.

SKEPSIS UNTER VERBRAUCHERN


American Airlines ist nicht die erste Fluggesellschaft, die das Modell wieder einsetzt. Brasilien und Mexiko gaben kurz nach den USA grünes Licht für die MAX, so dass die brasilianische Airline Gol und Aeromexico schon rund 250 Flüge abwickelten. Bei Fluggästen ist das Misstrauen unterdessen noch groß. Nach einer Umfrage von Reuters/Ipsos hatten knapp 40 Prozent der Befragten in den USA die Unfälle noch im Kopf. Aufgeklärt über die Vorkommnisse erklärten 57 Prozent, sie wollten nicht mit einer MAX fliegen. 37 Prozent wären bereit, in das Flugzeug zu steigen, wenn es sich mindestens ein halbes Jahr in der Luft bewährt hätte.

Die europäische Aufsichtsbehörde EASA überprüft selbst die Wiederzulassung des Modells, statt wie bisher üblich das Plazet der FAA zu übernehmen. Eine Entscheidung ist für Januar angekündigt. In Europa ist der Billigflieger Ryanair mit einer Bestellung von 210 Flugzeugen größter Abnehmer der MAX. Anfang nächsten Jahres soll die erste Maschine in die Flotte aufgenommen werden, die einheitlich aus der 737-Modellreihe besteht. Die Airlines des Reisekonzerns TUI haben 15 MAX-Flieger in der Flotte und 57 weitere bestellt. In der Corona-Krise stehen viele Flugzeuge bei allen Airlines ohnehin am Boden. Wann bei TUI ein solcher Jet wieder abhebt, ist einem Sprecher zufolge offen, da die Genehmigung der EASA noch aussteht. Bei Boeing warten rund 450 fabrikneue Exemplare auf Abnehmer, nachdem es zu zahlreichen Stornierungen kam.

rtr