Trump gilt als unberechenbar, seine politischen und wirtschaftlichen Pläne sind undurchsichtig. Jüngsten Umfragen zufolge könnte es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Immobilienmilliardär und seiner für die Demokraten antretenden Rivalin Hillary Clinton hinauslaufen. Die Angst, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, ist groß bei Anlegern. Viele haben noch den Schock nach dem überraschenden Votum der Briten für den EU-Austritt vor Augen.

Sollte Trump das Rennen machen, wäre beim Dax die Marke von 10.000 Punkten nicht zu halten, ist sich Aktienstratege Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets sicher. In der alten Woche verlor der Leitindex bereits gut vier Prozent auf rund 10.240 Punkte. Katastrophal für die Börsen wäre aber auch, wenn am Mittwoch kein eindeutiger Sieger feststeht, betont Stanzl. Dagegen wird eine Erleichterungsrally erwartet, falls Clinton ins Weiße Haus einzieht. "Eine Präsidentschaft Hillary Clintons wäre sowohl für die Märkte als auch für die Konjunktur die sichere Alternative", sagt Beatrice Rosenthal, Chef-Volkswirtin der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft.

Am besten würde an den Börsen eine Präsidentin Clinton bei gleichzeitiger Mehrheit der Republikaner im Repräsentantenhaus ankommen, schreibt die Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments. "Das würde dann an den Börsen neutral bis leicht positiv aufgenommen." Zum einen wären die von Clinton als Präsidentin zu erwartenden schärferen Regulierungen dann nur in abgeschwächter Form durchsetzbar, begründet Fondsmanager Nicolas Janvier. Zum anderen würden Voraussetzungen für einen potenziellen Kompromiss geschaffen bei für Anleger wichtigen Themen wie Steuer- und Einwanderungsreformen.

BEI TRUMP-TRIUMPH WIRD ZINSERHÖHUNG UNWAHRSCHEINLICHER



Auch für Devisenanleger ist der Wahlausgang von großer Bedeutung. Experten sind sich einig, dass der Dollar im Falle eines Wahlsiegs von Trump auf Tauchstation geht. Der Euro dürfte dann aufwerten. Experten rechnen zudem damit, dass verstärkt als sicher geltende Anlagen wie Bundesanleihen gekauft werden. Das würde die Rendite der Titel drücken.

Diese Gemengelage hätte auch für die Geldpolitik der US-Notenbank Folgen. Die meisten Marktbeobachter gehen derzeit von einer Zinsanhebung der Federal Reserve (Fed) Mitte Dezember aus. "In einem Umfeld erhöhter Marktvolatilität würde die erwartete Zinserhöhung der Fed zunehmend in Frage gestellt", sind sich die Volkswirte der Commerzbank sicher.

BILANZ-REIGEN GEHT WEITER



Neben dem dominanten Thema US-Wahlen stehen auch wieder zahlreiche Bilanzen auf der Agenda. Viel Beachtung finden werden die Geschäftsjahreszahlen von Siemens am Donnerstag. Anleger wollen wissen, ob Firmenchef Joe Kaeser dank Zukäufen zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder die Umsatzmarke von 80 Milliarden Euro knacken konnte. Am Donnerstag legen auch die Deutsche Telekom, Continental, RTL Group und Bilfinger ihre Ergebnisse vor. Bereits am Dienstag lassen sich unter anderem Henkel und die Deutsche Post in die Bücher schauen, am Mittwoch E.ON und Münchener Rück.

An der Konjunkturfront richten sich die Blicke am Dienstag auf die chinesischen Außenhandelsdaten für Oktober. Aktienmärkte rund um den Globus hatten Verluste verzeichnet, weil die Exporte des Landes im September unerwartet stark eingebrochen waren. Nun warten Anleger auf Signale, ob die von der Regierung geschürten Hoffnungen auf mehr Wachstum der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft einen Dämpfer erhalten. Am Mittwoch stehen aus dem Reich der Mitte zudem Erzeuger- und Verbraucherpreise an.

In den USA werden am Donnerstag die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Zum Wochenausklang werden erste Daten der Universität Michigan zur Verbraucherstimmung im November erwartet. Im Oktober hatte sich die Kauflaune der US-Konsumenten überraschend eingetrübt und war auf den niedrigsten Wert seit September 2015 gefallen.

rtr