Die EPA habe bei der Verlängerung der Zulassung des Herbizids Ende 2018 zudem gegen Bundesrecht verstoßen. Dicamba wird außer von Bayer auch von BASF und dem US-Rivalen Corteva hergestellt. Deren Produkte sind von dem Urteil ebenfalls betroffen.

Bayer erklärte, mit dem Urteil nicht einverstanden zu sein und weitere Schritte zu prüfen. Abhängig von den Maßnahmen der EPA strebe der Konzern an, die Auswirkungen für seine Kunden zu minimieren. Gegenwärtig arbeite Bayer daran, eine neue Zulassung der EPA für seine Dicamba-Produkte für die Pflanzsaison 2021 und darüber hinaus zu erhalten und hoffe, diese bis Herbst zu bekommen. Eine BASF-Sprecherin sagte, der Chemiekonzern stimme mit dem Urteil nicht überein und prüfe mögliche Reaktionen. Das Herbizid sei sicher, wenn es entsprechend der Anwendungsbeschreibung angewendet werde. Corteva äußerte sich ähnlich und will die Entscheidung des Gerichts prüfen.

Die US-Umweltbehörde hatte Ende 2018 den Einsatz des Unkrautvernichters unter Einschränkungen für zwei weitere Jahre freigegeben. Anwender müssen etwa eine Schulung durchlaufen, bevor sie Dicamba einsetzen dürfen. Gegen die Zulassungsverlängerung waren mehrere Umweltschutzorganisationen vorgegangen. Dicamba hatte für Schlagzeilen gesorgt, nachdem eine neue Zusammensetzung nach Angaben von Landwirten zu erheblichen Schäden an der Ernte geführt hatte. Nach Einschätzung von Experten verflüchtigte sich Dicamba, trieb über die Felder und erreichte so auch Pflanzen, die nicht dagegen gentechnisch gewappnet waren. Das hatte eine Welle von Beschwerden und Klagen gegen den Hersteller Monsanto ausgelöst, den Bayer für rund 63 Milliarden Dollar übernommen hatte.

Bayer äußert sich nicht dazu, wieviel Umsatz der Konzern mit Dicamba macht. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen mit Herbiziden knapp 5,1 Milliarden Euro um, das ist gut ein Viertel des Umsatzes im Agrargeschäft. Analyst Gunther Zechmann von Bernstein schätzt, dass die Auswirkungen des Urteils auf Dicamba für die Pflanzsaison im kommenden Jahr gering sein dürften. Es könnten rund 30 Millionen Euro Gewinn entgehen, bis die EPA in etwas sechs Wochen über die erneute Zulassung von Dicamba über 2020 hinaus entscheidet.

Anfang des Jahres waren Bayer und BASF in den USA zu einer Millionenstrafe an einen US-Landwirt verurteilt worden, der den Unternehmen vorgeworfen hatte, dass das Herbizid Teile seiner Pfirsichplantagen ruinierte. Die beiden Konzerne hatten angekündigt, dagegen Rechtsmittel einlegen zu wollen. Bayer sieht sich zudem mit einer Klagewelle wegen des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup von Monsanto in den USA konfrontiert.

rtr