In Frankreich sei das gesamte Geschäft durch die Ankündigung von Präsident Emmanuel Macron gefährdet, die Kohleverstromung bis Ende 2021 zu beenden.

Ähnliche Probleme gebe es in den Niederlanden, die bis 2029 aussteigen wollen. In Deutschland soll eine von der Regierung eingesetzte Kommission bis Ende des Jahres einen Fahrplan festlegen.

Der Uniper-Finanzchef machte deutlich, dass auch hierzulande den Betreibern Entschädigungen gezahlt werden müssten. "Der Ausstieg aus der Kohle ist nicht kostenlos, aber die notwendigen Entschädigungen werfen Deutschland nicht aus der Bahn. Wir sind uns sicher, dass bereits mit wenigen Milliarden Euro, die über mehrere Jahre verteilt werden könnten, ein deutlich messbarer Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen möglich wäre."

UNIPER: KOHLEFRAGE NICHT EXISTENZGEFÄHRDEND

In Europa bestehen nach Unternehmensangaben etwa 30 Prozent der installierten Kapazität des Konzerns aus Kohlekraftwerken. In Deutschland liege der Anteil bei etwa einem Viertel, in Frankreich seien es 56 Prozent und in den Benelux-Staaten zwei Drittel. In Frankreich habe Uniper in den vergangenen zehn Jahren mehr als eine Milliarde Euro investiert, betonte Delbrück. Von den Plänen Macrons wäre Uniper stark betroffen. "Von den heute rund 2.100 Megawatt installierter Leistung von Kraftwerken, die technisch noch viele Jahre laufen könnten, blieben uns dann noch ganze 900 Megawatt", beklagte Delbrück. "Wenn die Regierung dieses Vorhaben ohne Konsens mit den Unternehmen einfach durchdrückt, ist unser gesamtes Geschäft in Frankreich wirtschaftlich gefährdet."

In den Niederlanden müsse der Konzern bei einer Beibehaltung der Anti-Kohle-Politik rechtliche Schritte prüfen. Existenzgefährdend sei die Kohlefrage für den Konzern insgesamt aber nicht, da Unipers Portfolio größtenteils aus Gas-, Wasser- und Atomkraftwerken sowie einiger Ökostromanlage bestehe.

Schatten, aber auch Licht gab es auch bei den Halbjahreszahlen. Der Versorger fuhr zwar einen Nettoverlust von über einer halben Milliarde Euro ein. Das operative Ergebnis schrumpfte aber nicht so stark wie von Analysten erwartet. Ursache für den Nettoverlust von 546 Millionen seien im wesentlichen nicht zahlungswirksame Bewertungen von Derivaten gewesen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank auf 601 Millionen nach 930 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Von Reuters befragte Analysten hatten aber nur mit 570 Millionen Euro Ebit gerechnet.

Den Kraftwerksstandort Scholven in NRW will der Konzern nun schrittweise für einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag von Kohle auf Gas umstellen. Mit dem Ressort Kommunikation und Politik übernimmt Delbrück vorerst Teile der Aufgaben des erkrankten Vorstandschefs Klaus Schäfer.