Die nach der Ankündigung der Drillisch-Übernahme stark gestiegene United Internet-Aktie büßte am frühen Nachmittag etwas mehr als ein Prozent ein.

Anfang des Monats hatten der Medienkonzern Springer ("Bild", "Welt") und das Unternehmen von Ralph Dommermuth angekündigt, ihre Geschäfte mit gesponserten Online-Links zu bündeln. Tonangebend wird dabei Springer sein, United Internet soll 20 Prozent der Anteile am gemeinsamen Geschäft bekommen. Den entsprechenden Bereich führt United Internet nun nicht mehr in den eigenen Umsätzen und Ergebnissen auf, sondern als nicht fortgeführtes Geschäft. Da es schneller wachsen sollte als der Gesamtkonzern, ziehe das die Prognose etwas nach unten, sagte Dommermuth.

Der Ausblick für das Ergebniswachstum von 12 Prozent (Ebitda) bleibt derweil unverändert, ebenso der Ausblick für das Wachstum der Vertragskunden. Im zweiten Quartal steigerte das Unternehmen (1&1, GMX, Web.de) die Zahl der Verträge um 210 000. Großaktionär, Unternehmensgründer und Vorstandschef Ralph Dommermuth hat seiner Vertriebsmannschaft ohne Zukäufe rund 800 000 zusätzliche Kundenverträge als Ziel für das Jahr mitgegeben.

Oft hatte der mit 40 Prozent größte Anteilseigner des an der Börse mit rund zehn Milliarden Euro bewerteten Unternehmens zur Jahresmitte die Ziele hochgeschraubt. Doch derzeit befindet sich der Konzern in der Übernahme des Mobilfunkanbieters Drillisch , unter dessen Dach die Telekommunikationssparten für Privatkunden gebündelt werden sollen. "Wir haben auch im zweiten Quartal bei der Konkurrenz viele aggressive Preisangebote gesehen - aber wir bleiben dabei, 1&1 zu einer hochwertigen Marke zu entwickeln", sagte Dommermuth im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

"Das Tarifportfolio hat mit den Drillisch-Marken zukünftig schon eine große Breite", fügte Dommermuth an. Die eigene Tochter 1&1 hatte sich mit Drillisch im unteren Preissegment einen Wettkampf um die Kunden geliefert - mit dem sich abzeichnenden Zusammengehen setzen auch Konkurrenten wie Telefonica Deutschland auf etwas Entspannung bei den Billigtarifen.

Die Drillisch-Aktionäre haben der dafür nötigen Kapitalerhöhung bereits zugestimmt. "Bei der Drillisch-Übernahme sind wir gut im Plan, jetzt müssen wir noch ein bisschen abwarten, bis die neuen Aktien im Handelsregister eingetragen sind", sagte Dommermuth. Bis zum Jahresende haben sich die Unternehmen Zeit gegeben, den Deal in trockene Tücher zu bringen. Die Kartellfreigabe haben sie schon.

Bei weiteren Zukäufen hält sich der Internetunternehmer der ersten Stunde aber bedeckt. "Bei Tele Columbus habe ich derzeit keine konkreten Pläne", sagte er. Jetzt gehe es erst einmal darum, Zukäufe zu integrieren. "Es geht ja nicht nur darum, sich Chancen zu erkaufen - wir müssen sie anschließend auch zum Blühen bringen." Auch bei der Sparte mit Geschäftsanwendungen nehme man sich noch Zeit. Gemeinsam mit dem Finanzinvestor Warburg Pincus, bei dem Ex-Telekom-Chef Rene Obermann das Sagen hat, will United Internet das Geschäft perspektivisch an die Börse bringen. "Herr Obermann drängelt immer, dafür mag ich ihn. Aber auch hier gilt: 'Stehen, gehen, laufen'", sagte Dommermuth.

Beim Anschluss von Gewerbegebieten mit den Glasfaserleitungen der Tochter Versatel liege der Konzern im Plan. Die Telekom hatte zuletzt auch angekündigt, Gewerbetreibende stärker mit Glasfaser erschließen zu wollen. "Wettbewerb belebt das Geschäft", sagte Dommermuth. "Der Glasfaserausbau wird nach der Bundestagswahl ein großes Thema werden."

Im zweiten Quartal steigerte United Internet den Umsatz um knapp sechs Prozent auf gut 1 Milliarde Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um zehn Prozent auf 216,9 Millionen Euro. Das war jeweils etwas weniger als von Analysten zuvor gedacht. Das liege auch an einem etwas geringeren Umsatzanteil von Versatel, schrieb Analyst Vikram Karnany von der Schweizer Großbank UBS. Das Geschäft mit der Platzierung von Online-Werbung auf Internetportalen soll nach einer Stagnation im zweiten Quartal nun wieder anziehen, sagte Dommermuth und verwies auf bereits eingegangene Buchungen.

Unter dem Strich stieg der auf die Aktionäre entfallende Gewinn im zweiten Jahresviertel sprunghaft von 4,5 Millionen vor einem Jahr auf nun 84,1 Millionen Euro an. Im vergangenen Jahr hatten Wertabschreibungen auf die Anteile am Start-up-Brutkasten Rocket Internet die Zahlen stark belastet.

dpa-AFX