Experten hatten der Pille vor fünf Jahren noch Umsätze in Höhe von zwei Milliarden Dollar zugetraut - allein in den USA. Doch 2010 fiel das Präparat bei der FDA durch und Boehringer Ingelheim stoppte die Entwicklung. Nun rechnen Analysten nur noch mit Erlösen in Höhe von 100 Millionen Dollar. Das ist ein harter Rückschlag, zumal der US-Konzern Pfizer im vergangenen Jahr durch den Verkauf der blauen Viagra-Pille 1,7 Milliarden Dollar erwirtschaftete.
Das sollte jedoch kein Grund sein, sich von Valeant abzuwenden, immerhin ist das Unternehmen Kanadas größter Pharmakonzern. Derzeit bringt Valeant 85,4 Milliarden Dollar auf die Börsenwaage. Ende 2008 waren es noch 1,5 Milliarden Dollar. Das Erfolgsgeheimnis liegt in dem breit gefächerten Produktportfolio, das unter anderem markengeschützte Pharmazeutika und Generika beinhaltet. Darüber hinaus ist Valeant auf Dermatologie, Augenheilmittel und Neurologie spezialisiert und mit Vertiebskanälen in Nordamerika, Europa, dem Mittleren Osten, Lateinamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum weltweit aufgestellt.
In den vergangenen Jahren hat das zu starkem Wachstum geführt. Allein im Geschäftsjahr 2014 legte der Umsatz um 43 Prozent auf rund 8,3 Milliarden Dollar zu. Der Nettogewinn belief sich auf 914 Millionen Dollar, nachdem 2013 noch ein Verlust in Höhe von 866 Millionen Dollar angefallen war. Die Aktie kletterte von 117 auf 143 Dollar - ein Plus von 22 Prozent.
Auf Seite 2: Valeant auf Wachstumskurs
Valeant auf Wachstumskurs
Zuletzt hatte BÖRSE ONLINE im Februar in Heftausgabe 07/2015 über Valeant berichtet. Hintergrund war ein längerer Artikel über konjunkturresistente kanadische Unternehmen. Wegen des optimistischen Ausblicks hatten wir den Pharmakonzern auf "Kaufen" hochgestuft und ein Kursziel von 170 Euro veranschlagt. Auf Basis des damaligen Wechselkurses entsprach das umgerechnet 192 Dollar. Diese Marke hat die Aktie längst überwunden. Aktuell steht das Papier bei 221 Euro beziehungsweise 245 Dollar.
Valeant-Chef Mike Pearson hatte mitgeteilt, der Umsatz werde 2015 um rund eine Milliarde Dollar auf 9,2 bis 9,3 Milliarden Dollar steigen - mehr als Analysten zuvor erwartet hatten. Das organische Erlöswachstum bezifferte er auf zehn bis zwölf Prozent. Zudem kündigte Pearson eine Fortsetzung der bisherigen Übernahmepolitik an und sprach dabei von mehr als 100 kleineren Akquisitionszielen, von denen die meisten nicht börsennotiert seien.
Allerdings gelang Valeant 2015 auch ein großer Deal. So schluckte der Konzern für elf Milliarden Dollar das US-Pharmaunternehmen Salix Pharmaceuticals. Ein kleiner Trotz für die verlorene Übernahmeschlacht um den Botox-Hersteller Allergan, der für 66 Milliarden Dollar an die luxemburgische Actavis ging.
Auf Seite 3: Anleger und Analysten sind überzeugt
Anleger und Analysten sind überzeugt
Investoren zeigen sich bislang überzeugt von Valeant. Denn inzwischen erwartet der Konzern nach einem guten ersten Halbjahr statt der zuvor prognostizierten 9,2 bis 9,3 Milliarden Dollar Erlöse in Höhe von 10,7 bis 11,1 Milliarden Dollar. Salix soll rund 1,2 Milliarden Dollar dazu beisteuern. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz - ohne negative Währungseffekte und die Übernahme von Salix - um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Und auch Analysten sind positiv gestimmt. Das aktuelle Konsensrating für die Aktie liegt Bloomberg zufolge bei 4,43. Damit gilt das Papier als "schwacher Buy". Von den 23 in den vergangenen 12 Monaten abgegebenen Empfehlungen lauten 18 auf "Buy", 4 auf "Hold" und 1 auf "sell". Demnach haben 78 Prozent der Experten die Titel auf ihrer Kaufliste. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 281,37 Dollar. Das entspricht auf der Basis des aktuellen Kurses einem Kurspotenzial von 14,9 Prozent. Das höchste Kursziel kommt von Goldman Sachs: 304 Dollar. Das wäre eine Kurspotenzial von mehr als 22 Prozent.
Fazit
Das "Viagra für Frauen" dürfte wohl nicht der Blockbuster werden, wie früher einmal angenommen wurde. Dennoch kann es sich lohnen, die Valeant-Aktie ins Depot zu legen. Das Unternehmen ist breit aufgestellt, verfügt über eine ansehnlich gefüllte Produktpipeline und verfolgt eine konsequente Wachstumsstrategie. Zudem ist das Papier mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,5 für 2016 noch moderat bewertet.
Allerdings korrigiert der Titel momentan. Mutige Anleger können einsteigen, wenn der Kurs auf 220 bis 230 Dollar fällt. Anleger, die die Aktie bereits im Depot haben, sollten sie halten.
Kursziel: 280 Dollar
Stoppkurs: 195 Dollar
Zum Autor: Nikolaus Hammerschmidt ist seit mehr als dreieinhalb Jahren Online-Redakteur bei boerse-online.de. Er schreibt über Aktien, insbesondere (Rück-) Versicherer. Zudem verfasst er das wöchentliche "Leserinvestment" in der Heftausgabe.