Dreimal hatte die €uro Advisor Services GmbH bereits den "€uro-Roundtable" in der Münchner BMW Welt veranstaltet - zuletzt im März zum Thema "Megatrends" (FundResearch berichtete). Von dem Konzept sollten nun auch Bankberater und Vermögensverwalter in anderen Teilen der Republik profitieren: dieses Mal in Köln. Im Schokoladenmuseum direkt am Rhein stellten die Fondsgesellschaften Barings, Bellevue Asset Management, BNY Mellon bzw. Meriten, RobecoSAM und UBS ihre Megatrend-Strategien vor.

Zuvor aber erläuterte Kai Gramke, Partner der Prognos AG, die Auswirkungen des weltweiten demografischen Wandels. Die Faktoren Geburtenrate, Lebenserwartung und Wanderung führten unter anderem dazu, dass bis zum Jahr 2100 der Großteil der Weltbevölkerung in Afrika und Asien sowie vermehrt in Städten als auf dem Land wohne. Und hier fangen die Herausforderungen an: Damit Städte in der Lage sind, immer mehr Menschen aufzunehmen, seien - insbesondere in den Schwellenländern - Investitionen in Infrastruktur nötig. In Ländern wie Deutschland oder Japan sehe das anders aus: "Vor allem in Deutschland muss über einen Rückbau von Infrastruktur nachgedacht werden", sagt Gramke und gibt ein Beispiel: "Hierzulande nimmt die Bevölkerung ab. Wenn weniger Menschen Wasserleitungen nutzen, nimmt die Durchflussgeschwindigkeit des Wassers ab, wodurch dieses in den Rohren verfaulen kann." Es sei jetzt an der Zeit, darüber nachzudenken, ob die teils marode Wasserinfrastruktur erneuert wird oder ob man sie zurückbaut. Aber das ist nur eine Auswirkung des demografischen Wandels auf Deutschland. "Derzeit befinden wir uns in einem Jahrzehnt der wirtschaftlichen Konsolidierung, auf das ein Jahrzehnt des Wachstums folgen wird", so Gramke. "Danach bricht uns der demografische Wandel das Genick." Grund hierfür: Die Zahl der Erwerbstätigen wird in Zukunft sinken. 2012 hatte Deutschland von rund 80 Millionen Einwohnern etwa 41 Millionen Erwerbstätige, die das Wohlstandsniveau sicherten. Bis zum Jahr 2035 aber werde die Bevölkerung, und hier insbesondere die Personen zwischen 20 und 64 Jahren, deutlich abnehmen, wodurch weitaus weniger Menschen arbeiten werden. Das Ergebnis: Sinkende Wachstumsraten und ein sinkendes Wohlstandsniveau. Einwanderung sieht Gramke als einzige Lösung, dem Problem kurz- und mittelfristig entgegenzuwirken. "An der Stellschraube ‚Geburtenrate‘ zu drehen ist zwar sinnvoll, würde in den kommenden zehn Jahren, die wir zur Lösung des Problems noch haben, nicht viel bringen."

Fondsgesellschaften erläutern ihre "Megatrends"

Im Anschluss an den ebenso aufschlussreichen wie ernüchternden Vortrag des Prognos-Experten, hatten die Fondsgesellschaften das Wort. Für Hartwig Kos, Investment Director bei Barings Asset Management, sind die Emerging Markets nach wie vor ein Megatrend. "Die Schwellenländer hatten ein schwieriges Jahr 2013", räumt er ein. "Daher fragt man sich, ob sie überhaut noch ein Investmentthema sind." In der jetzigen Lage sei es wichtig, sich die einzelnen Staaten genau anzuschauen. "Man kann nicht mehr sagen: ‚Wir investieren in die Emerging Markets‘", sagt Kos. "Als einen homogenen Block gibt es sie nicht mehr." Multi-Asset-Investments seien daher sinnvoll. Aktien aus Brasilien und Anleihen aus Thailand zum Beispiel.

Dass die Schwellenländer nach wie vor ein Thema sind, davon ist auch Uwe Röhrig, Aktienstratege bei UBS, überzeugt. Man müsse auf die richtigen Unternehmen setzen. "Wir investieren ausschließlich in Unternehmen der westlichen Welt, die eine starke Präsenz in den Schwellenländern haben", erläutert Röhrig die Strategie. Da es in den kommenden Jahren voraussichtlich rund eine Milliarde Menschen in der asiatischen Mittelklasse geben werde, ist sicherlich der Konsumgütersektor sehr interessant, aber es geht auch um den Gesundheitssektor, den Ausbau von Finanzdienstleistungen, Technologie und Infrastruktur.

Ebenfalls die Schwellenländer im Visier hat RobecoSAM. Portfolio Manager Pieter Busscher erkennt die dortige Rohstoffnachfrage als Megatrend. "Die Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern steigt", sagt er. "Insbesondere in China." Dank Substitution und Prozesseffizienz würden die realen Rohstoffpreise sogar sinken. Insbesondere der Bereich der leichten Werkstoffe sei stark im Kommen. "Die Automobilindustrie setzt beispielsweise immer mehr auf Aluminium, da durch leichtere Karosserien der Benzinverbrauch gesenkt wird."

Die Schweizer Fondsboutique Bellevue Asset Management hat Afrika als Megatrend ausgemacht. "In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete der Kontinent ein Wachstum von 5,5 bis sechs Prozent. Das ist auch die Prognose für die kommenden fünf Jahren", sagt Jean Pierre Gerber, Produktspezialist und Partner bei Bellevue. Die afrikanischen Länder ließen sich aber kaum miteinander vergleichen. "Man muss Afrika differenziert betrachten", rät Gerber. Derzeit gebe es insgesamt 26 Börsenplätze, die 33 Länder abdeckten. "Rund zehn davon sind liquide genug, um Aktien abzubilden", so der Experte. "Aber es gibt natürlich auch Risiken. Anleger sollten sich nicht zu schnell in ein Momentum hineinziehen lassen. Auch in Afrika wachsen die Giraffenhälse nicht in die Himmel", so Gerber in Anlehnung an die Titelseite einer Ausgabe der Zeitschrift "The Economist".

Bastian Gries, Leiter Corporate Credit Investment Grade bei Meriten Investment Management, einer Tochter von BNY Mellon, findet in Europa einen Megatrend: Corporate Credit. Sein Thema ist die sogenannte "Rating-Migration" bei Unternehmensanleihen. "Das hat insbesondere mit den länderbedingten Herabstufungen während der Finanzkrise zu tun", erläutert er. Ratings im Bereich von BB und BBB nähmen deutlich zu. "Anleihen mit diesen Bewertungen haben nur ein moderates Ausfallrisiko. Im High-Yield-Bereich ist es deutlich höher", sagt Gries. Die Rendite sei zudem nicht mehr das wichtigste Kriterium für Anleger. Eine immer stärkere Rolle spiele die Volatilität. "Die Sharpes Ratios sind bei Unternehmensanleihen im Bereich BBB/BB deutlich höher als im Staatsanleihen-Bereich. Wir sehen eine steigende Nachfrage für kombinierte Produktstrategien von Investmentgrade und High Yield."

FundResearch wird in Kürze Interviews mit den Experten veröffentlichen, in denen sie detailliert auf ihre Strategie eingehen. Das Gespräch mit Jean-Pierre Gerber von Bellevue wurde bereits publiziert.

(PD)