Es ist ein großer Vorschuss an Vertrauen in eine künftige Batterietechnologie "Made in Germany". Der Batteriespezialist Varta erhält 300 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln für Projekte rund um Batteriezellen. Diese Summe entspricht knapp 40 Prozent des Umsatzes von 780 Millionen bis 800 Millionen Euro, den die MDAX-Firma mit Sitz im schwäbischen Ellwangen fürs laufende Geschäftsjahr in Aussicht stellte.

Die Summe, die von den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg kofinanziert wird, soll an den Standorten Ellwangen und Nördlingen in Forschung und Entwicklung sowie in "erste industrielle Anwendungen" der nächsten Generation von Lithium-Ionen-Akkus fließen. Der Aufbau der Produktionstechnik muss parallel zur Produktentwicklung stattfinden. Das sei die große Herausforderung bei diesem Projekt, so Varta.

Mit öffentlicher Rückendeckung wagt sich Varta in neue Geschäftsbereiche vor. Der Markt sehe das sehr positiv, so Analyst Stephan Klepp von der Commerzbank. Die Aktie sprang deutlich an. Doch das Ergebnis des Vorstoßes ist noch offen: Der Markt etwa für Batterien für die E-Mobilität wird von Asiaten dominiert. Japans Panasonic, LG Chem und Samsung SDI aus Südkorea sowie CATL aus China sind die größten Player. In Thüringen bauen die Chinesen aktuell eine eigene Batteriefabrik auf.

Varta-Chef Herbert Schein will die Fördermittel nutzen, um Erfahrungen mit großformatigen Batteriezellen zu sammeln, das eigene Forschungsbudget wird entlastet. "Wir haben gezeigt, dass wir Lithium-Ionen-Zellen in Deutschland profitabel produzieren können", sagt Schein.

Große Herausforderungen

Der große Erfolg mit Lithium-Ionen-Akkus für kabellose Kopfhörer wie Apples Earpods katapultierte die Schwaben in eine neue Größenordnung. Das Management erweitert wegen der boomenden Nachfrage nach kleinen, wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Zellen die Fertigungskapazitäten bis Ende des Jahres drastisch. Allein im laufenden Jahr investiert Varta hier 300 bis 330 Millionen Euro. Das ist fast so viel wie die knapp 363 Millionen Euro, die von der MDAX-Firma 2019 umgesetzt wurden. Bisher halten die Schwaben bei Mikrobatterien Nachahmer - etwa aus China - auch dank technologischer Verbesserungen wie größerer Batteriekapazitäten bei gleicher Größe auf Distanz.

Die Bilanz des ersten Quartals war entsprechend glänzend. Der Umsatz stieg - auch wegen der Übernahme des Konsumbatteriegeschäfts von Energizer - in den ersten drei Monaten des Jahres um 170 Prozent auf 199 Millionen Euro. Der um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinn verdreifachte sich auf 51,7 Millionen Euro.


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Vielversprechend für die Aktionäre ist auch, dass Varta seine operative Rendite (Ebitda) ebenfalls im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 26 Prozent von zuvor 23,7 Prozent verbesserte. Beim Bestseller Coinpower - Akkus im Münzformat für drahtlose Kopfhörer - sind die Kapazitäten ausgelastet. Die Fertigung wird bis Ende des Jahres von 70 Millionen Stück auf 170 Millionen ausgebaut.

Impuls: Die Aktie nimmt die Hürde bei 100 Euro. Es dürfte eine Attacke auf das Allzeithoch bei 120 Euro folgen. Für Risikofreudige.

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