Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 18.06.2019 erstmals online

Nach überaus starken ersten vier Monaten hat der Schwung am deutschen Aktienmarkt seit Anfang Mai merklich nachgelassen. Dadurch ist natürlich auch das Umfeld für Stock-Picker schwieriger geworden.

Als Stock-Picker versucht sich auch die Deutsche Bank mit ihrem German Stock Ideas -Modellportfolios. Diese Liste mit den Favoriten aus Deutschland hat laut dem aktuellen Update derzeit für dieses Jahr einen kleinen Performance-Vorsprung gegenüber dem als Vergleichsindex dienenden HDAX (Werte aller Unternehmen aus den deutschen Auswahlindizes DAX, MDAX und TecDAX) aufzuweisen.

Seit der Auflage der German Stock Ideas am 12. Juni 2015 ergibt sich laut Angaben im aktuellen Update zu diesem Modellportfolio eine Rendite von 67% erzielt. Damit liegt man in Sachen Wertentwicklung in diesem Zeitraum deutlich über den Resultaten, die gleichzeitig der HDAX bzw. der STOXX Europe 600 erreicht haben.

Das verfolgte Konzept sieht dabei wie folgt aus: Aus dem beachteten Anlageuniversum mit deutschen Aktien werden gestaffelt nach Streubesitz-Marktkapitalisierungen (mehr als fünf Milliarden Euro, zwischen eins und fünf Milliarden Euro und unter einer Milliarden Euro jeweils drei Top-Favoriten ausgewählt. Das erklärte Ziel lautet, besser abzuschneiden als der HDAX.

Zuletzt hat die Deutsche Bank mit Infineon und Shop Apotheke zwei Titel aus der German Stock Ideas-Liste entfernt. Neu hinzugekommen sind dafür als Ersatz zwei andere Werte, die wir auf den nachfolgenden Seiten ebenso wie zwei andere Aktien aus dem Modellportfolio vorstellen. Die Aufwärtspotenziale, welche die Analysten der Deutschen Bank diesem Quartett zutrauen, bewegen sich zwischen 32 Prozent und 140 Prozent.

Auf Seite 2: Aixtron



Aixtron-Aktie



Einer der Favoriten der Deutschen Bank aus der German Stock Ideas-Liste heißt Aixtron. Das Kursziel für die Anteilsscheine des im TecDAX und SDAX gelisteten Unternehmens beträgt 14,00 Euro. Bei einer aktuellen Notiz von 8,128 Euro verspricht das im Falle einer Zielerreichung für die Anteilsscheine des Herstellers von Anlagen für Verbindungshalbleiter und Nanomaterialien einen Anstieg von 72,2 Prozent.

Mit Blick auf die von dem Unternehmen vorgelegten Erstquartalszahlen spricht der zuständige Analyst Uwe Schupp von guten Ergebnissen. So habe der Auftragseingang als Schlüsselkennzahl in den ersten drei Monaten um rund zehn Prozent über dem Analystenkonsens gelegen. Auch die Profitabilität sei deutlich höher ausgefallen als erwartet.

Der Vorstand habe nach der Ergebnisvorlage nicht an der bisherigen Jahresprognose geändert. Diese besteht aus einer Umsatzspanne von 260-290 Millionen Euro und einer Marge von acht bis 13 Prozent. Basierend auf den im ersten Quartal erreichten Zahlen erscheint Schupp die Vorgabe als eher konservativ.

Die Bilanzrelationen zum Ende des ersten Quartals bezeichnet Schupp als sehr solide. So habe es keine Bankverbindlichkeiten gegeben, aber dafür Barmittel von 2,21 Euro pro Aktie. Die Aktie handele für 2019 mit dem 2,7-fachen Kurs-Umsatz-Verhältnis, was ein geringerer Multiplikator sei, als er etwas den börsennotierten Kunden zugestanden werde.

Als allgemeine Risiken zu beachten sind laut Schupp das Wettbewerbsumfeld und eine generelle Konjunkturabschwächung. An unternehmensspezifischen Risiken sollte der verzögerte Einsatz von neuen Technologien im Auge behalten werden oder etwaige Wertänderungen beim Dollars, da rund 80 Prozent der Umsätze auf Dollar-Basis erfolgten, aber nur rund 20 Prozent der Kosten.

Nach einem im Vorjahr erzielten Gewinn je Aktie von 0,41 Euro rechnet die Deutsche Bank für 2019 mit niedrigeren 0,34 Euro. 2020 und 2021 sollen dann 0,47 Euro bzw. 0,44 Euro herausspringen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 18,5. Mit Dividendenzahlungen rechnet Schupp bis auf weiteres nicht.

