Die Riester-Rente in ihrer jetzigen Form steht vor dem Ende. Die Union will laut ihrem Wahlprogramm, das sie in dieser Woche vorgelegt hat, diese staatlich geförderte Altersvorsorge durchgreifend verändern. Davor hatten sich bereits alle anderen Bundestagsparteien außer der AfD für eine Reform positioniert.

Das Unionsprogramm spricht von einem "Neustart". Geplant sei ein Standardprodukt ohne Abschlusskosten und mit "möglichst niedrigen" Verwaltungskosten. Das neue Produkt solle verpflichtend für alle Arbeitnehmer sein - es sei denn, sie widersprächen dieser Einbeziehung. Der Staat solle eine "attraktive und unbürokratische Förderung" gewähren. Damit würde sich gegenüber der aktuellen Riester-Rente einiges ändern. Erstens gibt es diverse Riester-Arten: Versicherungen, Fonds- und Banksparpläne sowie den sogenannten Wohn-Riester - von einem Standardprodukt kann keine Rede sein. Zweitens f ließen teilweise extrem hohe Zahlungen an die Anbieter. So haben manche Versicherer 15 Prozent und mehr pro Jahr an laufenden Kosten kassiert - plus vier Prozent Abschlusskosten, die bei jeder Aufstockung des Vertrags erneut fällig werden.

Drittens ist Riestern bislang komplett freiwillig - wer einen Vertrag will, muss sich aktiv darum bemühen. Viertens ist die staatliche Förderung ein bürokratisches Monstrum. So werden eventuelle Änderungen des Einkommens oder der Kinderzahl nicht automatisch eingespeist, sondern müssen vom Sparer selbst gemeldet werden. Das geschieht oft nicht, sodass die Mehrzahl der Riester-Verträge weniger stark gefördert wird, als dies rechtlich möglich wäre. Manchmal kommt es auch zu überraschenden Rückforderungen durch die Behörden.

Anbieter fordern Reformen


Wie das genannte Standardprodukt aussehen soll, lässt die Union offen. Andere Parteien sind da konkreter. FDP und partiell auch die SPD favorisieren eine Kapitalanlage in einem einzigen Aktienfonds, der möglicherweise von der Bundesbank beaufsichtigt wird. Die Grünen planen Ähnliches, vermeiden allerdings den Begriff "Aktien".

Die Linke will - wie Teile der SPD - das Riestern komplett abschaffen und stattdessen die gesetzliche Rente stärken. Das Wahlprogramm der AfD setzt sich mit dem Thema Riester nicht auseinander.

Auch die Riester-Anbieter fordern eine Reform, allerdings zumeist aus anderen Gründen als die Politik. Ihnen ist vor allem die sogenannte Bruttobeitragsgarantie ein Dorn im Auge. Laut Gesetz müssen zu Vertragsende mindestens Einzahlungen plus Zulagen garantiert sein. Das ist angesichts der Schrumpfzinsen und der internen Renditeziele der Unternehmen immer schwerer zu erreichen. Denn um die Bruttobeitragsgarantie darstellen zu können, muss umso mehr Geld in Anleihen fließen, je niedriger die Zinsen sind.

Beides zusammen führt bei den beiden größten Anbietern von Fondssparplänen zum 1. Juli zu harten Einschnitten. Die DWS zieht sich aus dem Riester-Geschäft zurück, Union Investment verlängert die Mindestlaufzeit ihrer Verträge auf 20 Jahre.

Ein spezielles Problem haben die Versicherer im Neugeschäft mit Policen mit dem staatlich festgelegten Garantiezins von derzeit 0,9 Prozent. Laut Gesetz darf den Kunden an Kosten im Durchschnitt nicht mehr abgezogen werden als der Garantiezins. Zum Jahreswechsel sinkt der Wert auf 0,25 Prozent. Die Versicherer können oder wollen ihre Kosten nicht so weit drücken. Und steigen massenweise aus dem Riester-Geschäft aus.

Selbst bei Policen ohne Garantiezins bleibt aus Sicht der Anbieter zu wenig hängen. So erklärte in dieser Woche die Stuttgarter Versicherung (ein mittelgroßer Anbieter), dass sie zum 1. August das Riester-Neugeschäft komplett einstellt.

Allerdings bieten CDU und CSU, wie andere Parteien auch, bei der Bruttobeitragsgarantie ein Entgegenkommen an. So heißt es im Wahlprogramm der Union, bei Riester solle es künftig Produkte mit und ohne Leistungsgarantie geben.