Die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres stimmten die zuletzt ins Grübeln geratenen Varta-Anleger wieder optimistischer. Die Papiere bauten ihren Gewinn am Montag deshalb weiter aus. Händler lobten die vorgelegten Zahlen als besser als erwartet. Berenberg-Analystin Charlotte Friedrichs sprach in einer ersten Reaktion von einem "außergewöhnlichen vierten Quartal", in dem der Batteriekonzern mit Blick auf den Umsatz und das bereinigte Ebitda die Erwartungen deutlich um bis zu 30 Prozent übertroffen habe. Nach einer Umsatzwarnung von Apple hat die MDax-Aktie am Dienstagmorgen jedoch deutlich an Wert verloren - Varta produziert für den Technologieriesen aus Cupertino unter anderem die Batterien für Bluetooth-Kopfhörer. Zuletzt hat sich die Aktie wieder stabilisiert.
Hinter Varta liegt ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Das hohe Umsatz- und Ergebniswachstum wurde nochmals gesteigert. Die zuletzt im Oktober angehobene Prognose wurde damit erneut übertroffen. Der Konzern profitierte im vergangenen Jahr vom Boom bei kabellosen Kopfhörern. Der Umsatz stieg unter anderem deshalb um 34 Prozent auf 364 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg auf rund 98 Millionen Euro und damit fast auf das Doppelte. Die bereinigte Ebitda-Marge verbesserte sich um rund 8,4 Prozentpunkte auf etwa 27 Prozent.
Mit einem Umsatzwachstum von rund 38 Prozent hat das Segment Microbatteries (Batterien für kabellose Premium-Kopfhörer und Hörgeräte) deutlich zugelegt. Auch der Umsatz im Bereich Power & Energy (Energiespeicherlösungen für Privathaushalte und Großspeicheranwendungen) ist gewachsen. Das Geschäft mit Batteriepacks verlief 2019 stärker als im Vorjahr und legte um rund ein Fünftel zu.
Zahlen leiden nicht unter Konkurrenzdruck
"Da waren die Pessimisten wohl doch zu voreilig", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank die Zahlen vor dem Hintergrund des jüngsten Kursrutsches. "Die Befürchtungen über eine Verlangsamung der Produktion von Minibatterien für Apple AirPods haben sich nicht bewahrheitet oder sie konnten kompensiert werden."
Varta-Chef Herbert Schein: "Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben wir unsere mehrfach angehobene Prognose nochmals übertroffen. Durch den massiven Kapazitätsausbau werden wir unser Wachstum bei Lithium-Ionen Zellen weiter wesentlich beschleunigen. Als Innovationsführer werden wir auch dieses Jahr die Energiedichte unserer Lithium-Ionen Zellen um rund 30 Prozent erhöhen. Somit bauen wir unseren Technologievorsprung weiter deutlich aus."
Ausblick 2020
Für das Geschäftsjahr 2020 zeigt sich Varta ebenfalls optimistisch. Der Konzern will das organische Umsatz- und Ergebniswachstum im laufenden Jahr nochmals beschleunigen. Die Nachfrage nach wiederaufladbaren Knopfzellen-Batterien ist ungebrochen sehr hoch. Daher soll die Produktionskapazität noch einmal erheblich, und schneller als ursprünglich geplant auf 200 Millionen Zellen jährlich ausgebaut werden. Aufgrund der massiven Investitionen in die Erweiterung der Produktionskapazitäten erwartet der Konzern, beim Umsatz- und Ergebniswachstum nochmals zuzulegen. Außerdem will Varta 2020 eine Lithium-Ionen Zelle mit einer rund 30 Prozent höheren Energiedichte und hoher Zyklenstabilität einführen.
Varta-Finanzchef Steffen Munz ist ebenfalls optimistisch für 2020: "Dank des sehr hohen Auftragsbestands werden wir das hohe Umsatz- und Ergebniswachstum in 2020 nochmals beschleunigen." Die kompletten Zahlen für 2019 und eine konkrete Prognose für das laufende Jahr will Varta am 31. März präsentieren.
Das Analysehaus Warburg Research hat das Kursziel für Varta von 66 auf 67 Euro angehoben. Die Einstufung blieb aber weiterhin auf "Sell". Nach dem starken Jahr 2019 seien die hohen Erwartungen für das laufende Jahr nur schwer zu übertreffen, schrieb Analyst Robert-Jan van der Horst in einer am Dienstag vorliegenden Studie.
Unsere Einschätzung:
Anfang des Jahres ist Varta gegen angebliche Patentverletzungen durch chinesische Firmen vorgegangen. Aus Furcht vor wachsender Konkurrenz waren die Varta-Aktien, die 2019 ihren Kurs fast verfünffacht hatten, um bis zu 24 Prozent auf 89,20 Euro abgestürzt. Doch die jüngsten Zahlen scheinen auch die letzten Zweifel ausgeräumt zu haben. Der erwartete Konkurrenzdruck blieb für Varta aus und so konnte der Konzern die zuletzt im Oktober angehobene Prognose erneut übertreffen.
Die Zahlen kamen bei den Anlegern gut an. Die Aktie legte am Montag nach Bekanntgabe der Zahlen zunächst deutlich zu. Einen Dämpfer erhielt der Batteriehersteller allerdings am Dienstagmorgen wegen einer Umsatzwarnung des Technologieriesen Apple. Die Aktie gab um rund zwei Prozent nach, haben sich im Laufe des Vormittags aber wieder stabilisiert.
Die Zahlen überzeugen und auch der Ausblick stimmt optimistisch. Mit der neuen Lithium-Ionen Zelle mit einer rund 30 Prozent höheren Energiedichte hat der Konzern sogar eine neue Innovation in der Pipeline. Wir stufen die Aktie als kaufenswert ein.