Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung in den USA und enttäuschende Bilanzen einiger Großkonzerne haben die Kauflaune der Aktienanleger am Donnerstag gedämpft. Die Aussicht auf neue Wellen billigen EZB-Geldes verhinderte allerdings größere Kursverluste. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils 0,5 Prozent auf 10.659 beziehungsweise 3343 Punkte.
Die Fed will bei der geplanten Anhebung der Zinsen "geduldig" vorgehen. Aus den Aussagen der US-Notenbanker vom Vortag lasse sich aber nicht ableiten, dass die Zinserhöhung wegen des Ölpreis -Verfalls und der Dollar -Aufwertung länger aufgeschoben werde, betonten die Analysten der Metzler Bank. Darüber war in den vergangenen Tagen verstärkt spekuliert worden. Als wahrscheinlichster Zeitpunkt der US-Zinswende gilt weiterhin die Jahresmitte 2015.
Die ultra-lockere Geldpolitik der Europäische Zentralbank (EZB) bleibe dagegen ein unterstützender Faktor für Dax, EuroStoxx50 & Co., betonte ein Aktienhändler. Sie werde die Kurse mittelfristig weiter in die Höhe treiben. Mit ihrer eine Billion Euro schweren Geldspritze für die Finanzmärkte wollen die Währungshüter die schwächelnde Konjunktur der Euro-Zone ankurbeln und die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, abwenden.
Der Euro, der wegen der gegenläufigen Geldpolitik in den USA und der Euro-Zone in den vergangenen Monaten etwa 20 Prozent abwertet hatte, hielt sich am Donnerstag stabil bei 1,1318 Dollar. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, lag mit 158,74 Punkten nur etwa einen halben Zähler unter seinem Rekordhoch vom Vortag.
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GRIECHISCHER AKTIENMARKT AUF ERHOLUNGSKURS
Unterdessen fand der Ausverkauf an den griechischen Börse sein vorläufiges Ende. Der Athener Leitindex stieg um 1,8 Prozent. Der Konfrontationskurs des neuen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras mit der Gläubiger-Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und EZB hatte ihn in den vergangenen Tagen um knapp 15 Prozent gedrückt. Der griechische Bankenindex brach in diesem Zeitraum sogar um etwa 40 Prozent ein. Am Donnerstag legte er elf Prozent zu. Tsipras stoppte die geplante Privatisierung einiger Staatsfirmen und fordert einen Schuldenerlass, den die Gläubiger allerdings ablehnen. Griechenland hat seit 2010 insgesamt 210 Milliarden Euro an Hilfsgeldern erhalten.
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VALLOUREC UND SHELL FALLEN - DEUTSCHE BANK IM AUFWIND
Bei den Unternehmen sorgte die Warnung von Vallourec vor milliardenschweren Wertberichtigungen für Enttäuschung. Der französische Röhren-Hersteller begründete dies mit der schwachen Nachfrage von Ölkonzernen, denen der Preisverfall des Rohöls von mehr als 50 Prozent zu schaffen macht. Parallel dazu gab Royal Dutch Shell ein Quartalsergebnis unter Markterwartungen bekannt. Auch der angekündigte harte Sparkurs des Ölkonzerns überzeugte Anleger nicht. Shell-Papiere fielen um bis zu 4,7 Prozent. Die Aktien von Vallourec brachen um bis zu neun Prozent ein und waren mit 17,98 Euro zeitweise so billig wie zuletzt vor knapp zehn Jahren.
Die Deutsche Bank erfreute Investoren dagegen mit ihren Geschäftszahlen. Das Geldhaus kehrte im vierten Quartal überraschend in die Gewinnzone zurück. Das Netto-Ergebnis lag bei 441 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Minus von 178 Millionen Euro gerechnet. Vor allem das Investmentbanking habe sich besser entwickelt als gedacht, schrieb Equinet-Analyst Philipp Häßler in einem Kommentar. Positiv sei auch das dickere Finanzpolster. Die Aktien der Deutschen Bank setzten sich mit einem Plus von 1,9 Prozent an die Spitze des Dax.
Reuters