Eine Lebensweisheit besagt: In allem Negativen findet sich auch etwas Positives. Nun, den Bullen unter den Börsianern dürfte es schwerfallen, dem Börsenjahr 2018 viel Positives abzugewinnen. Vermutlich haben viele Anleger im vergangenen Jahr das eine oder andere Minus verbuchen müssen. Aber: Durch die breit gestreuten Verluste an den Weltbörsen, die höher ausgefallen sind als die negativen Ergebnisrevisionen, sind die Bewertungen inzwischen günstiger.

Laut den Experten von StarCapital wiesen 34 von 40 Ländern zum Jahresende in Euro gerechnet ein negatives 52-Wochen-Momentum auf. Durch die verbuchten Kursrückgänge hat sich die Überbewertung vieler Länder abgebaut. Nach Untersuchungen des Vermögensverwalters sind Aktien bei einem zyklisch angepassten KGV von rund 18 (Cycle-Adjusted Price Earnings Ratio - CAPE), das sich aus den Gewinnen der vergangenen zehn Jahre errechnet, und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 1,8 fair bewertet. Wie es weiter heißt, hätten Anfang 2018 noch 18 Länder über ihrem fairen Wert und 14 Länder darunter notiert. Anfang des neuen Jahres erschienen nur noch sieben Länder überbewertet, während 18 Länder unterbewertet seien.

Bei einem auf 18,3 bezifferten globalen CAPE-Durchschnitt kommen die entwickelten Märkte auf einen Wert von 22,2, die USA auf 26,8. Dagegen weisen die entwickelten europäischen Börsen einen CAPE-Wert von 16,5 auf, Asien von 15,1, die Schwellenländer von 14,5 und Osteuropa von 8,7. Daraus folgert StarCapital, dass Nordamerika noch überteuert ist, Europa, Asien und die Emerging Markets dagegen unterbewertet sind.

Bei einer Aufschlüsselung nach einzelnen Bewertungskennziffern zeigt sich, dass derzeit gemessen am CAPE Tschechien (9,6), die Türkei (7,8) und Russland (6,4) am günstigsten sind. Auf Kurs-Buchwert-Basis (KBV) besteht das Spitzentrio aus Russland (0,9), China (0,8) und Griechenland (0,6). Bei der durchschnittlichen Dividendenrendite führen Portugal (5,1 Prozent), Russland (6,3 Prozent) und Tschechien (6,4 Prozent).

Basierend auf einem StarCapital-Berechnungsmodell verspricht die fundamentale Bewertung auf Basis von CAPE und KBV langfristig betrachtet folgende reale Aktienmarktrenditen: USA 3,9 Prozent per annum, Weltaktienmarkt 6,3 Prozent per annum, Europa 7,7 Prozent per annum und Schwellenländer 8,1 Prozent per annum. Die Länder mit den niedrigsten prozentualen Renditeerwartungen sind Dänemark (3,6), USA (3,9) und Irland (4,7). Die höchsten Renditeerwartungen haben Südkorea (10,7), die Türkei (11,6) und Russland (13,2).

Unter der Annahme, dass günstig bewertete Aktienmärkte gute Chancen bieten, widmeten wir vor zwei Jahren diesem Ansatz erstmals einen Artikel. Im ersten Anlauf erreichten unsere vier Empfehlungen auf Sicht von knapp zwölf Monaten ein Plus von rund 24 Prozent. Der zweite Versuch brachte ein Minus von 8,6 Prozent - immerhin noch deutlich weniger als etwa der DAX-Verlust von rund 17 Prozent.

Auf Seite 2: Vier ETFs auf günstig bewertete Börsen





Vier ETFs auf günstig bewertete Börsen

Der einzige Gewinner im abgelaufenen Beobachtungszeitraum war mit einem Plus von gut fünf Prozent der iShares MSCI Russia ADR/GDR ETF. Erstaunlich, weil die Moskauer Börse damit nicht nur der allgemeinen Schwäche der Emerging Markets trotzte, sondern auch weitere US-Sanktionen und den Rückgang des Ölpreises wegsteckte. Das deutet letztlich darauf hin, dass bereits viel Negatives in den Kursen steckt. Da Russland bei den Fundamentalkennzahlen den ersten Platz belegt, bietet es sich an, weiter auf diesen ETF zu setzen. Ebenfalls mit im Boot war bereits im Vorjahr der den CECE-Index nachbildende Lyxor MSCI Eastern Europe ex Russia UCITS ETF. Das Performance-Ergebnis fiel mit einem Minus von rund sechs Prozent im internationalen Vergleich noch relativ gut aus. Das passt zur stabilen volkswirtschaftlichen Verfassung, mit der Polen, Tschechien und Ungarn aufwarten können, deren Aktien im CECE-Index enthalten sind. Da Ungarn, Polen und Tschechien in der Bewertungsrangliste die Plätze drei, vier und sechs einnehmen, ist es sinnvoll, den ETF aus dem Vorjahr erneut zu empfehlen.

Auf dem zweiten Rang liegt bewertungstechnisch gesehen derzeit die Türkei. Die Kursverluste im Vorjahr waren heftig. Viele Probleme im Land sind struktureller Art und noch ungelöst, was ein Investment riskant macht. Allerdings stecken auch hier viele negative Nachrichten bereits in den Notierungen. Die aktuelle Bewertung spricht jedenfalls für ein Investment in ein Produkt wie den Lyxor ETF Turkey ETF, der die 20 nach Marktkapitalisierung und Liquidität wichtigsten Türkei-Aktien umfasst. Auch im Fall von Singapur nehmen die Bewertungsrelationen bereits einiges an nachlassender konjunktureller Dynamik sowie Gewinnkorrekturen nach unten vorweg. Die offene und exportorientierte lokale Volkswirtschaft erwies sich in Zeiten der Handelskriege im Vorjahr als Bürde für Singapur-Aktien. Im Umkehrschluss verspricht das aber Erholungspotenzial, sollten die Handelsstreitigkeiten nachlassen oder gar ein Ende finden.

Losgelöst davon gibt es über die Bewertungsschiene, und auf die kommt es laut Grundtenor dieses Artikels ja schlussendlich an, bereits jetzt gute Kaufargumente für den Xtrackers MSCI Singapore UCITS ETF.