von Christoph Leichtweiß, Geschäftsführer der Ypos Consulting GmbH

Umfragen unter privaten Anlegern in Deutschland zeigen regelmäßig, dass die Menschen mit dem heutigen Verzicht auf Konsum Kapital sichern möchten, um damit in der Zukunft liegende Lebensziele verwirklichen zu können. Altersvorsorge, finanzielle Unabhängigkeit oder die Sicherstellung einer guten Ausbildung für die Kinder sind häufig genannte Motive. Das steigende Geldvermögen der privaten Haushalte macht deutlich, dass die Menschen die Basis zur Erreichung dieser Ziele erfüllen: sie sparen. Das ist gut, reicht aber wahrscheinlich nicht.

Um in der Zukunft mindestens den gleichen Konsum zu ermöglichen, muss das Geld so angelegt werden, dass die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Hierzu ist nach Steuern und Inflation mindestens eine schwarze Null zu erzielen. Bei einer angenommenen Inflationsrate von zwei Prozent und der aktuellen Belastung von Kapitalerträgen durch die Abgeltungsteuer ist somit mindestens eine Verzinsung in Höhe von drei Prozent erforderlich. Diese Aufgabe ist in der aktuellen Niedrigzinsphase mehr als anspruchsvoll - und die tatsächliche Herausforderung ist noch viel größer. Vorhandenes Kapital und mögliche Sparraten reichen bei einem reinen Kapitalerhalt einfach nicht aus, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Es wird eine Rendite benötigt, die die Kaufkraft des Kapitals nicht nur erhalten, sondern auch langfristig steigern kann. Nur so besteht überhaupt die Chance, dass aus dem heutigen Verzicht die gewünschten Lebensziele erreicht werden.

Betrachtet man die Entwicklung des Geldvermögens der privaten Haushalte in Deutschland, dann hat es mittlerweile einen Wert von über fünf Billionen Euro erreicht. Diesen ersten und oberflächlich betrachtet positiven Eindruck gilt es zu hinterfragen. Zum einen ist es natürlich nicht so, dass jedem der 82 Millionen Einwohner der gleiche Anteil gehört. Es besitzt also nicht jeder ein Geldvermögen von rund 61 000 Euro. Aus einer zunehmend ungleicher werdenden Verteilung könnten gesellschaftliche und politische Stresssituationen entstehen.

Zum anderen ist natürlich interessant, wie sich das Geldvermögen zusammensetzt. Die Daten der Bundesbank zeigen, dass Bargeld und Einlagen bei Banken und Sparkassen einen Anteil von 40 Prozent ausmachen. Ansprüche gegenüber Versicherungen kommen auf 30 Prozent. In der Gesamtbetrachtung addieren sich die zinsabhängigen Geldwerte auf einen Wert von mindestens 80 Prozent. In den verbleibenden 20 Prozent befinden sich Investmentzertifikate, sonstige Anteilsrechte und Aktien.

In einer vereinfachten Betrachtung haben wir die Verteilung des Geldvermögens mit den jeweils geschätzten künftigen Renditen für den jeweiligen Bereich gewichtet. Für Investmentzertifikate, Anteilsrechte und Aktien wurde eine durchschnittliche Rendite von fünf Prozent angesetzt, da die tatsächliche Rendite heute nicht eindeutig vorhersagbar ist. Zumindest für die ersten beiden erscheint diese ein wenig zu hoch. In Anbetracht der geringen Ergebniswirkung ist dies jedoch zu vernachlässigen.

Das Ergebnis von 2,3 Prozent vor Steuern und Inflation ist nur eine grobe Indikation. Die Botschaft aber ist eindeutig: Der Anleger erreicht bei dieser Portfoliostruktur nicht die Grenze von drei Prozent, um zumindest die Kaufkraft des Geldes konstant zu halten. Die Folgen der sehr einseitigen Ausrichtung auf zinsabhängige Vermögenswerte werden deutlich, wenn man in der Berechnung die DAX-Rendite des Jahres 2013 von 26 Prozent für den Aktienmarkt erfasst. Die Rendite für das Gesamtvermögen würde dann auf 3,4 Prozent steigen. Natürlich ist dieser Wert ein sehr positiver Ausreißer und weicht erheblich vom Durchschnitt ab. Es macht aber sehr deutlich, wie extrem einseitig das Geldvermögen ausgerichtet ist. Vereinfacht gesprochen könnte man es auch als eine Wette auf niedrige Inflationsraten und den Verzicht auf die Chance einer echten Vermögensmehrung interpretieren.

Christoph Leichtweiß

Der zertifizierte Finanzplaner (CFP) und Anlageberater betreut seit 14 Jahren private Anleger und Unternehmen in allen Fragen der Vermögens- und Depotstrukturierung. Nach Stationen bei der Deutschen Bank und Cortal Consors ist er heute geschäftsführender Gesellschafter der auf Finanzmarktthemen, Beratungsprozesse und Weiterbildung für Finanz- und Steuerberater spezialisierten Firma Ypos Consulting.