Charttechnik



Charttechnisch gesehen tun sich die Aktien von Aixtron nach wie vor schwer, auf einen grünen Zweig zu kommen. Das lässt sich unter anderem auch daran erkennen, dass das Rekordhoch von 87,25 Euro vom August 2000 meilenweit entfernt ist und auch zum Vorjahreszwischenhoch von 19,32 Euro keine Tuchfühlung mehr besteht. Die Hauptaufgabe für diesen Wert besteht derzeit charttechnisch gesehen darin, nicht mehr unter das bisherige Jahrestief von 7,73 Euro zu rutschen. Denn falls es dazu kommt, wäre das ein sehr negatives Zeichen.



Profil



Aixtron SE ist ein weltweit führender Anbieter von Beschichtungsanlagen für die Halbleiterindustrie. Die Produkte der Gesellschaft werden von einem breiten Kundenkreis zur Herstellung von leistungsstarken Bauelementen für elektronische und optoelektronische Anwendungen auf Basis von Verbindungs-, Silizium- und organischen Halbleitermaterialien sowie Kohlenstoff-Nanostrukturen genutzt.

Eingesetzt werden diese Bauelemente in der Displaytechnik, der Signal- und Lichttechnik, Glasfaser-Kommunikationsnetzen, drahtlosen und mobilen Telefonie-Anwendungen, der optischen und elektronischen Datenspeicherung, LEDs, Photovoltaik sowie einer Reihe anderer High-Tech-Anwendungen.

Zu den Kunden zählen viele namhafte internationale Elektronikkonzerne wie Osram, Philips, Merck, Mitsubishi, Sumitomo oder Samsung sowie zahlreiche kleinere Hersteller mikro- und optoelektronischer Bauelemente. Des Weiteren kooperiert das Unternehmen mit verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Auf Seite 3: HelloFresh



HelloFresh-Aktie





Die zuständige Analystin Nizla Naizer stufte das von HelloFresh für das erste Quartal gemeldete Umsatzwachstum als sehr zufriedenstellend ein. Getrieben von einer soliden Entwicklung bei der Kundengewinnung sowohl in den USA als auch in den internationalen Märkten sei der Umsatz mit 420 Millionen Euro um 42 Prozent im Jahresvergleicht und um 35 Prozent auf Basis konstanter Wechselkurse gestiegen.

Von der ebenfalls verbesserten Marge fließe zwar noch immer viel in Investitionen, aber insgesamt ist Naizer der Meinung, dass die Dinge in die richtige Richtung gehen. Auf Jahressicht sei beim Umsatz mit rund 1,7 Milliarden Euro zu rechnen, was auf Basis konstanter Wechselkurse einem Plus von 29 Prozent entsprechen würde.

Sollte diese Vorgabe erreicht werden, sollte das dabei helfen, die Zweifler zu überzeugen, die noch immer nicht daran glauben, dass das Geschäftsmodell Potenzial hat. In diesem Zusammenhang habe auch eine in diesem Jahr durchgeführte Umfrage gezeigt, dass Menü-Sets beliebter sind als erwartet.

Im Branchenvergleich handele der Titel mit einem Abschlag, was ungerechtfertigt sei. Das Erreichen der Gewinnschwelle, womit Naizer für das zweite Quartal rechnet, sollte aber dabei helfen, einen Stimmungswandel unter den Anlegern zu bewirken und eine Neubewertung in Gang zu setzen.

Die Ergebnisprognosen sehen für 2020 erstmals ein positives Jahresergebnis von 0,10 Euro je Aktie vor. Die Schätzungen für 2021 beinhalten dann einen Gewinn je Anteilsschein von 0,64 Euro. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 13,2. Als größte potenzielle Risiken für den Kochboxenversender finden ein erhöhter Wettbewerb, Marketingkosten und Kundenabwanderung Erwähnung.

Charttechnik



Die Aktien von HelloFresh sind erst seit November 2017 börsennotiert. In dieser relativ kurzen Zeit bewegte sich der Titel bereits in einer ziemlich weiten Spanne, die von 5,97 Euro bis 14,94 Euro reicht. Seit Mitte Januar ist ein Seitwärtstrend mit für diesen Wert relativ geringen Kursschwankungen zu konstatieren. Die Notierungen bewegen sich seitdem zwischen 7,96 Euro und 9,58 Euro und erst von einem Ausbruch daraus nach unten oder nach oben würden nennenswerte neue Handelssignale ausgehen.



