Die Märkte waren von Fed-Chefin Janet Yellen bereits auf die geldpolitische Zäsur vorbereitet worden, die Kredite verteuert und so weniger Rückenwind für Börse und Wirtschaft bedeutet. Sie will die Zügel nur sanft anziehen, um die konjunkturelle Erholung nicht abzuwürgen: "Auch nach der Erhöhung stimuliert unsere Geldpolitik die Wirtschaft weiter", versicherte Yellen.

An den Finanzmärkten wurden damit Spekulationen auf eine forschere Gangart der Fed gedämpft. An der Wall Street ging es entsprechend deutlich bergauf. Der Euro fiel auf rund 1,09 Dollar. Die USA müssen sich Experten zufolge nun darauf einstellen, dass der Dollar zum Euro wegen der Zinsdifferenz tendenziell stärker wird und sich amerikanische Firmen im Export schwertun, weil ihre Produkte in Übersee teurer werden.

Die Währungshüter in Washington preschen mit der ersten Anhebung seit fast zehn Jahren weltweit vor. In der Euro-Zone und auch in Japan dürfte der Nullzins wegen der mauen Konjunktur und niedriger Inflationsraten wohl noch lange unangetastet bleiben.

"EIN GROSSER SCHRITT FÜR DAS FINANZSYSTEM"



Deutsche-Bank-Chefvolkswirt David Folkerts-Landau sprach von einem historischen Moment: "Er bildet den Auftakt zu einer Normalisierung der amerikanischen Geldpolitik." Auch sein Kollege Ulrich Kater von der DekaBank sieht dies ähnlich: "Ein kleiner Schritt für die Fed, aber ein großer für das Finanzsystem." Die Fed begrabe symbolisch die Finanz- und Bankenkrise von 2008. Zudem schüre die Zinswende die Hoffnung, dass auch in der Euro-Zone eine Umkehr bei den Zinsen irgendwann möglich sei.

Yellen sagte, das Tempo weiterer Zinserhöhungen werde maßgeblich davon abhängen, wie sich die Wirtschaft entwickele und wie schnell sich die Jahresteuerung dem Ziel der Fed von zwei Prozent annähere: "Falls die Inflation stärker anziehen sollte, würde dies größere Zinsschritte nötig machen."

Mit ihrer laxen Geldpolitik trug die Fed maßgeblich dazu bei, dass die US-Wirtschaft die Rezession schnell überwand und den Finanzmärkten nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 die Kernschmelze erspart blieb. Später sorgte das viele billige Geld dafür, dass die Börsen trotz mauer Konjunktur von Rekord zu Rekord eilen konnten.

Zuletzt hat sich die US-Konjunktur etwas abgekühlt. Sie legte im Sommer aufs Jahr hochgerechnet nur noch um 2,1 Prozent zu, nachdem es im Frühjahr noch 3,9 Prozent waren. Doch Experten sehen darin kein Schwächezeichen: Denn der private Verbrauch, der rund zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht, zog weiter an. "Die Entscheidung der Fed war fällig. Angesichts der guten wirtschaftlichen Situation können die USA einen langsamen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes gut verkraften", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

Zur Erfolgsbilanz der Fed gehört auch, dass nach der Weltwirtschaftskrise nun annähernd wieder Vollbeschäftigung herrscht. Kritiker befürchten jedoch, dass die Fed mit dem vielen billigen Geld den Boden für Preisblasen an den Märkten bereitet.

Die Fed will ihren Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen und die Zinsen nun konsequent, wenn auch behutsam anheben: In ihren aktuellen Prognosen veranschlagen die Währungshüter im Mittel einen Satz von 1,375 Prozent für Ende 2016 - das entspricht drei bis vier Zinsschritten im kommenden Jahr. Damit hat sich gegenüber September nichts an der Einschätzung der Notenbanker geändert. Yellen zufolge werden die Zinsschritte wohl nicht gleich groß ausfallen.

Auch im September hatten viele Experten bereits mit einer Erhöhung gerechnet: Die Fed wagte den Schritt nach einem Börsenbeben in China jedoch aus Sorge vor einer harten Landung der dortigen Wirtschaft nicht. Die jetzige Zinswende im fernen Washington wird für viele chinesische Firmen wohl negative Folgen haben: Schätzungen zufolge halten die Unternehmen in der Volksrepublik rund ein Viertel ihrer Kredite in Dollar. Eine Aufwertung der US-Währung dürfte es für diese Unternehmen somit teurer machen, die Schulden zu bedienen.

Reuters