Die "grüne Revolution" ist derzeit überall. Als großer Sündenbock in Sachen Luftverschmutzung muss dabei der Verbrennungsmotor herhalten. Dass sich Klimaschutz und Mobilität nicht zwangsläufig widersprechen, beweist Verbio. Die Firma stellt innovative Biokraftstoffe her, die im Vergleich zu Diesel 90 Prozent CO2 einsparen.
Die Geschäftsgrundlage der Leipziger ist einfach und genial zugleich: Stroh. Aus dem landwirtschaftlichen Produkt gewinnt die Firma Biodiesel, Bioethanol sowie Biomethan und verkauft diese weit über die heimischen Grenzen hinaus. "Verbio ist das einzige Unternehmen weltweit, das es geschafft hat, aus reinem Stroh hocheffizienten Kraftstoff zu produzieren", sagt Vorstandschef Claus Sauter.
Dass die Geschäfte gut laufen, zeigen nicht nur die Rekordergebnisse aus dem vergangenen Geschäftsjahr. Auch 2019/20 (30. Juni) ist entsprechend gut angelaufen. "Das erste Quartal verlief stark, das zweite Quartal war noch stärker, und das dritte Quartal dürfte das stärkste Quartal des laufenden Geschäftsjahres werden", fasst Matelan-Analyst Hartmut Moers die aktuelle Situation zusammen. Dazu passt die Prognoseerhöhung des Unternehmens Ende Januar: Verbio erwartet für das Gesamtjahr ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 110 Millionen Euro. Bisher hatte Sauter lediglich 65 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die gestiegene Zuversicht begründet er mit der erhöhten Biokraftstoffnachfrage sowie einem guten Auftragsbestand.
Ambitionierte Ziele
Mit Blick auf die ersten sechs Monate klingt das durchaus ambitioniert. Zwar legte der Umsatz um 15 Prozent auf 436,6 Millionen Euro zu, allerdings legte das Ebitda den Rückwärtsgang ein. Mit 53,9 Millionen Euro lag es knapp sechs Prozent unter dem Vorjahr. Damit muss sich Verbio noch ganz schön strecken, um seine Prognose zu erreichen. Der Zielwert liegt knapp 16 Prozent über dem Vorjahr.
Dass die Zahlen zum Halbjahr noch hinterherhinken, lässt sich erklären. Sonderfaktoren wie die übernommene Biodieselanlage in Kanada, deren Kapazität noch nicht voll genutzt werden konnte, bremste die Gewinnentwicklung aus. In der zweiten Jahreshälfte wird sich das allerdings normalisieren. "Unser Ziel ist es, auch im nordamerikanischen Biodieselmarkt mit unserer Technologie die Marktführerschaft zu erreichen", sagt Bereichsvorstand Theodor Niesmann. Das Potenzial ist in Übersee mit rund neun Millionen Tonnen Biodiesel pro Jahr enorm.
Internationalisierung steht allgemein auf der Agenda. So sollen im kommenden Geschäftsjahr neue Anlagen in Indien und den USA in Betrieb genommen werden. "Die Regulierung in den USA entwickelt sich zugunsten des Unternehmens", stellt Matelan-Analyst Moers fest. Darüber hinaus setzt Verbio auch auf neue Geschäftsfelder. Zuletzt wurde kräftig in die Wachstumsprojekte Sterolproduktion sowie die Stroh-Biomethan-Technologie investiert.
Unser bisheriges Kursziel von 14 Euro hatte die Aktie zwischenzeitlich fast erreicht. Aufgrund der sich zuletzt deutlich verbessernden operativen Aussichten heben wir unser Kursziel an und ziehen den Stoppkurs nach.