Wie sich die Energiewende sinnvoll beschleunigen lässt, zeigt die im sächsischen Zörbig ansässige Verbio. 2006 von Vorstandschef Claus Sauter und dem jetzigen Aufsichtsratsmitglied Georg Pollert gegründet, ist das Unternehmen einer der führenden konzernunabhängigen Hersteller und Anbieter von Biokraftstoffen in Deutschland und Europa. An drei Standorten mit mehr als 500 Mitarbeitern produziert die Firma jährlich 470 000 Tonnen Biodiesel, 260 000 Tonnen Bioethanol und 600 Gigawattstunden Biomethan. Größte Kunden sind europäische Mineralölkonzerne, Mineralölhandelsgesellschaften, Tankstellen, Speditionen, Stadtwerke und Fahrzeugflotten.

Eine enge Zusammenarbeit mit der regionalen Landwirtschaft ist die wichtigste Basis für die Gewinnung der Rohstoffe. Der daraus entstehende Kreislauf, erst Bioabfälle in Kraftstoffe zu verwandeln und dann Flüssigdünger und Gärreste wieder auf die Felder auszubringen, schont Ressourcen und fördert den Umweltschutz. Die Produktionsanlagen von Verbio arbeiten fast vollständig mit eigens entwickelten Technologien. Die brennstofftechnischen Eigenschaften sind denen des klassischen Fettsäuremethylesters überlegen und entsprechen damit den Anforderungen künftiger Motorengenerationen. Die Produktion von Bioethanol ist durch den Einsatz von minderwertigem Getreide sowie zucker- und stärkehaltigen Reststoffen CO2-optimiert. Biomethan wird aus Getreideschlempe und Stroh, aber auch aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie Mist und Gülle gewonnen. Am neuen Standort Pinnow in der Nähe von Schwerin wurde eine Bioraffinerie fertiggestellt.

Viel Luft nach oben



Mit dem Bau je einer Biomethananlage in Indien und den USA wird im Sommer 2019 begonnen. Da sich Biomethan gut zum Betrieb von Erdgasautos eignet, sieht Vorstandschef Sauter noch viel Potenzial. "Report München" sagt er: "In Deutschland stehen ungefähr zwölf Millionen Tonnen ungenutztes Getreidestroh zur Verfügung. Daraus könnte man genügend Biomethan produzieren, um sieben Millionen Mittelklasse-Pkws zu betreiben."
Vor sieben Jahren erst weihte Verbio die erste Anlage ein, die den Kraftstoff aus Stroh herstellt. 2016 machte der Anteil an Biomethan am gesamten Erdgas, das in Deutschland als Kraftstoff verwendet wird, bereits 23 Prozent aus. Doch dann hat die Politik mit der einseitigen Förderung der Elektromobilität der Branche einen Strich durch die Rechnung gemacht. Entsprechend schwach sahen auch bei Verbio Zahlen und Aktienkurs im abgelaufenen Geschäftsjahr aus.

Doch inzwischen geht es wieder in die andere Richtung. Steigende Öl- und Spritpreise machen Biokraftstoffe konkurrenzfähiger, drohende Dieselfahrverbote heizen die Nachfrage nach alternativen Antrieben an. Die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2018/19 war die beste der Unternehmensgeschichte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei 57,3 Millionen Euro und damit weit über den 30,4 Millionen Euro des Vorjahreszeitraums. Allein im zweiten Quartal lag es bei 40,7 Millionen. Nach Steuern blieben 33,0 Millionen Euro übrig. Damit hat Verbio nach sechs Monaten schon mehr als doppelt so viel verdient wie im kompletten Geschäftsjahr 2017/18. Zudem liegen rund 100 Millionen in der Kasse. Wir erhöhen unsere Gewinnschätzung für das laufende Geschäftsjahr von 0,66 auf 0,80 Euro.