Jean-Marie Eveillard
Im Juni ist München das Mekka der Value-Koryphäen. Wenn Stefan Rehder zur Value Intelligence Conference ruft, kommen sie alle. Seit dem Jahr 2005 konnte der Gründer von Value Intelligence Advisors in München schon Bruce Berkowitz, Bruce Greenwald, David Iben, Howard Marks, Edwin Schloss und Donald Yacktman gewinnen. In diesem Jahr begrüßte Rehder zum wiederholten Mal Jean-Marie Eveillard, sein stilistisches Vorbild. Der Franzose managte vom Jahr 1979 an fast drei Jahrzehnte den First Eagle Global Fund, der in Deutschland als First Eagle Amundi International vertrieben wird. Eveillard war damit so erfolgreich, dass ihn Morningstar im Jahr 2001 in den USA zum "International Manager of the Year" kürte. Zwei Jahre später zeichnete Morningstar ihn für sein Lebenswerk aus. Mittlerweile betreut der Franzose keine Portfolios mehr, fungierte bei First Eagle in New York aber bis Ende 2015 als Berater.
Eveillard ist ein Freund offener Worte. Auch bei der diesjährigen Value Intelligence Conference war dies zu beobachten. "Die Zentralbanken reagierten in den vergangenen Jahrzehnten immer schnell, wenn es Probleme gab", sagte er in seinem französisch eingefärbten Englisch. "Leider verlieren sie unbeabsichtigte negative Folgen dabei aus den Augen". Eveillard monierte etwa, das die Generation der Neu-Keynesianer, die die Zentralbanken heute anführen, das Risiko von Kreditblasen unterschätzen würden. Zudem könnten "Zombiebanken" wie in Japan entstehen, die nur durch niedrige Zinsen am Leben gehalten würden. Der Franzose hängt dagegen der Österreichischen Schule der Ökonomie an, die dem Markt mehr vertraut. "In einer Marktwirtschaft sind erfolgreiche Unternehmen genauso wichtig wie Unternehmen, die vom Markt verschwinden", betont er.
Kritik übte Eveillard auch an Aktienrückkäufen, die in den USA besonders populär sind. Als Vorbild pries er hier Warren Buffett, den Chef von Berkshire Hathaway. So kaufe Buffett eigene Aktien nur mit Cash zurück und nehme dafür keine Schulden auf. Zudem erwerbe er nur eigene Aktien, wenn Berkshire Hathaway deutlich unterbewertet sei. "Beides ist vernünftig", meint Eveillard.
Edward Chancellor
Zum ersten Mal besuchte der britische Finanzhistoriker Edward Chancellor in diesem Jahr die Value Intelligence Conference. Der ehemalige GMO-Stratege beurteilte vor allem China kritisch. China baue alle zwei Wochen ein neues Rom, laute ein geflügeltes Wort in London. Was amüsant klinge, sei jedoch dramatisch, da China zu viel in ökonomisch sinnlose Projekte investiert habe. "Das chinesische Kreditsystem ist komplett verfault", sagte Chancellor. Bestenfalls die Fassade sehe noch gut aus. Sein Fazit: "Die Schuldensituation ist in China heute schlimmer als in Japan im Jahr 1989". Die Folge sei eine jahrelange Sklerose.