US-Aktien, nein danke!
· Börse Online RedaktionStehen US-Aktien vor zehn mageren Jahren oder droht an der Wall Street sogar ein Crash? Beide Szenarien wirken derzeit nicht völlig unrealistisch. Zwar hatte Warren Buffett im Nachhinein damit recht, als er im Oktober 2008 in der "New York Times" postulierte: "Buy American.
I am." Doch nach acht Jahren Bullenmarkt sind US-Aktien inzwischen hoch bewertet. So beträgt das Kurs-Buchwert-Verhältnis des MSCI USA zum Beispiel 3,1. Beim MSCI Europe liegt dieser Wert bei 1,9, beim MSCI Emerging Markets bei 1,7 und beim MSCI Japan bei 1,3. Zudem weist der S & P 500 ein Shiller-KGV von 29,9 auf. Nur zweimal in der Historie lag das sogenannte zyklisch -adjustierte KGV (CAPE) höher - in den Jahren 1929 und 2000, als die Kurse daraufhin massiv einbrachen.
Was also tun? Einige Anleger werden ihre US-Quote künftig wohl reduzieren, um das Kapital nach Europa, Japan oder in die Schwellenländer umzuschichten. Andere Anleger kaufen womöglich globale Aktienprodukte, die nur zu einem geringen Teil in US-Aktien investieren. Bei globalen Aktien-ETFs ist dies allerdings gar nicht so leicht. So weist der MSCI World Index zum Beispiel einen US-Anteil von 59 Prozent auf. Bei einigen Factor-Indizes (Minimum Volatility, Momentum, Quality) liegt dieser Anteil sogar noch höher. Einzig bei globalen Dividenden- und Value-Strategien liegt der US-Anteil substanziell unter 59 Prozent. Beim MSCI World Value Factor Index investieren Anleger dafür stärker in japanische Aktien (27 %), beim Stoxx Global Select Dividend 100 Index stärker in Aktien aus Australien (12 %), Hongkong (11 %), Singapur (10 %) und Kanada (8 %). Wahlweise könnten sich Anleger für den MSCI All Country World Index (ACWI) entscheiden, der jeweils Aktien aus 23 Industrie- und Schwellenländern enthält. Aufgrund der hohen US-Marktkapitalisierung beträgt der US-Anteil dort aber auch 52 Prozent.
Etliche globale Fonds halten dagegen eine vergleichsweise niedrige US-Quote. Das gilt etwa für den DWS Top Dividende und noch mehr für den DJE Dividende & Substanz. Da US-Aktien vergleichsweise niedrige Dividendenrenditen bieten, halten beide Fonds naturgemäß weniger US-Titel als im MSCI World Index. So weist der MSCI USA Index zum Beispiel eine Dividendenrendite von 2,0 Prozent auf. Der MSCI Europe Index kommt hier auf 3,3 Prozent, der MSCI Australia auf 4,3 Prozent.
Geradezu verschwindend gering ist die US-Quote bei einigen Value-Fonds. So gewichtet der Lingohr-Systematic-LBB-Invest die USA aufgrund seiner Gleichgewichtungsphilosophie traditionell mit knapp über zehn Prozent. Gregor Trachsel hat beim Warburg Value Fund zwar größere regionale Freiheiten, dennoch hält er nur zehn Prozent in US-Werten. Titel "mit einem signifikanten Abschlag zum errechneten inneren Wert" findet er momentan eher in Japan (24 %), Brasilien (14 %) und Italien (11 %).
Beim StarCapital Priamos ist die US-Quote seit einiger Zeit ebenfalls sehr gering. Anhand von einigen Value-Kennziffern bevorzugt Manager Norbert Keimling Titel aus Korea (11 %), Italien (10 %), Frankreich (9 %) und China (8 %).