Die erfolgreichste Aktie der vergangenen Tage ist Uniper. Im Rahmen einer ungewöhnlichen Hausse hat sich der fast komplett verstaatlichte Gasversorger seit Freitag mal eben verdoppelt. Nun rauscht die Uniper-Aktie wieder nach unten. Kurzfrist-Spekulanten sichern ihre Gewinne. Wie es weitergehen könnte...
Übermut tut selten gut, heißt es im Volksmund. Das gilt auch an der Börse. Wer am Donnerstag bei einem Kurs von 8 Euro noch einstieg und auf weitere schnelle Gewinne hoffte, muss am heutigen Freitag heftige Verluste verkraften. Seit dem Tageshoch gestern - das höchste Niveau seit November - hat die Uniper-Aktie im Xetra-Handel mehr als 25 Prozent verloren. Zuvor hatte sich das Papier von etwa 4 Euro am 26.05.23 in nur fünf Handelstagen verdoppelt. Ausgehend vom Rekordtief Ende Dezember 2022 bei 2,09 Euro hat sich der Kurs fast vervierfacht.
Dass die Hausse bei Uniper im gleichen Tempo wie in den vergangenen Tagen weitergeht, musste bezweifelt werden. Denn als Ursache für die starken Kursgewinne gilt lediglich eine Unternehmensmeldung vom Dienstag der Vorwoche. Der Meldung zufolge erwartet Uniper dank Absicherungsgeschäften "signifikante Gewinne aus der Ersatzbeschaffung von Gasmengen" für russische Lieferkürzungen. Weitere Eigenkapitalerhöhungen durch den Bund wären daher nicht mehr erforderlich.
Anleger spekulieren inzwischen auch auf eine Re-Privatisierung des vom Bund aus der Gaskrise geretteten Unternehmens, hatte doch Finanzchefin Jutta Dönges das Ziel ausgerufen, Uniper als eigenständiges Unternehmen möglichst rasch wieder in überwiegend private Hände zu geben.
Short-Squeeze als Ursache für Kursexplosion?
Die Rally bei den Aktien des verstaatlichten Versorgers Uniper hatte sich am gestrigen Donnerstag fortgesetzt. Erstmals seit November 2022 kletterten sie im Verlauf wieder über die Marke von 8 Euro (siehe Chart). Zum Handelsende standen sie bei einem Tagesplus von 28,3 Prozent etwas darunter. Die hohen Kurssteigerungen kommen auch durch die Marktenge zustande. Denn nur ein kleiner Anteil der Uniper-Aktien ist frei handelbar.
Jens Castner, Chefredakteur von BÖRSE ONLINE, hatte Uniper bereits vor sechs Wochen in sein Echtgeld-Depot beim Wettkampf 'Depot Champ' gekauft. Am Donnerstag gab er in der Live-Sendung via YouTube bekannt, einem Teil der Uniper-Aktien verkauft zu haben. Castner vermutet hinter den massiven Kurssteigerungen auch einen Short-Squeeze. Demnach könnten Spekulanten, die zuvor auf fallende Kurse von Uniper gesetzt hatten, verstärkt Uniper-Aktien gekauft haben.
Hier können Sie die 'Depot Champ' Sendung als Aufzeichnung noch nachverfolgen.
Fakt ist, dass die jüngsten Kurssteigerungen von Uniper übertrieben sind. Denn vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine und vor der Gaskrise wurde Uniper als gesundes Unternehmen an der Börse maximal mit 15,5 Milliarden Euro (Ende 2021) bewertet. In der Krise hat der Bund knapp 8 Milliarden neue Aktien zu 1,70 Euro je Aktie ausgegeben, um den Konzern vor der Insolvenz zu retten. Am Donnerstag wurde Uniper zeitweise mit fast 70 Milliarden Euro bewertet.
BÖRSE ONLINE hatte Uniper Ende April zu 3,71 Euro mit einem Kursziel von 6,00 Euro spekulativ zum Kauf empfohlen. Gewinnmitnahmen auf diesem Niveau können nicht schaden. Zumal der Bund mit der Platzierung erster Anteile derzeit feine Gewinne machen könnte. Unser Rat: Anleger bleiben dem Treiben nun besser fern. Zocken sollen andere.