Zusammen mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte er dort drei Stunden mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und der ukrainischen Führung gesprochen. Dabei kündigten die beiden Politiker eine schrittweise Rückkehr von US-Diplomaten in die Botschaft in Kiew und die Lieferung moderner Waffen an. Zudem soll weitere Militärhilfe im Umfang von 713 Millionen Dollar für die Ukraine und die Region fließen.

"Damit werden die von der Ukraine benötigten militärischen Fähigkeiten unterstützt, insbesondere der Kampf im Donbass", sagte ein Beamter des US-Außenministeriums. "Diese Hilfe wird den ukrainischen Streitkräften auch bei der Umstellung auf fortschrittlichere Waffen und Luftabwehrsysteme helfen, die im Wesentlichen Nato-fähig sind." Die Ukraine selbst werde mehr als 322 Millionen Dollar an neuen US-Hilfen erhalten, kündigten Blinken und Austin an. Die gesamte US-Sicherheitshilfe für die Ukraine seit der Invasion belaufe sich damit auf etwa 3,7 Milliarden Dollar.

Russland warnte die USA vor Waffenlieferungen an die Ukraine. "Wir haben betont, dass es inakzeptabel ist, wenn die USA Waffen in die Ukraine liefern. Wir haben ein Ende dieser Praxis gefordert", sagte der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, dem Fernsehsender Rossiya 24. Es sei eine offizielle diplomatische Note an Washington geschickt worden, in der die Bedenken Russlands zum Ausdruck gebracht worden seien. Solche Waffenlieferungen verschlimmerten die Situation und verschärften den Konflikt.

Das russische Außenministerium hat nach eigenen Angaben den deutschen Botschafter in Moskau einbestellt. Zudem seien 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft zu unerwünschten Personen erklärt worden. Deutschland hatte seinerseits bereits Anfang April 40 russische Diplomaten ausgewiesen.

In Deutschland hielt die Debatte über Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine unterdessen an. SPD-Co-Chefin Saskia Esken äußerte sich verhalten. Die Frage, ob die Industrie dem Land direkt etwa Panzer liefere, stelle sich derzeit nicht, sagte sie. Die Ukrainer würden die Waffensysteme nicht kennen und benötigten langes Training. Der Rüstungskonzern RheinmetallRHMG.DE beantragte bei der Bundesregierung, der Ukraine 100 von der Bundeswehr ausgemusterte Mader-Schützenpanzer zu liefern. Ein Regierungssprecher sagte in Berlin, darüber werde "zeitnah" entschieden.

GUTERRES IN MOSKAU ERWARTET


Russische Truppen rückten unterdessen nach ukrainischen und britischen Angaben im Osten der Ukraine vor. Allerdings seien die Geländegewinne wegen mangelnder Logistik nur gering, berichtete das Verteidigungsministerium in London. Der anhaltende ukrainische Widerstand in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol habe die Kampfkraft der russischen Truppen reduziert. Reuters konnte den Bericht nicht verifizieren. Die Nachrichtenagentur Ria berichtete, die russische Luftwaffe habe in der Nacht 56 militärische Ziele in der Ukraine angegriffen. Das Verteidigungsministerium im Kiew erklärte, die ukrainischen Truppen hätten die russischen Vorstöße im Osten des Landes zurückschlagen können.

Auf dem Gelände des Stahlwerks Asowstal in Mariupol blieb die Lage dramatisch. Laut der stellvertretenden ukrainischen Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk gibt es keine Vereinbarung über einen Fluchtkorridor. Sie reagiert damit auf die Ankündigung Russlands, dass ein Fluchtweg für Zivilisten aus der von ukrainischen Truppen gehaltenen Bastion eingerichtet werden solle. Laut Nachrichtenagentur RIA will Russland über die Lage in Mariupol mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres sprechen. Guterres wird am Dienstag zu Gesprächen mit Präsident Wladimir Putin in Russland erwartet. Anschließend soll er nach UN-Angaben in die Ukraine weiter reisen, um dort Präsident Wolodomyr Selenskyj zu treffen.

RUSSISCHE UND UKRAINISCHE ÖLLAGER BRENNEN


Aus Russland kamen am Montag Meldungen über ein brennendes Öllager gut 150 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Am frühen Morgen sei in einem Öllager in Brjansk ein Großbrand ausgebrochen, teilte das russische Katastrophenschutzministerium mit. Es gab keine unmittelbaren Hinweise darauf, dass das Feuer mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängt. Die Regierung in Kiew äußerte sich zunächst nicht.

Russische Truppen waren am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Die Regierung in Moskau bezeichnet ihr Vorgehen als Sondereinsatz zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung des Nachbarlandes. Sie weist Vorwürfe zurück, Zivilisten anzugreifen. Westliche Staaten sprechen hingegen von einem Angriffskrieg Russlands und Verbrechen gegen die ukrainische Zivilbevölkerung. Seit Beginn der russischen Invasion sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als fünf Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Derzeit konzentrieren sich die Kämpfe auf den Osten des Landes. Russland versucht nach eigenen Angaben, den gesamten Donbass zu erobern. Seit 2014 kontrollieren prorussische Separatisten Teile der dortigen Regierungsbezirke Luhansk und Donezk. Zudem will das russische Militär eine Landzunge zur ebenfalls 2014 annektierten Halbinsel Krim sichern.

rtr