Insgesamt nahm WeFox 650 Millionen Dollar ein und steigerte seinen Marktwert damit auf drei Milliarden Dollar (knapp 2,5 Milliarden Euro). Das entspricht in etwa einer Verdreifachung zu 2019. Es sei die größte Kapitalspritze aller Zeiten für ein Versicherungs-Startup, sagte Firmenchef Julian Teicke in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch der Nachrichtenagentur Reuters: "Der Markt war interessierter als wir erwartet hatten."

Bereits im ersten Quartal waren die Investitionen in deutsche Startups laut einer Untersuchung des Datenanbieters Refinitiv auf den höchsten jemals aufgezeichneten Wert gestiegen. Die größte Finanzierungsrunde stemmte das Lebensmittel-Lieferdienst-Startup Gorillas, das 245 Millionen Euro bei Investoren einsammelte. Im Mai stieg dann Trade Republic mit eingenommenen 900 Millionen Dollar zu einem der wertvollsten europäischen Fintechs auf.

Mit dem frischen Geld will WeFox langfristig auch in die USA und Asien expandieren, wo börsennotierte Konkurrenten wie das von der Allianz mitfinanzierte Startup Lemonade oder Root bereits im Markt sind. Zunächst aber will die 2015 gegründete Firma ihre bisherigen Aktivitäten in Deutschland, Schweiz, Österreich und Polen auf weitere europäische Länder wie Italien, Frankreich und Spanien ausdehnen und neue Produkte anbieten. Bisher verkauft WeFox vor allem Hausrats-, Kfz- und Privathaftpflichtversicherungen, denkt aber über den Einstieg in Lebensversicherungen nach.

Die neue Runde wurde vom Wagniskapitalgeber Target Global angeführt. Zudem kamen beispielsweise LGT aus Liechtenstein und die Schweizer Partners Group neu an Bord. Bestandsinvestoren wie der kanadische Pensionsfonds OMERS, Mubadala Ventures aus Abu Dhabi, der britische Merian Chrysalis und der Samsung Catalyst Fund von Samsung Electronics sowie Salesforce Ventures des gleichnamigen US-Softwareanbieters und Sound Ventures von US-Hollywood-Schauspieler Ashton Kutcher beteiligten sich ebenfalls.

Im vergangenen Jahr verdoppelte WeFox den Umsatz auf mehr als 140 Millionen Dollar. In diesem Jahr soll es zu 350 Millionen Dollar reichen. WeFox fusst auf zwei Säulen: Zum einen vertreibt das Startup eigene Policen und betreibt zum anderen die Plattform WeFox, über die Versicherungsmakler die Policen ihrer Kunden digital verwalten können. Dafür kassiert WeFox Provisionen von den Versicherern, was den Großteil des Geschäfts ausmacht. Ziel sei es, das Makler-Geschäft zu digitalisieren, sagte Teicke und verwies darauf, dass in den USA noch neun von zehn Policen durch Makler oder Vermittler verkauft würden. Einblick in die bis dato verkauften WeFox-Policen oder eigenen Kunden wollen die Berliner mit Verweis auf die Konkurrenz genauso wenig bekanntgeben wie die Zahl der über ihre Plattform agierenden Makler.

rtr