Mit Jan Oetjen und Martin Witt haben bei United Internet gleich zwei Vorstandsmitglieder das erhöhte Aktienkursniveau Anfang Dezember zum Kasse machen genutzt. Martin Witt trennte sich in zwei Transaktionen von insgesamt 8.500 Aktien im Marktwert von 425.000 Euro. Jan Oetjen verkaufte 9.000 Anteile und erlöste dadurch mehr als 457.000 Euro. Als Verkaufsgrund wurde in der jeweiligen Pflichtmitteilung stets angegeben, dass der Erlös zur Finanzierung der Steuerzahlung aus der Ausübung von Stock Appreciation Rights (SAR) verwendet wird. Das heißt: Für ganz normale Anleger müssen die "Alarmglocken" nicht ganz so laut schrillen.
Aus charttechnischer Sicht scheint der United-Internet-Aktie nach der rasanten Bergfahrt der vergangenen Jahre etwas die Luft auszugehen. Kein Wunder, schließlich hat sich der TecDAX-Wert seither von 12 auf 50 Euro vervielfacht. Der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt und aktuell besteht keine Gefahr, dass dieser gebrochen wird.
Dies lässt sich vor allem an der steil steigenden 200-Tage-Linie, die aktuell bei 43 Euro verläuft sehr schön ablesen. Und trotz des signifikanten Aufwärtstrends zeigt der Timingindikator Relative-Stärke-Index aktuell keine überkaufte Lage an, sondern notiert mit rund 50 Prozent ganz klar in der neutralen Zone. Fazit: Von charttechnischen "Alarmglocken" ist derzeit ebenfalls nichts zu hören.
Auf Seite 2: Linde-Vorstand greift mutig zu
Bei der Linde-Aktie herrschte seit Ende November zeitweise eine regelrechte Verkaufspanik. Sie hat dem DAX-Wert innerhalb kurzer Zeit einen Kursverlust von über 20 Prozent eingebrockt. Ausgelöst hat das Kursbeben eine Gewinnwarnung des Industriekonzerns. Demzufolge werde das operative Konzernergebnis 2017 nur noch bei 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro liegen. Zuvor ging das Management von 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro aus.
Linde-Vorstandsmitglied Thomas Blades ließ sich davon allerdings nicht beirren und kaufte auf dem reduzierten Kursniveau 2.000 Linde-Aktie in einem Transaktionsvolumen von fast 270.000 Euro. Nach dem Kurssturz hatte bislang noch kein Vorstands- oder Aufsichtsratsmitglied zugegriffen. Das muss aber nicht heißen, dass sie weniger überzeugt sind von den Geschäftsperspektiven des von ihnen geführten Unternehmens. So hat zum Beispiel allein der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Büchele in diesem Jahr bereits mehr als 400.000 Euro in den Kauf von Linde-Aktien investiert.
Auf Seite 3: Zooplus - Chef in Verkaufslaune
Zooplus-Chef Cornelius Patt hat nach der rasanten Kursrally der Aktie die Gunst der Stunde genutzt und sich seit Ende November von insgesamt 38.500 Aktien im Gegenwert von mehr als fünf Millionen Euro getrennt. Zur Erinnerung: Die Zooplus-Aktie hat sich in den vergangenen drei Jahren von 32 Euro auf mehr als 130 Euro vervielfacht. Damit entwickelte sie sich - zumindest prozentual betrachtet - erheblich dynamischer als die Umsätze des Internet-Händlers von Heimtierbedarf. Bei einem für 2015 ausgewiesen Kurs/Gewinn-Verhältnis von 95 ist der Verkauf durchaus nachvollziehbar. An Gewinnmitnahmen ist ja bekanntlich noch niemand gestorben.
Aus charttechnischer Sicht kann man der Zooplus-Aktie vor allem eines attestieren: eine wachsende Spannung. Unterhalb von 130 Euro verläuft nämlich eine leichte Unterstützungszone, die dem Titel nicht sonderlich viel Halt geben dürfte. Richtig prekär würde die Lage allerdings werden, falls der SDAX-Titel seine aktuell bei 115 Euro verlaufende 200-Tage-Linie testen sollte. In einem solchen Fall wäre nämlich zugleich der seit Mitte 2014 zu beobachtende Aufwärtstrend gebrochen. Dies könnte zu chartinduzierten Verkäufen führen und einen Trendwechselsignal nach unten generieren. Von einem solchen Worst-Case-Szenario ist Zooplus allerdings noch ein gutes Stück entfernt.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.