Fondsmanager sprechen nicht selten über ihre Investmentphilosophie. Die Erklärung erschöpft sich jedoch meist in Aussagen wie "wir kaufen unterbewertete Titel" oder "wir setzen auf Growth-Werte". Robert Veltens Investmentphilosophie geht darüber hinaus. Sein Anlagestil ist von Sokrates und Karl Popper geprägt. Beide Denker stehen für das tiefe Durchdringen von Problemen und kritisches Hinterfragen. Velten hat sich in seinem Studium intensiv mit ihnen befasst.
Finanziert hat er die Zeit an der Universität ausschließlich mit Aktieninvestments. Die Erfolge motivierten ihn zur Umsetzung seines Börsen-Know-hows in einem Wikifolio. Im Jahr 2016 entschied er sich, die erfolgreiche Strategie in einem Fonds zu realisieren. Mit rund zwölf Millionen Euro ist das Volumen noch gering. Das sollte sich ändern, der Velten Strategie Deutschland erfährt zunehmend Aufmerksamkeit. Der Fonds legte im vergangenen Jahr über 26 Prozent zu. Kein anderer Fonds erzielte in der Anlageklasse Aktienfonds Deutschland mehr Rendite. Und auch im laufenden Jahr führt er bislang das Feld an. Velten ist optimistisch, dass der Fonds künftig immer wieder mal besser als der Markt abschneiden kann.
Vier philosophische Grundprinzipien liegen seinem Anlagestil zugrunde: Klugheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Mut. Klugheit bedeutet für ihn: nicht auf wohlklingende Storys, Prognosen und Moden hereinzufallen. Unter Mäßigung versteht er: sich nicht von Gier oder Angst leiten zu lassen. Gerechtigkeit bedeutet: unterschiedliche Chancen zu nutzen. Und Mut heißt für ihn: das umzusetzen, was die Vernunft gebietet.
Rationalität vor Emotion
Wie sehr die Philosophie sein Investieren prägt, das zeigt sich auch darin, das Velten Entscheidungen nicht emotional, sondern anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse trifft. Dank der Wissenschaft könne man bessere und langfristig nachhaltigere Ergebnisse erzielen. "Die Märkte neigen zu emotionaler Übertreibung. Mit rationalen Konzepten können Anleger einen Vorteil gegenüber den irrationalen Märkten erzielen." Als wichtigste Informationsquelle dienen ihm die Quartalsberichte und die Bilanzen der Unternehmen. Aus diesen muss Velten plausibel erkennen, dass die Unternehmen stark wachsen können, eine hohe Rentabilität aufweisen, niedrig bewertet sind oder positiv auf ihr Marktumfeld reagieren.
Um vielversprechende Titel aus einem Aktienuniversum von rund 300 Unternehmen herauszufiltern, hat Velten eine Vielzahl von Kennzahlen sowie eine Reihe von qualitativen und quantitativen Auswahlalgorithmen entwickelt. Hinzu kommen sieben miteinander kombinierbare Strategien. Viermal im Jahr werden das Portfolio sowie das gesamte Aktienuniversum überprüft. Titel werden dann entsprechend den Analyseergebnissen gehalten oder ausgetauscht. Keine Aktie ist höher als zehn Prozent gewichtet. Den evidenzbasierten Velten-Test bestanden haben derzeit unter anderem das IT-Beratungshaus Adesso, der Lieferdienst Hellofresh, der Gabelstaplerproduzent Jungheinrich und Hornbach Baumarkt.
Die Stärke seines Investmentansatzes hilft Velten, eine weitere philosophische Tugend zu entwickeln: Gelassenheit. Dank dieser Eigenschaft übersteht er allgemeine Korrekturphasen. Denn er weiß: Sein Fonds ist zwar gegen heftige Schwankungen nicht immun, doch er erholt sich schnell.