Die Übernahme des Münchner Chipzulieferkonzerns Siltronic durch den taiwanesischen Konkurrenten Global Wafers, Hersteller von Siliziumscheiben, sogenannter Wafer, zur Produktion von Chips, wird voraussichtlich scheitern. Wie die US-Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, konnte Doris Hsu, Vorstandsvorsitzende von Global Wafers, Bedenken der Bundesregierung in Bezug auf die Übernahme in einem Gespräch mit Staatssekretär Udo Philipp vom Bundeswirtschaftsministerium nicht ausräumen. Beobachter gehen nun davon aus, dass die Freigabe der Übernahme durch das Bundeswirtschaftsministerium bis zum Ende der Frist nicht vorlegen wird. Damit wäre die Übernahme im Wert von 4,4 Milliarden Euro oder 145 Euro pro Siltronic-Aktie gescheitert. Weil einige institutionelle Anleger, die auf den Erfolg der Übernahme gesetzt haben, nun verkaufen, geriet die Siltronic-Aktie unter Druck.
Vorläufige Jahreszahlen am Mittwoch, 2. Februar
Die Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 hat der Münchner Chipzulieferer auf Mittwoch, 2. Februar verschoben. Die bei Bloomberg gelisteten Analysten erwarten für 2021 im Schnitt knapp 1,40 Milliarden Euro Umsatz und gut 244 Millionen Euro Nettogewinn. Gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Plus von knapp 16 Prozent beim Erlös und fast 31 Prozent mehr Nettoertrag. In Singapur betreibt Siltronic mit dem weltweit größten Chipauftragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) ein Joint Venture zur Herstellung von großen Siliziumscheiben mit 300 Millimeter Durchmessern. Diese Wafer sind besonders gefragt. Siltronic, weltweit drittgrößter Hersteller dieser großen Scheiben, ist bei TSMC als einziger nicht-japanischer Wafer-Hersteller für diese Wafer zugelassen. Die beiden japanischen Wafer-Hersteller sind weltweit führend. Siltronics Zertifizierung für TSMC ist aus Sicht von Börse Online ein wesentlicher Grund für das Interesse von Global Wafers Interesse am Kauf des ehemaligen Tochter-Konzerns von Wacker Chemie.
Schutz vor Ausverkauf von Technologie
Die politischen Spannungen zwischen Europa, China und Taiwan und die Auswirkungen der aktuellen Engpässe in der Belieferung mit Chips für die Industrie dürften in Berlin zusätzliche Bedenken gegenüber Siltronics Verkauf ins Ausland geweckt haben. Bereits im Jahr 2020 hatte die Bundesregierung die Regeln für ausländische Übernahmen verschärft, um so kritische Infrastruktur und Branchen zu schützen
Next Generation Technology
Anmerkung der Redaktion: Anleger können mit dem Euro am Sonntag Next Gen Tech -Zertifikat (ISIN DE000LS9SHB0) in überdurchschnittlich innovative Unternehmen wie Siltronic, Aixtron, Infineon und Wolfspeed investieren. Weitere Details zum Euro am Sonntag Next Gen Tech gibt es bei
Einschätzung zur Siltronic-Aktie
Wir gehen davon aus, dass die vorläufigen Zahlen für deutlich besser als erwartet sein werden. Die positive Überraschung - bedingt durch die weiterhin hohe Chipnachfrage und eine hohe Auslastung der Fertigungskapazitäten - sollte die Enttäuschung über den gescheiterten Deal überkompensieren. Wir erwarten also höhere Kurse. Für den Münchner Wafer-Hersteller haben sich die Perspektiven im Markt seit der auf 145 Euro pro Aktie erhöhten Offerte der Taiwanesen im Januar 2021 weiter verbessert.