Der Demokrat zeigte sich siegessicher. Die bislang veröffentlichten Zahlen machten klar: "Wir werden dieses Rennen gewinnen." Biden machte weiter Boden gut. Seinen Vorsprung in der Republikaner-Hochburg Georgia baute er dem Datenanbieter Edison Research zufolge weiter aus. Auch im wohl entscheidenden Bundesstaat Pennsylvania liegt er vorne.

Amtsinhaber Donald Trump gab sich jedoch längst noch nicht geschlagen. In einer offiziellen Mitteilung des Weißen Hauses kündigte er am Freitag weitere Rechtsschritte an und unterstrich: "Ich werde niemals aufgeben, für euch und unsere Nation zu kämpfen." Zuvor stellte er erneut ohne Belege zu liefern die Behauptung auf, die Wahl werde ihm "gestohlen".

Bidens Ansprache war ursprünglich als Siegesrede geplant. Doch die Auszählung der Stimmen dauert nach wie vor an. Wann ein Ergebnis der Wahl vom Dienstag feststeht, ist immer noch offen. Hintergrund ist eine außergewöhnlich hohe Briefwahlbeteiligung. Viele Amerikaner wollten sich wegen der Coronavirus-Pandemie am Wahltag selbst nicht in lange Schlangen stellen, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.

Biden kündigte an, gleich am ersten Tag seiner Amtszeit mit der Umsetzung eines Plans zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie beginnen zu wollen. "Wir können in den kommenden Monaten viele Leben retten", sagte er. Die USA sind weltweit am stärksten von dem Coronavirus betroffen. Zuletzt gab es über 129.000 Neuinfektionen binnen eines Tages. Die Zahl der Todesfälle nach einer Infektion erhöhte sich um mindestens 1219 auf 236.250. Trump steht auch wegen seines Umgangs mit der Pandemie in der Kritik.

BIDEN: ICH HOFFE, ICH SPRECHE MORGEN WIEDER ZU IHNEN


Biden erwähnte in seiner Rede Amtsinhaber Trump nicht. Experten zufolge könnte auch der Republikaner noch die Wahl gewinnen. Als Schlüssel zum Wahlsieg gilt Pennsylvania. Biden liegt dort in Führung. Ein Sieg würde ihm 20 Wahlleute bringen. Damit käme er auf 273 Wahlleute. Für das Präsidentenamt nötig sind 270. Biden hat derzeit 253, Trump 214. Ohne Pennsylvania kann der Präsident die Wahl rein rechnerisch nicht mehr gewinnen.

Biden erklärte, er rechne am Ende mit mehr als 300 Wahlleuten für sich. Er bat angesichts der langwierigen Auszählung um Geduld. "Ihre Stimme wird gezählt", versprach er. Er werde nicht zulassen, dass jemand dies zu verhindern versuche. Biden äußerte die Hoffnung, sich am Samstag erneut an die Wähler wenden zu können.

Während Bidens Anhänger teilweise bereits feierten, folgten die Trump-Unterstützer der Behauptung, die Wahl werde gestohlen und forderten den Stopp der Auszählung. Unter dem Hashtag "Stoppt den Diebstahl" sind für Samstag zahlreiche Kundgebungen in fast 60 Städten in sechs besonders umkämpften Bundesstaaten geplant, darunter auch Michigan und Wisconsin, die Biden bereits gewonnen hat.

Trumps Kritik richtet sich vor allem gegen die Briefwahl und die Möglichkeit, dass vielerorts bereits vor dem eigentlichen Wahltag abgestimmt wurde. Umfragen zufolge haben vor allem Anhänger der Demokraten dies genutzt. Das erklärt auch, warum Trump auf Basis der direkt am Wahltag abgegeben Stimmen etwa in Pennsylvania erst deutlich vor Biden lag, der Demokrat nun aber nach Auszählung der Briefwahlstimmen in Führung liegt. Trump und seine Anwälte werten dies als Wahlbetrug und haben deswegen eine Klagewelle losgetreten. Mehrere Gerichte folgten dem allerdings nicht.

Auch Rechtsexperten geben Trumps Strategie kaum Erfolgschancen. Dennoch will das Nationale Komitee der Republikaner zur Finanzierung Insidern zufolge mindestens 60 Millionen Dollar aufbringen. Aus dem Kleingedruckten geht allerdings hervor, dass gut die Hälfte davon erst mal zur Abdeckung der Schulden aus dem Wahlkampf genutzt werden sollten.

rtr