Profil



HelloFresh SE ist ein Lieferservice für Lebensmittel. Das Unternehmen liefert die passenden Zutaten und die Rezepte für Gerichte zum selber Kochen an die Haustür. Die Lieferungen können individuell abgestimmt werden und die Essensplanung mit wöchentlich neuen Gerichtideen wird von HelloFresh übernommen. Abonnenten des Services können jede Woche aus abwechslungsreichen Gerichten auswählen und sparen sich den Weg zum Supermarkt.

Das Unternehmen wurde 2011 gegründet und ist in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Australien und Kanada aktiv. Der Unternehmenssitz befindet sich in Berlin und HelloFresh unterhält weitere Büros in New York, London, Amsterdam, Zürich, Sydney und Toronto.

Auf Seite 4: Wirecard



Wirecard-Aktie





Als Begründung für die Aufnahme in die Favoritenliste verweist die zuständige Analystin Nooshin Nejati unter anderem darauf, dass es sich bei Wirecard um den einzigen europäischen Zahlungsdienstleister handelt, der in der gesamten Wertschöpfungskette des Zahlungsverkehrs tätig ist. Das Unternehmen sei damit in einer wettbewerbsintensiven Zahlungsverkehrsbranche gut aufgestellt, denn man sei in der Lage, die Präsenz auf größere Kunden auszudehnen und gleichzeitig der bestehenden Kundenbasis im Bereich Handel/Finanzinstitute zusätzliche Mehrwertdienste anzubieten.

Wirecard habe es jedenfalls in der Vergangenheit in überzeugender Art und Weise geschafft, neue Partnerschaften zu schmieden, Produktinnovationen zu erfinden, Akquisitionen durchzuführen und die Expansion in neue Regionen zu forcieren. Das Momentum habe dabei im Jahr 2018 sogar noch zugenommen.

Vor diesem Hintergrund erwartet die Deutsche Bank, dass Wirecard das EBITDA von 2018-2025 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 29 Prozent p.a. steigern kann. Beim Gewinn je Aktie dürften gleichzeitig 30 Prozent p.a. drin sein. Gleichzeitig sei auch mit einer Fortsetzung bei der bereits in den vergangenen Jahren zu beobachtenden Margenbeschleunigung zu rechnen.

Vor diesem Hintergrund und angesichts abflauender Zweifel in Sachen Glaubwürdigkeit des Unternehmens sei es ungerechtfertigt, dass der Titel im Branchenvergleich mit einem Bewertungsabschlag daherkomme. Das eigene Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA belaufe sich jedenfalls für 2020 nur auf das rund 15-fache, während es bei den Wettbewerbern im Schnitt das 26-fache sei. Der entsprechende Multiplikator beim KGV bewege sich bei 23, verglichen mit einem Konkurrenten-KGV von im Schnitt 37.

Charttechnik



Die Aktien von Wirecard sind eine der großen Erfolgsstorys, die der deutsche Aktienmarkt zu bieten hat. Das belegt ein von Februar 2003 bis September 2018 verbuchter Kursanstieg von 0,77 Euro auf 195,75 Euro. Eine nennenswerte Unterbrechung erfuhr dieser Aufstieg im Grunde nur im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2008 sowie im Vorjahr aufgrund von Betrugsvorwürfen. Im Zuge der damit einhergehenden Abgaben trübte sich das Chartbild etwas ein, seit Ende März arbeitet der Titel aber daran, diese Scharte wieder auszubügeln. Um die Reparaturarbeiten weiter erfolgreich fortsetzen zu können, wäre es wichtig, demnächst das Jahreshoch von 167,40 Euro zu toppen.



Profil



Die Wirecard AG ist einer der führenden internationalen Anbieter elektronischer Zahlungs- und Risikomanagementlösungen. Weltweit unterstützt Wirecard über 20.000 Kunden aus unterschiedlichen Branchen bei der Automatisierung ihrer Zahlungsprozesse und der Minimierung von Forderungsausfällen. Die Wirecard Bank AG bietet Konten- und Kreditkarten-Dienstleistungen sowohl für Geschäfts- als auch Privatkunden und ist Principal Member von VISA, MasterCard und JCB und als Kreditkarten-Acquirer weltweit aktiv.

Der Internetbezahldienst Wirecard ermöglicht Konsumenten sicheres Bezahlen bei Millionen von MasterCard Akzeptanzstellen. Zusätzlich können registrierte Nutzer in Echtzeit untereinander Geld versenden oder empfangen. Darüber hinaus bietet die Wirecard-Gruppe über die eigene Bank Lösungen in den Bereichen Corporate Banking, Prepaid- bzw. Co-branded-Karten- sowie Konten-Produkte; sowohl für Geschäfts- als auch für Privatkunden.

