Der Versicherungskonzern Zurich hat für die nächsten drei Jahre neue und ehrgeizigere Ziele ausgerufen - und schließt zu Konkurrenten wie Allianz oder Axa auf. Vor rund einem Jahr hatte Europas Branchenprimus neue Vorgaben festgelegt und der französische Rivale hatte sich die Latte höher gelegt. Nach einer Phase der Konsolidierung schaltet nun auch der fünftgrößte europäische Branchenvertreter einen Gang hoch. In den Jahren 2020 bis 2022 wird nach Steuern ein Betriebsgewinn von mehr als 14 Prozent des Kapitals angepeilt - mit steigender Tendenz, wie der Konzern am Donnerstag bei einer Investorenveranstaltung in London ankündigte. Bislang galt mehr als zwölf Prozent als Vorgabe. Im ersten Halbjahr waren es 15,0 Prozent nach 12,1 Prozent im Jahr 2018.
Erstmals verpflichteten sich die Manager um Konzernchef Mario Greco zudem auf ein Gewinnziel: Das Ergebnis pro Aktie soll organisch pro Jahr durchschnittlich um mindestens fünf Prozent wachsen. Auch die Allianz will den Gewinn pro Aktie jährlich um mindesten fünf Prozent steigern, Axa peilt zwischen drei und sieben Prozent Plus an. "Wir haben Zurich vereinfacht sowie agiler und effizienter gemacht und die Grundlage für unseren langfristigen Erfolg gestärkt", erklärte Zurich-Chef Greco. Der Versicherer hatte den Italiener 2016 vom italienischen Rivalen Generali abgeworben, um den zuvor mit Ertragsproblemen kämpfenden Konzern wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
"Mit hohen Erwartungen und einer beeindruckenden Kursentwicklung bis zum heutigen Investor Day erinnern die neuen Ziele von Zurich an die der Allianz zu diesem Zeitpunkt im vergangenen Jahr", erklärte Jefferies-Analyst Philip Kett. An der Börse schlugen die Vorgaben keine hohen Wellen. Mit 0,2 Prozent Kursplus entwickelten sich die Zurich-Aktien leicht besser als die europäischen Versicherungswerte.
AKTIONÄREN WINKT GELDSEGEN - WACHSTUM AUS EIGENER KRAFT
Bei der Stange halten wollen die Schweizer ihre Aktionäre vor allem mit wachsenden Dividenden. Rund 75 Prozent des Gewinns sollen an sie ausgeschüttet werden, wobei die zuletzt bezahlte Dividende - vergangenes Jahr 19 Franken je Aktie - als Untergrenze gilt. Allianz verspricht seinen Eigentümern mit 50 Prozent Dividendenquote merklich weniger Gewinnbeteiligung. Zurich gehört mit einer Dividendenrendite von rund fünf Prozent zu den dividendenstärksten Schweizer Aktien - für viele Anleger der Grund, sich die Aktien des Versicherers ins Depot zu legen. Eigene Aktien zurückkaufen will Greco dagegen nicht.
Wachsen soll Zurich primär aus eigener Kraft und nicht durch Zukäufe. "Wir planen nur für organische Aktionen, wir planen nichts Anorganisches", sagte Greco, der Großübernahmen bereits wiederholt eine Absage erteilt hat. Die Kosten sollen weiter sinken, Greco legt sich diesbezüglich allerdings nicht mehr fest. Diese Ambition sei in den neuen Finanzzielen eingebettet. "Wir wissen aus Erfahrung, dass die Ankündigung von Kostensenkungen nicht gerade die Moral der Organisation stärkt." Zurich hatte für die Periode 2017 bis 2019 ein Sparziel von 1,5 Milliarden Dollar ausgegeben.
Die Schweizer wollen - basierend auf dem unternehmensinternen Modell - weiterhin zwischen 100 und 120 Prozent des benötigten Kapitals vorhalten. Ende September waren es 113 Prozent nach 125 Prozent im Jahr 2018.
rtr