Eng verknüpft mit der Thronbesteigung von Kaiser Akihito im Januar 1989 ist der Börsenabsturz in Japan. Im Dezember 1989 erreichte der Nikkei-Index mit 38 916 Punkten seinen Höchststand. Aktuell steht er bei gut 22 300 Punkten. Am 30. April 2019 dankte nun Akihito ab und sein Sohn Naruhito trat am 1. Mai die Nachfolge an. Naruhito ist der 126. japanische Kaiser. Es ist das erste Mal seit etwa 200 Jahren, dass ein japanischer Kaiser freiwillig abdankt. Mit dem Wechsel auf dem Thron könnte nun auch für die Aktienmärkte eine neu Ära in Japan beginnen.
Corporate Japan geht es sehr gut. Die Unternehmensgewinne wachsen laut Yuichi Murao, Chefanleger für japanische Aktien bei Nomura in Tokio, seit Jahren deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft. "Für 2019 liegt die Prognose für das Gewinnwachstum bei 6,5 Prozent - 2,3 Prozentpunkte mehr als 2018. Japans Bruttoinlandsprodukt ist 2018 dagegen nur um 1,2 Prozent gewachsen", sagt Murao. Zudem würden inzwischen die Interessen der Aktionäre viel stärker beachtet als noch vor einigen Jahren -Premierminister Shinzo Abe sei Dank. "Daher sind die Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe japanischer Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Lagen sie im Jahr 2000 noch unter 40 Milliarden Euro, werden sie für 2019 auf über 160 Milliarden Euro geschätzt", sagt der Nomura-Experte. Überdies seien die Dividendenrenditen geradezu explodiert Ende des Jahres 2000 lagen sie bei nur 0,8 Prozent. Aktuell liegt sie laut Nomura bei rund 2,5 Prozent. Des Weiteren hätten sich die Indikatoren für eine gute Corporate Governance deutlich verbessert.
Nach Jahren der Ineffizienz ließen sich viele Investoren auch von diesen Verbesserungen nur schwer überzeugen. "Darum wird die Hälfte der japanischen Unternehmen immer noch unter ihrem realen Buchwert gehandelt. Zum Vergleich: In Europa sind es nur zwanzig Prozent und in den USA sogar weniger als zehn Prozent der Unternehmen. Wir sehen daher im Japan der neuen Ära erhebliche Chancen für langfristig orientierte Investoren", sagt Johan du Preez, Head of Japanese Equities bei M & G Investments.
Überdies investieren die Firmen mächtig in die Forschung. Das kann man gut an den globalen Patentanmeldungen beim Patent Cooperation Treaty (PCT) sehen. Hier liegt Japan bezogen auf die Einwohnerzahl vorn. Laut der World Intellectual Property Organization (WIPO) kamen 2018 48 702 Patentanmeldungen aus Japan, aber nur 19 883 aus Deutschland. Mitsubishi Electric war nach dem chinesischen Techkonzern Huawei die Nummer 2 bei den Einzelanmeldungen. Sie meldeten fast doppelt so viele Patente an wie die Robert Bosch AG. Dabei hat Mitsubishi nur 143 000 Mitarbeiter und Bosch 402 000. Laut der Studie "Wipo Technology Trends 2019" stammen von den 20 Firmen mit den meisten Patenten im Bereich der künstlichen Intelligenz zwölf aus Japan, drei aus den USA und zwei aus China.