Auf Seite 5: Brain Technology



Brain Technology-Aktie





Der zuständige Analyst Falko Friedrichs spricht mit Blick auf Brain Technology von einem führenden europäischen Unternehmen im Bereich der industriellen oder "weißen" Biotechnologie. Das Hauptziel dieser Industrie sei es, künstliche, knappe und/oder sogar gesundheitsschädliche industrielle Substanzen und Prozesse in der Produktion durch biologische Lösungen zu ersetzen.

Aufgrund der führenden Marktposition, der Erfolgsgeschichte des Unternehmens und einer Pipeline mit potenziell hochprofitablen Produktkandidaten sieht der Friedrichs Spielraum für BRAIN, weit über das Jahr 2020 hinaus ein attraktives prozentual zweistelliges Gewinnwachstum zu erzielen. Nach dem Börsengang im Jahr 2016 setze das Unternehmen jedenfalls seinen Wachstumskurs fort, da der Outsourcing-Trend bei der Entwicklung nachhaltigerer industrieller Prozesse anhalte und die ersten Markteinführungen aus der Pipeline erfolgten.

Die Aktien handelten beim Verhältnis von Unternehmenswert zum Umsatz auf Basis der Schätzungen für die nächsten zwölf Monate mit einem fünffachen Multiplikator. Angesichts der starken Wachstumsaussichten hält Friedrichs das für attraktiv und der Titel sei damit gemessen am Kursziel ein Kauf.

Beide Geschäftsbereiche profitierten von strukturellen Wachstumstrends. Unter der Leitung eines erfahrenen Managementteams sei es dem Unternehmen bereits seit 2012 gelungen, ein beeindruckendes Wachstum beim Umsatz von 25 Prozent p.a. zu erzielen (teilweise unterstützt durch M&A). Ein Trend, der sich fortsetzen sollte.

Das Ergebnis sei in den vergangenen Jahren durch Hochlauf-, F&E- und IPO-Kosten belastet worden. Friedrichs erwartet jedoch in Zukunft ein deutliches Ergebniswachstum dank positiver Skaleneffekte und einem deutlich besseren Umsatzmix, da die ersten Produkte aus der Pipeline auf den Markt kommen, was zu Lizenzzahlungen von Partnern führe.

Konkret sollte von 201 bis 2025 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 20 Prozent drin sein sowie im Geschäftsjahr 2021 ein Erreichen des operativen Break-even. Kurzfristige betrachtet sähen die Bewertungsmultiplikatoren nicht günstig aus, doch diese Relationen würden in den nächsten Jahren mit Hilfe steigender Gewinne deutlich zurückkommen.

Als Hauptrisiken nennt die Deutsche Bank bei Brain Technology ein verlangsamtes Wachstum in den angestrebten Endmärkten, schwächere als erwartete Markterfolge neuer Produkte, Wettbewerb und M&A.

Charttechnik



Die Aktien von Brain Technology handeln seit dem 09.02.2016 an der Börse. Gemessen am damals auf 9,00 Euro festgezurrten Ausgabepreis ergibt sich beim aktuellen Kursniveau gemessen an der seitdem verstrichenen Zeit ein überschaubares Plus. Doch das ist nur die eine Story, die andere besteht aus einer vollführten Berg-und Tal-Fahrt. Denn in der Spitze ging es bis zum 29. Januar 2018 bis auf 27,50 Euro nach oben, bevor die Notiz dann am 29. März 2019 sogar wieder exakt bis auf den Ausgabepreis zurückgefallen war. Seitdem versucht sich der Wert an einer Bodenbildung, zentral aus charttechnischer Sicht ist aber derzeit noch der übergeordnete mittelfristige Abwärtstrend.



Profil



Die B.R.A.I.N. Biotechnology Research and Information Network AG gehört nach eigener Einschätzung in Europa zu den technologisch führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Bioökonomie und ist mit ihren Schlüsseltechnologien im Bereich der industriellen, sogenannten weißen Biotechnologie tätig. So identifiziert das Unternehmen bislang unerschlossene, leistungsfähige Enzyme, mikrobielle Produzenten-Organismen oder Naturstoffe aus komplexen biologischen Systemen, um diese industriell nutzbar zu machen.

Aus diesem "Werkzeugkasten der Natur" entwickelte innovative Lösungen und Produkte werden bereits erfolgreich in der Chemie sowie in der Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie eingesetzt. Das Geschäftsmodell der Gesellschaft steht auf zwei Säulen. Das Segment BioScience beinhaltet im Wesentlichen das Forschungs- und Entwicklungsgeschäft mit Industriepartnern ("Tailor Made Solutions" Kooperationsgeschäft) sowie die eigene Forschung und Entwicklung. Das Segment BioIndustrial umfasst im Wesentlichen das industriell skalierbare Produktgeschäft.