Die Anklage der Amerikaner: Seit Beginn der 90er-Jahre sollen mehr als 150 Millionen Dollar Bestechungsgelder geflossen sein. In Russland und Katar, wo die nächsten Fußball-Weltmeisterschaften ausgerichtet werden, brachen die Börsenindizes ein. Ein Fifa-Sprecher betonte aber, die Turniere in den Jahren 2018 und 2022 sollen trotz der Korruptionsaffäre wie geplant durchgeführt werden.

Auch die Frage nach einem Rücktritt von Fifa-Präsident Sepp Blatter stelle sich nicht, da der Verbandsmanager nicht von den Korruptionsvorwürfen betroffen sei, erklärte der Sprecher. Der 79-jährige Schweizer tritt am Freitag zur Wahl für eine fünfte Amtsperiode an. Gegen ihn kandidiert der jordanische Prinz Ali Bin Al Hussein. Prinz Ali sprach in einer Stellungnahme von einem "traurigen Tag" für den Fußball. Russlands Sportminister Vitaly Mutko sagte der russischen Nachrichtenagentur Tass, die Festnahmen der Fifa-Funktionäre habe nichts mit der erfolgreichen Bewerbung seines Landes um die Fußball-WM zu tun.

Ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin sagte auf die Frage, ob die Vergabe der Turniere 2018 und 2022 angesichts der Ermittlungen neu ausgeschrieben werden müssten, es sei zu früh, darauf eine Antwort zu geben. Zunächst müsse man den Verlauf der Ermittlungen abwarten.

Auf Seite 2: US-JUSTIZMINISTERIN: "UNGEZÜGELTE KORRUPTION"





US-JUSTIZMINISTERIN: "UNGEZÜGELTE KORRUPTION"

Insgesamt klagte das US-Justizministerium neun Fifa-Vertreter und fünf Führungskräfte von Sportmedien und Sportvermarktungsunternehmen an. Vier Personen und zwei beschuldigte Gesellschaften hätten sich in verschiedenen Punkten bereits schuldig bekannt, teilte die Behörde mit. In Miami wurde der Sitz des amerikanischen Fußballverbandes CONCACAF durchsucht. "Die Anklage macht ungezügelte, systematische und tief verwurzelte Korruption geltend, sowohl im Ausland als auch in den Vereinigten Staaten", erklärte US-Justizministerin Loretta Lynch.

Auch in der Schweiz nahm die Justiz Untersuchungen auf. Sie geht dem Verdacht nach, dass es bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu Unregelmäßigkeiten und unrechtmäßigen Bereicherungen gekommen sei. Der Fifa-Hauptsitz in Zürich wurde deswegen am Mittwoch durchsucht, Daten und Dokumente wurden sichergestellt. Zudem wurden Konten bei mehreren Banken gesperrt, über die Bestechungsgelder geflossen sein sollen, wie das Bundesamt für Justiz mitteilte. Die in der Schweiz festgenommenen Fifa-Funktionäre können sich mit Rechtsmitteln gegen eine Auslieferung an die USA wehren.

Auf Seite 3: "VERSPRECHEN NICHT UMGESETZT"





"VERSPRECHEN NICHT UMGESETZT"

Der britische Abgeordnete Damian Collins, der die Reformgruppe "New Fifa Now" (Neue Fifa Jetzt) gegründet hat, sprach von sehr bedeutenden Entwicklungen. "Es zeigt, dass die Versprechen von Sepp Blatter in den letzten Jahren, sich die Korruption bei der Fifa vorzunehmen, nicht umgesetzt wurden", sagte Collins der Nachrichtenagentur Reuters. Vergangenen November hatte die Ethikkommission der Fifa Russland und Katar vom Vorwurf der Korruption bei der WM-Vergabe freigesprochen und sich damit umgehend Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt. Fifa-Anwalt Michael Garcia, der rund zwei Jahre lang Korruptionsvorwürfe untersucht hatte, trat daraufhin zurück.

Reuters