Daten unterstützen Marschrichtung für die morgige Fed-Sitzung. Moderaterer Zins-Kurs auch bei der EZB? So geht es jetzt an den Börsen weiter. Von Wolfgang Ehrensberger
Mit Spannung warten Börsianer auf die Beschlüsse der wichtigsten Notenbanken der Welt. An diesem Mittwoch und am Donnerstag entscheiden die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB), ob sie angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks einen moderateren Zinskurs einschlagen werden.
Am Dienstag haben positive Inflationsdaten aus den USA die Hoffnung auf einen solchen Kurs und damit einen positiven Jahresausklang an den Märkten angetrieben. So starteten die großen Indizes wie Dax oder Dow Jones eine starke Rally.
So ging die Teuerungsrate im November auf 7,1 (Vormonat: 7,7) Prozent zurück. Es ist bereits der fünfte Rückgang in Folge, auch wenn die Rate noch weit vom Fed-Inflationsziel von zwei Prozent entfernt ist. Die Daten sind für die Fed eine wichtige Entscheidungsgrundlage für ihre morgige Zinssitzung. Am Markt wird nach den Jumbo-Zinsschritten der vergangenen Monate von 0,75 Prozentpunkten inzwischen mit einer kleineren Anhebung um 0,5 Prozentpunkte gerechnet. Das gleiche gilt für die EZB-Sitzung am Donnerstag, wobei EZB-Chefin Christine Lagarde kürzlich noch davor gewarnt hatte, dass das Ende des Inflationsanstiegs in der Eurozone noch nicht zu sehen sei.
„Es ist die letzte wichtige Woche des Jahres, nach dieser Woche gibt es keine echten Katalysatoren mehr“, sagte Patrick Spencer, Aktienexperte bei der Investmentbank Baird, der Nachrichtenagentur Reutes. „Wenn sich die US-Inflation weiter abschwächt, können wir loslegen und unsere Jahresendrally starten."
Schon im Vorfeld der morgigen Zinssitzung signalisierte Fed-Chef Jerome Powell eine moderatere Gangart der US-Notenbank – er stellte eine Anhebung um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht. Damit würde der Schlüsselsatz auf 4,25 bis 4,5 Prozent steigen. Vorangegangen waren vier Jumbo-Zinsschritte von 0,75 Prozentpunkten. Zwischenzeitlich war die Inflationsrate aber auch viermal in Folge gefallen. Powell machte allerdings auch klar, dass die Inflation immer noch zu hoch sei. Gleichzeitig droht die US-Wirtschaft in eine Rezession zu fallen, die nach Einschätzung der meisten Ökonomen aber einen milden Verlauf nehmen könnte. Hier muss die Fed das nötige Fingerspitzengefühl zeigen, mit künftigen Zinsschritten die Konjunktur nicht abzuwürgen. Die Kernfrage ist, auf welchen Zinsgipfel („Dot Plot“) die Währungshüter zusteuern wollen. Zuletzt deuteten sie für Mitte 2023 ein Zinsniveau von 4,6 Prozent an. Im Markt wird inzwischen mit rund fünf Prozent gerechnet.
Was macht Lagarde?
Auch die EZB könnte auf ihrer Sitzung am Donnerstag (15.12.) auf eine moderatere Gangart ihrer Zinspolitik umschalten. Zuletzt hatte sich der Preisauftrieb etwas abgeschwächt, liegt aber im November mit 10,0 (Oktober: 10,6) Prozent noch immer im zweistelligen Bereich und damit deutlich höher als in den USA. Dennoch gehen die meisten Experten davon aus, dass die EZB diesmal die Schlüsselsatz nur noch um 0,5 Prozentpunkte anheben wird, nach zwei großen Schritten von 0,75 Prozentpunkten im September und Oktober. Trotz der weiterhin hohen Inflationsraten wächst bei den Währungshütern die Zuversicht, dass das Schlimmste bei der Preisteuerung überstanden ist.
Ein weiterer spannender Punkt der EZB-Sitzung ist die Frage, wie sich die Währungshüter zum geplanten Bilanzabbau positionieren. Durch die expansive Geldpolitik, verbunden mit jahrelangen Anleihekäufen, ist die Bilanzsumme inzwischen auf 8,5 Billionen Euro angeschwollen. Laut EZB-Chefin Christine Lagarde sollen auf der Sitzung am Donnerstag die Weichen für den Bilanzabbau gestellt werden.